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Limburg: Taubenplage – Stadt will Vögel per Genickbruch töten


Tierschützer reden von "Mörderbande"
Stadt will Hunderte Tauben per Genickbruch töten

Von dpa
Aktualisiert am 15.11.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0262887449Vergrößern des BildesTauben spazieren auf einer Straße (Symbolbild): Die Stadt Limburg will jetzt massiven gegen die Plagegeister vorgehen. (Quelle: watson)
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In Limburg soll es Tauben an den Kragen gehen: Die Stadtverwaltung will so Gebäude und Menschen schützen. Tierschützer protestieren heftig.

Wegen ihrer großen Zahl in Städten werden sie auch die "Ratten der Lüfte" genannt. Sie können Krankheiten übertragen, ihr Kot verätzt die Gemäuer auch historischer Gebäude. Jetzt will die Stadt Limburg den Tauben den Garaus machen. Rund 700 Tiere sollen getötet werden – per Genickbruch. Wie ein Stadtsprecher am Dienstag sagte, votierten die Stadtverordneten am Vorabend mehrheitlich für dieses Vorgehen, für das sich zuvor der Limburger Umweltausschuss ausgesprochen hatte. Tierschützer reagierten empört auf die Entscheidung.

Sie hatten sich vor der Stadtverordnetenversammlung getroffen, etwa 40 Personen hätten auch an der Parlamentsdebatte teilgenommen, so ein Sprecher der Stadtverwaltung. Anschließend seien die Stadtverordneten außerhalb des Gebäudes teils mit Ausrufen wie "Mörderbande" beschimpft worden.

"Nach Einschätzung der Mehrheit ist die Taubenpopulation in Limburg so hoch, dass dringend Abhilfe geschaffen werden muss, um Menschen und Gebäude zu schützen", hieß es in einer Mitteilung der Stadt. Dem Beschluss zufolge soll das geplante Vorgehen gegen die Tauben zunächst rechtlich überprüft werden. Dabei soll das Veterinäramtes einbezogen werden. Die Tierschutzorganisation Peta hat angekündigt, die Kommunalaufsicht zu informieren.

Die kontroverse Debatte um die Tauben in Limburg hat bereits im Vorfeld der Entscheidung für Aufsehen gesorgt. Laut einer Erklärung der Stadt vom Dienstag haben Vertreter der Stadtverordnetenversammlung unzählige E-Mails und Social-Media-Posts erhalten. Zuvor wurde sogar mit Strafanzeigen gedroht, was von der Stadt als "deutliche Grenzüberschreitung in der Meinungsäußerung" bewertet wurde.

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Erst Tötung, dann Geburtenkontrolle

Die geplante Tötung soll auf zwei Jahre befristet werden, danach solle ein Erfahrungsbericht erstellt werden, sagte der Stadtsprecher. Es werde davon ausgegangen, dass die Populationsgröße der Tauben dann so weit reguliert sei, dass man mit einer "Geburtenkontrolle" in betreuten Taubenhäusern auskomme. Darin werden die Tiere mit Futter versorgt, und ihre Gelege werden entnommen, so dass keine Küken schlüpfen können. Die Grünen-Fraktion hatte sich in einem Änderungsantrag dafür ausgesprochen, nur diese Form der Geburtenkontrolle anzuwenden. Auch das hessische Umweltministerium habe die Stadt in einem Brief aufgefordert, diese Lösung genau zu prüfen, sagte der Stadtsprecher. Offenbar stehen dem aber Mehrkosten gegenüber. Nach Angaben der Hessenschau kostet das Töten im Fangschlag 20.000 Euro, die Taubenhäuser hingegen 90.000 Euro.

Der Limburger Umweltausschuss hatte sich zuvor zu dem Thema unter anderem von dem Falkner und Jäger Berthold Geis aus dem Landkreis Limburg-Weilburg beraten lassen und für die Tötung der Tiere gestimmt. Geis hält die betreuten Taubenschläge für wirkungslos und tötet selbst im Auftrag von Kommunen und Firmen Stadttauben. Die Lizenz dafür erstritt er mehrfach vor Gericht und erlangte damit auch bundesweite Bekanntheit.

Wenn es zu einer Ausschreibung kommt, will sich Geis um den Auftrag in Limburg bewerben. Die Tiere würden in diesem Fall in einen Fangschlag gelockt, wo sie zunächst mit einem Schlag auf den Kopf betäubt und dann per Genickbruch getötet würden. Aus einer Zählung war vor einiger Zeit hervorgegangen, dass es in Limburg rund 700 Tauben gibt.

Tierschützer drohen mit Strafanzeigen

Engagierte des Limburger Stadttaubenprojektes erklärten auf Facebook, man sei "entsetzt, bestürzt, fassungslos" über die Entscheidung der Stadtverordneten. Mitwirkende des Projekts wollen nach eigenem Bekunden mit dem Veterinäramt Kontakt aufnehmen und erwägen je nach weiterem Verlauf auch strafrechtliche Schritte, etwa in Form von Anzeigen. Im Rahmen des Stadttaubenprojekts werden beispielsweise kranke Tauben versorgt und gesund gepflegt.

Auch der Bundesverband Menschen für Tierrechte und die Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz kündigten am Dienstag rechtliche Schritte gegen die geplante Tötung an. Man habe den Limburger Bürgermeister Marius Hahn (SPD) bereits vor der Abstimmung "per anwaltlichem Schriftsatz darüber informiert, dass die Abgeordneten wissentlich Rechtsbruch begehen, wenn sie für die Massentötung von Tauben stimmen", hieß es in einer Mitteilung. Der Bürgermeister müsse die Entscheidung nun beanstanden, da die geplante Tötung unter anderem gegen das Tierschutzgesetz verstoße.

Transparenzhinweis
  • Dieser Text wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • hessenschau.de: "Limburg will Tauben mit Genickbruch töten"
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