Aachener Hilfswerk kritisiert Bundesregierung Misereor: Den Hunger bekämpfen, statt Hilfe kürzen

Das Aachener Hilfswerk kritisiert geplante Einsparungen der Bundesregierung bei Entwicklungsarbeit und humanitärer Hilfe. Weltweit hungern 673 Millionen Menschen.
Das Aachener Hilfswerk Misereor hat vor einer Verschärfung der weltweiten Hungersituation gewarnt. Grundlage ist der am Montag veröffentlichte UN-Welternährungsbericht. Demnach haben im vergangenen Jahr rund 673 Millionen Menschen nicht genug zu essen gehabt.
Lutz Depenbusch, Misereor-Experte für Ernährung, teilt mit, dass Hunger kein Versorgungsproblem sei: "673 Millionen Menschen hungern nicht, weil die Welt sie nicht ernähren könnte. Konfliktparteien – in Gaza, Myanmar, dem Sudan und vielen anderen Ländern – nehmen Hunger in Kauf oder setzen ihn gezielt als Waffe ein." Regierungen ignorierten die Armut, die Menschen in den Hunger treibt. Sie ignorierten auch die unzureichenden Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe, die schon heute Ernten und Leben vernichte, so der Experte.
Misereor: Deutschland könne einen wesentlichen Beitrag leisten
Nach Einschätzung Depenbuschs drohe sich die Lage deutlich zu verschlechtern. Neben ungelösten Konflikten und Klimafolgen spiele auch der politische Kurswechsel in den USA eine Rolle. Deutschland könne das Problem zwar nicht allein lösen, aber einen wesentlichen Beitrag leisten.
Depenbusch: "Die Bundesregierung sollte gegenüber Kriegsparteien klar Position beziehen – auch mit Blick auf Gaza. Sie sollte die Bekämpfung des Klimawandels verstärken und nicht zugunsten kurzfristiger Wirtschaftsinteressen abschwächen. Und vor allem sollte sie ihre – nach dem Rückzug der USA – noch wichtigere Rolle in der internationalen Zusammenarbeit aktiv annehmen", heißt es in der Mitteilung.
Haushaltskürzungen bedrohen Hilfsleistungen
Besonders kritisch sieht Misereor die geplanten Haushaltskürzungen. Nach Angaben des Hilfswerks ist vorgesehen, Mittel für Entwicklungszusammenarbeit zu reduzieren und die humanitäre Hilfe sogar zu halbieren. Depenbusch erklärte: "Wenn die Regierung ihre Pläne umsetzt, nimmt sie Leid und Sterben sehenden Auges in Kauf."
Misereor mit Sitz in Aachen engagiert sich seit 1958 gegen Hunger und Armut. Der Fokus liegt auf langfristiger Unterstützung kleinbäuerlicher Landwirtschaft und lokaler Ernährungssysteme. In akuten Krisen leistet das Hilfswerk zusätzlich Nothilfe. Derzeit fördert Misereor nach eigenen Angaben mehr als 800 Projekte weltweit, die zur Verbesserung der Ernährungssicherheit beitragen.
- misereor.de: "Hunger bekämpfen statt Hilfe kürzen"