Nach Kritik Nazi-Vorwürfe: Veranstalter sagt Konzerte auf RAW-Gelände ab

Am Mittwoch sollten zwei Acts in einer bekannten Berliner Location spielen. Doch nach Kritik am rechten Auftreten der Künstler wurden die Konzerte abgesagt.
Das "Urban Spree", ein Club auf dem RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain, hat ein Konzert der Neofolk-Bands "Death in Rome" und "Herr Lounge Corps" abgesagt. Grund sei, dass die Musiker eine rechtsextreme Ideologie verharmlosen. Zuerst berichtete der "Tagesspiegel".
Das Konzert war für kommenden Mittwoch geplant. Auf der Website des "Urban Spree" wurde die Veranstaltung mittlerweile gelöscht. Der Manager des Clubs bestätigte der Zeitung am Donnerstag, dass der Auftritt der Künstler nicht stattfindet. Man stehe zu 100 Prozent gegen Extremismus, heißt es.
Rechtsextreme Botschaften auf Instagram-Profil
"Es liegt uns am Herzen, für Künstler, Veranstalter, Crew und Publikum entsprechend unseren Werten einen inklusiven, von Akzeptanz geprägten, freien und sicheren Ort zu schaffen", so die Location. Das "Urban Spree", wie auch das gesamte RAW-Gelände, gilt als linksorientiert und queerfreundlich. Ticketpreise für die abgesagten Konzerte werden demnach zurückerstattet.
Laut "Tagesspiegel" sei insbesondere der Voract "Herr Lounge Corps" problematisch. Mitglied Miro Snejdr ist demnach Teil bei der Band "Death in June", dessen Leadsänder Douglas Pearce etwa als Verehrer des SA-Chefs Ernst Röhm gilt und regelmäßig in Tarnuniform der SS auftritt. Auf seinem Instagram-Profil sollen sich zudem rechtsextreme Botschaften befinden.
Der geplante Hauptact für das "Urban Spree", "Death in Rome", spiele mit ihrem Namen eben auf diese problematische Band an, heißt es weiter. Zudem bilden sie beispielsweise auf dem Cover ihres Songs "Barbie Girl" den Nazi-Kriegsverbrecher Klaus Barbie ab.
"Einige Bands eindeutig rechtsextrem"
Die Berliner Morgenpost hat daraufhin die Band kontaktiert. Diese sei geschockt über die Absage. Band-Mitglied Vincent Craine sagte: "Wir stehen eigentlich für das Gegenteil, was uns vorgeworfen wird, und wissen nicht, wie wir reagieren sollen." Man habe sich mehrfach gegen jegliche rechte Tendenz gestellt und wolle lediglich "die Neofolk-Szene auf die Schippe nehmen". Zudem sei ihr Ziel, "offen rechte Bands zu persiflieren" – durch eine übertreibende Nachahmung zu verspotten also.
In einem Interview mit der Berliner Morgenpost geht Robert Lüdecke, Rechtsextremismus-Experte bei der Amadeus Antonio Stiftung, auf die Neofolkszene ein. Diese sei grundsätzlich sehr gemischt, heißt es. "Einige Bands sind eindeutig rechtsextrem, andere Gruppen eher im Graubereich". Letztere würden den Nationalsozialismus verharmlosen, in dem sie mit der Ästhetik dieser Zeit spielen. Häufig werde das von den Bands als Provokation gerechtfertigt.
Ein Blick auf die Website von "Herr Lounge Corps" und "Death in Rome" reiche, um Runen der Nazis zu erkennen. Auf Konzerten würden viele Besucher mit dieser Ästhetik und Ideologie liebäugeln, so Lüdecke weiter.
Auch die Politik äußerte sich. "Rechter Hetze, Rassismus, Antisemitismus und jeder anderen Form von Menschenfeindlichkeit darf keine Bühne geboten werden", sagte Clara Hermann, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg der Zeitung.
- tagesspiegel.de: "Rechte Konzerte auf RAW-Gelände - 'Urban Spree' sagt Veranstaltung ab"
- morgenpost.de: "Nach Nazi-Vorwürfen: Konzert auf RAW-Gelände abgesagt"