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Waldbrände in Brandenburg: Innenminister Stübgen fordert mehr Geld vom Bund


Innenminister warnt vor weiteren Feuern
Land fordert Hilfe vom Bund

InterviewVon Yannick von Eisenhart Rothe

20.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Rot erleuchtet ist der Nachthimmel durch das Feuer eines Waldbrands in der Nähe der brandenburgischen Kleinstadt Treuenbrietzen.Vergrößern des Bildes
Rot erleuchtet ist der Nachthimmel durch das Feuer eines Waldbrands in der Nähe der brandenburgischen Kleinstadt Treuenbrietzen. (Quelle: Christian Guttmann/dpa/dpa-bilder)

Die Waldbrände in Brandenburg sind unter Kontrolle, Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen befürchtet aber weitere Feuer. Im Interview mit t-online spricht er darüber, wie sich das Land darauf vorbereitet und fordert Bürger auf, selbst mitzuhelfen.

t-online: Herr Stübgen, Sie waren heute nochmals an den Orten der beiden Waldbrände in Beelitz und Treuenbrietzen. Wie ist die Lage?

Michael Stübgen: Nachdem die Lage am Wochenende durch die extreme Trockenheit und starke Winde höchst dramatisch war, ist das Feuer jetzt glücklicherweise in beiden Bereichen unter Kontrolle. Es gibt fast keine offenen Flammen mehr und nur noch wenig Rauchentwicklung. Jetzt sind wir dabei, die Glutnester ausfindig zu machen und zu löschen, damit der Brand nicht neu entfacht werden kann.

Wie gut hat die Brandbekämfpung funktioniert?

Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr haben unter schwierigsten Bedingungen riesige Arbeit geleistet. Schon am Sonntagabend ist es ihnen gelungen, die weitere Ausbreitung zu verhindern. Der heutige Regen hat uns dann sehr bei der Eindämmung des Feuers geholfen. Wir haben Anfang des Jahres 35 neue Löschfahrzeuge angeschafft, die speziell zur Bekämpfung von Waldbränden gebaut wurden. Die waren fast alle im Einsatz. Das hat sich positiv bemerkbar gemacht.

Mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden. Sind Menschen zu Schaden gekommen?

Bei den Bränden in Beelitz und Treuenbrietzen glücklicherweise nicht. Es gab am Wochenende in ganz Brandenburg aber noch mehrere weitere Waldbrände. Bei einem kleineren Feuer im Landkreis Barnim musste ein Feuerwehrmann mit einer schweren Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das zeigt, wie gefährlich diese Einsätze sind.

Stichwort "gefährlich": In Treuenbrietzen wurden die Löscharbeiten auch dadurch erschwert, dass das Gebiet mit Munition belastet ist und es zu Explosionen kam. Warum wurden die Gebiete in den letzten Jahren nicht geräumt?

Wir haben in Brandenburg weit mehr als 350.000 Hektar unter Kampfmittelverdacht, viele Flächen davon sind stark belastet. Zum einen noch von Bombardements des Zweiten Weltkriegs, aber auch durch viele ehemalige Truppenübungsplätze, wo erst die Wehrmacht und später die Sowjets riesige Mengen Munition zurückgelassen haben. Wir beschäftigen uns intensiv damit und haben alleine im vergangenen Jahr 360 Tonnen Kampfmittel beseitigt. Aber das ist eine Jahrhundertaufgabe, die sich nicht so schnell lösen lässt.


Quotation Mark

"Engagieren Sie sich bei der Freiwilligen Feuerwehr"


Michael Stübgen, Innenminister in Brandenburg


Sie befürchten einen "extrem gefährlichen Waldbrandsommer". Wie bereitet sich das Land darauf vor?

Unsere Böden sind so ausgetrocknet, dass die Brandgefahr extrem hoch bleibt, solange es nicht deutlich mehr regnet. In Brandenburg ist schon viel getan worden, wir haben zwei Waldbrandzentralen und viel Geld in Fahrzeuge und Hochleistungspumpen investiert. Mit Blick auf das, was droht, ist aber klar: Wir müssen mehr tun. Wir müssen mehr finanzielle Mittel im Haushalt bereitstellen. Auch vom Bund brauchen wir deutlich mehr Geld für die Waldbrandbekämpfung. Außerdem will ich die Strukturen in Krisenfällen straffen.

Wie soll das konkret aussehen?

Ich will ein Landesamt für Bevölkerungsschutz einrichten. In solch einem Krisenfall ist zunächst die Kommune zuständig. Wenn die alleine nicht dagegen ankommt, kommt der Landkreis dazu, dann das Land, zum Schluss der Bund. Am Wochenende hat das funktioniert, insgesamt kann die Zusammenarbeit aber noch effektiver werden. Bevölkerungsschutz ist nicht nur wegen der Waldbrände ein drängendes Thema, sondern auch wegen des Krieges in der Ukraine, der die Sicherheitssituation in ganz Europa verändert hat.

Wie können sich die Bürgerinnen und Bürger auf die drohenden Brände im Sommer vorbereiten?

Die Menschen in den gefährdeten Gebieten wissen schon, wie sie damit umgehen müssen. Die Dörfer, die am Wochenende geräumt wurden, waren schon vor vier Jahren betroffen. Das sind traumatisierende Erfahrungen, aber sie haben sich vorbildlich verhalten. Was aber alle tun können: Wir brauchen viel mehr Menschen in den Freiwilligen Feuerwehren. Von den 1.000 Einsatzkräften am Wochenende waren etwa 90 Prozent Ehrenamtliche. Das sind die eigentlichen Helden. Also: Engagieren Sie sich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ihrem Ort.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Michael Stübgen
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