"White Power"-Symbole in Aachener Nachtclub Neonazis feiern und posieren im "Nox" – Betreiber "bestürzt"

Der Aachener Nachtclub "Nox" veröffentlicht Partybilder von Gästen, die rechtsextreme Symbole zeigen. Viele sind darüber empört. Die Betreiber zeigen sich schockiert und geloben künftig mehr Wachsamkeit.
Drei junge Männer haben bei einer Party am 7. März im beliebten Aachener Nachtclub "Nox" für ein Foto posiert: Auf dem Bild zeigt einer der drei Männer ein eindeutiges "White Power"-Zeichen, ein anderer posiert mit erhobenen Fäusten in Kampfstellung. Das Foto hat ein Fotograf des Nachtclubs gemacht. Die Betreiber haben das Bild – zusammen mit vielen anderen Partybildern – auf Facebook hochgeladen.
Das "White Power"-Zeichen steht für die Ideologie der weißen Vorherrschaft („Weiße Macht“) und wird vor allem in rechtsextremen, neonazistischen und rassistischen Kreisen verwendet. Es ist ein Schlüsselbegriff und Symbol der Neonazi-Szene und steht für die Überzeugung, dass "die weiße Rasse" anderen überlegen sei.
Nachtclub "Nox" gesteht Fehler ein
Das Foto, das im Nox entstanden ist, wurde inzwischen entfernt. Mehrere Menschen haben die Betreiber des Nachtclubs auf die gezeigten Symbole hingewiesen. Das Nox hat sich auf Instagram inzwischen zu dem Vorfall geäußert: "Wir sind über den Fakt, dass dieses Bild auf unserer Seite ist, sehr bestürzt", schreiben die Betreiber des Nachtclubs auf Instagram. Ebenso bestürzt seien sie darüber, dass offensichtlich Leute mit diesem Gandankengut bei ihnen verkehrten. Menschen mit diesem Gedankengut sollten sich gar nicht erst in dem Club einfinden.
Darüber, wie es überhaupt erst dazu kommen konnte, dass das Foto im März auf der Seite des Nachtclubs landete und bis Mai dort verblieb, schreiben die Betreiber: "Wir müssen eingestehen, dass uns die geheime Symbolik in der rechten Geste nicht aufgefallen ist. Da ist uns echt ein Fehler unterlaufen und wir werden uns in Zukunft mehr sensibilisieren."
Auf Instagram zeigen die Nutzer kein Verständnis dafür, dass die Symbole niemandem aufgefallen sind. "Geheime Symbole? Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Offensichtlicher gehts nicht", schreibt etwa ein Nutzer. Ein anderer übt Kritik an den Besuchern, die an dem Abend vor Ort waren und vermeintlich weggesehen haben: "Sorry, aber hat das keiner gesehen und die einfach machen lassen?" Andere Nutzer schlagen Lösungen für Probleme mit rechtsextremen Partygängern vor: "Hausverbot für die abgebildeten Personen und alle, die diese Zeichen in Zukunft zeigen. Türpersonal sensibilisieren für Szene, Marken und derartige Symbole. So geht Prävention."
Warum wird das "Okay"-Zeichen von Neonazis verwendet?
Rechtsextreme verwenden zwei verschiedene Handzeichen, um ihre Überzeugungen in der Öffentlichkeit zu signalisieren. Zum einen ist das die weiße, rechte, aufwärts gerichtete geballte Faust - eines der weltweit am häufigsten verwendeten Symbole im Neonazi-Umfeld.
Seit 2017 wird allerdings auch das Handzeichen für "Okay" (Daumen und Zeigefinger bilden einen Kreis, die restlichen Finger sind abgespreizt) von Teilen der White-Power-Szene verwendet. Ursprung war ein Internet-Hoax aus dem Forum 4Chan, die sogenannte "Operation O-KKK". Das "Okay"-Symbol wurde in Anlehnung an den Ku-Klux-Klan (KKK) verwendet, ursprünglich um Medien zu provozieren. Nach der medialen Verbreitung wurde das Zeichen allerdings von Rechtsextremen tatsächlich als Erkennungszeichen übernommen.
Wird das "Okay-Zeichen" zusammen mit erhobenen Fäusten gezeigt – wie auf dem Party-Foto, das im Nox aufgenommen wurde verstärkt dies noch die Botschaft der weißen Vorherrschaft und signalisiert sowohl Kampfbereitschaft als auch Zugehörigkeit zur rechtsextremen Szene.
Neonazis verbreiten Ideologie über öffentliche Veranstaltungen
Das Zeigen des "Okay"-Zeichens ist in Deutschland nicht grundsätzlich strafbar – wie etwa das Zeigen eines Hitlergrußes oder Hakenkreuzes. Jedenfalls solange nicht, wie kein eindeutiger Bezug zur rechtsextremen Szene oder zu verbotenen Organisationen bewiesen werden kann.
Rechtsextreme, einschließlich Neonazis, verfolgen laut Medienberichten derzeit das Ziel, den sogenannten "vorpolitischen Raum" zu beeinflussen. Der "vorpolitische Raum" umfasst dabei gesellschaftliche Bereiche außerhalb der institutionellen Politik, wie etwa öffentliche Plätze wie etwa eine Promi Bar in Kampen auf Sylt, kulturelle Veranstaltungen, Vereine, soziale Medien, Demonstrationen oder auch Diskotheken. Durch die Präsenz und Aktionen in diesem Raum versuchen sie, ihre Ideologie zu verbreiten, gesellschaftliche Akzeptanz zu gewinnen und andere einzuschüchtern.
- Instagram-Kommentar von @noxaachen
- Instagram-Post von @antfajugend.ac
- bpb.de: "Rechtsextremes Verhalten: Symbole und Codes" (PDF)
- verfassungsschutz.de: "Symbole, Zeichen und verbotene Organisationen" (PDF)
- zeit.de: "Das Okay-Handzeichen wird jetzt offiziell als Hasssymbol gelistet"
- independent.co.uk: "How did the OK sign become a symbol of white supremacy?"
- Eigene Recherche