Berliner Mieter fast zwei Wochen ohne Heizung und Warmwasser
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Seit fast zwei Wochen gibt es in einem Berliner Mietshaus weder Heizung noch Warmwasser. Die Situation bringt die Mieter an ihre Grenzen.
Dick eingepackt sitzt Karin Dierke auf ihrer Couch im Wohnzimmer. Die Rentnerin trΓ€gt Jacke und Schal und hat sich eine Wolldecke ΓΌbergeworfen. Warum sie das tut, verdeutlicht ein Blick auf das Thermometer in einer Ecke des Raumes: 10,3 Grad zeigt es an. "Es ist furchtbar, ich friere", sagt Dierke.
Das geht nun schon seit knapp zwei Wochen so. Am 1. Dezember ist in dem Mietshaus in Berlin-Spandau, in dem Dierke wohnt, die Heizung ausgefallen. Auch Warmwasser gibt es seitdem keines mehr. Betroffen sind nach t-online-Informationen 36 Mietparteien.
Duschen bei einer Bekannten
Zweimal in der Woche geht Dierke zu einer Bekannten, um dort zu duschen. Eigentlich sei ihr das unangenehm, sagt sie. Aber es gehe momentan nicht anders. Und wenn sie sich mal kurz aufwΓ€rmen will, besucht sie ihre Nachbarn, die Familie KΓΌhne. Die sind zwar auch von dem Heizungsausfall betroffen, haben sich aber nach ein paar Tagen in der KΓ€lte drei elektrische HeizgeblΓ€se angeschafft.
Bevor Matthias KΓΌhne die WohnungstΓΌr ΓΆffnen kann, muss er erst einmal die Decke entfernen, die er davor genagelt hat. "Unter der TΓΌre zieht kalte Luft rein. Wir versuchen alles, um irgendwie klarzukommen", erzΓ€hlt er. Bei den KΓΌhnes ist es deutlich wΓ€rmer als bei Dierke. In der KΓΌche und im Wohnzimmer surrt je ein HeizgeblΓ€se. "Ich bin gespannt auf die Stromrechnung", sagt KΓΌhne. Den ganzen Tag kΓΆnne man die GeblΓ€se allerdings nicht anlassen. Und nachts kΓΌhle die Wohnung ebenfalls auf etwa 10 Grad herunter.
Abwasch und KΓΆrperhygiene aus dem Wasserkocher
Ehefrau Liane KΓΌhne bemerkte als Erste, dass etwas nicht stimmt. Beim Abwasch sei das Wasser plΓΆtzlich nicht mehr warm geworden. "Dann hab ich an die Heizung gefasst, die war auch kalt", berichtet sie.
Die KΓΌhnes, die gemeinsam mit dem Sohn und der Schwiegertochter in der kleinen Wohnung leben, haben seither alles versucht, um wieder Heizung und Warmwasser zu bekommen. Etwa 100 Mal hΓ€tten sie bei der MΓ€ngelhotline und bei der Hausverwaltung direkt angerufen. Dort seien sie nur vertrΓΆstet worden. Mittlerweile reagiere niemand mehr auf E-Mails. Abwasch und KΓΆrperhygiene erledigen die KΓΌhnes derweil mit Wasser, das sie im Wasserkocher und in TΓΆpfen erwΓ€rmen. Teilweise sei sie stundenlang damit beschΓ€ftigt, die Badewanne zu fΓΌllen, damit alle notdΓΌrftig duschen kΓΆnnten, sagt Liane KΓΌhne.
An 9. Dezember, also acht Tage nach dem Ausfall, habe die Hausverwaltung zum ersten Mal offiziell ΓΌber den Defekt und die geplante Instandsetzung informiert. Seitdem hΓ€ngt ein Schreiben an der EingangstΓΌr des Hauses. "Die zentrale Heizungsanlage ist defekt", steht darin. "HΓ€tten wir jar nich mitbekommen sonst, wa", sagt Matthias KΓΌhne und schnaubt verΓ€chtlich.
"Alles ist klamm, sogar die Klamotten in der Kommode"
Weiter heiΓt es in dem Schreiben, dass es Lieferschwierigkeiten beim defekten Brenner gegeben habe. Dieser solle aber nun am Montag ankommen und am Dienstag, den 13. Dezember, verbaut werden. Der GeschΓ€ftsfΓΌhrer teilte auf t-online-Anfrage zunΓ€chst das Gleiche mit. An diesem Dienstag gegen 13 Uhr ist von Handwerkern jedoch noch nichts zu sehen.
Die KΓΌhnes haben neben der KΓ€lte ein weiteres groΓes Problem. Kalte Luft kann nΓ€mlich weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Das zeigt sich in der Wohnung ΓΌberall: Auf den Fenstern ist deutlich Kondenswasser zu sehen, auch die WΓ€nde sind feucht. "Alles ist klamm, sogar die Klamotten in der Kommode und meine Medikamente im Schrank", berichtet Matthias KΓΌhne. Er deutet auf mehrere Ecken, an denen sich schwarzer Schimmel gebildet hat. Der sei nicht da gewesen, als die Heizung noch funktioniert habe. "Wir husten immer ΓΆfter, wahrscheinlich liegt das am Schimmel", sagt seine Frau Liane.
Matthias KΓΌhne will wegen der erlittenen Unannehmlichkeiten im Januar keine Miete ΓΌberweisen. Das habe er der Hausverwaltung auch angekΓΌndigt, darauf aber keine Reaktion erhalten, sagt er. Der GeschΓ€ftsfΓΌhrer der Hausverwaltung antwortet t-online auf die Frage, ob den Bewohnern Mietminderungen zustΓΌnden: "Rechtliche Fragen kann ich Ihnen nicht beantworten. Wir wissen aber, dass die Mieter gut beraten sind."
Gegen 18 Uhr lΓ€uft die Heizung noch immer nicht. Mittlerweile stehe aber das Auto eines Technikers vor dem Haus, berichtet Liane KΓΌhne. Die Hausverwaltung teilt auf erneute t-online-Anfrage mit, dass der neue Brenner um 14 Uhr am Haus angekommen sei und die Montage noch andauere. Die Mieter haben laut Liane KΓΌhne eine Mail erhalten, wonach ab etwa 22 Uhr wieder alles funktionieren soll. "Ich glaub das erst, wenn das warme Wasser aus der Leitung kommt", sagt Liane KΓΌhne.