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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Lebensgefährlicher Fund Fünfjähriger entdeckt Heroin auf dem Spielplatz
Ein Fünfjähriger hat in Berlin Heroinkügelchen auf einem Spielplatz gefunden. Der Vater klärt in den sozialen Medien darüber auf, der Bezirk ist alarmiert.
Auf den ersten Blick sehen sie aus wie bunte Murmeln. Was zwei Kinder auf einem Spielplatz in Berlin-Neukölln gefunden haben, ist aber potenziell lebensgefährlich. Ein fünfjähriger Junge entdeckte zwei der Kügelchen am Montag im Sand unter einem Spielgerät auf dem Spielplatz an der Ilsestraße Ecke Nogatstraße und zeigte sie seinem großen Bruder. Der Neunjährige habe geistesgegenwärtig reagiert und gesagt: "Komm, lass mal Papa holen." So erzählt es der Vater, Paul Ohmert, im Gespräch mit t-online.
"Für eine Sekunde dachte ich, das seien Kichererbsen", sagt Ohmert. Bei genauerer Betrachtung sei ihm aber klar geworden, dass das nur Drogen sein können. "Ich habe gesehen, dass das ein weißes Pulver ist, was in Plastik eingeschweißt ist." Ohmert und seine Söhne buddeln weiter im Sand und finden insgesamt mehr als ein Dutzend Kügelchen. "Da muss eine Art Nest gewesen sein, das durch Kinderfüße aber ein wenig verstreut wurde."
"Ich bin so froh, dass meine Jungs so wachsam waren"
Eine kurze Onlinerecherche erweckt bei Ohmert den Verdacht, dass es sich um Heroin handeln muss. Die Polizisten, die er hinzuruft, teilen diese Vermutung. Auf t-online-Anfrage teilt die Polizei Berlin mit, dass Beamte die Tütchen beschlagnahmt hätten und ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz gegen Unbekannt eingeleitet worden sei.
In den folgenden Tagen sei er noch mehrmals an den Spielplatz zurückgekehrt. Schüler einer angrenzenden Schule hätten ein weiteres Kügelchen entdeckt, als er gerade dort gewesen sei. Auch Spritzbestecke habe er gefunden. "Ich bin so froh, dass meine Jungs so wachsam waren und gemerkt haben, dass das etwas Komisches ist."
Über seine Funde hat der Familienvater in Videos auf Instagram und TikTok berichtet. Die Clips schlagen dort hohe Wellen, eines ist mehr als 900.000 Mal abgespielt worden. "Die Videos gingen sehr schnell rum, sodass auch die Kindergärten und Schulen im Umkreis schnell Bescheid wussten", sagt Ohmert. Er wolle damit vor allem Aufklärung betreiben.
"Das Geschrei hilft niemandem"
Einige Kommentare unter seinen Videos stören Ohmert. "Da ist von Unmenschen die Rede, die man wegsperren solle. Die Leute, die solche Drogen konsumieren, brauchen Hilfe. Das Geschrei hilft niemandem." Es helfe auch nicht, Drogensüchtige einfach wegzusperren. Man brauche einen gesamtheitlichen Ansatz und Räume, wo Abhängige sicher Drogen konsumieren könnten, damit sie das nicht in Hauseingängen oder in der Nähe von Kindern täten.
Inzwischen habe er sich auch mit dem Grünflächenamt, der Kripo, dem Drogenhilfeverein Fixpunkt und dem Stadtrat in Verbindung gesetzt. "Wir nehmen das sehr ernst", sagte Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) der "Berliner Zeitung". Eine Firma sei damit beauftragt worden, den Spielplatz und den Sand dort gründlich zu reinigen.
Ohmert glaubt, dass solche Funde sich nicht ganz verhindern lassen. Er wünscht sich mehr Aufklärungsarbeit an Schulen und Kitas, wie gefährliche Stoffe aussehen und was man tun soll, wenn man sie findet. Außerdem hofft er, dass Spielplätzen zukünftig mehr Bedeutung zugemessen wird. "Im Moment werden sie behandelt wie jede andere Grünfläche, obwohl da Kinder spielen." In einer idealen Welt würden Spielplätze täglich gesäubert.
Außerdem appelliert er an jeden, der selbst einen ähnlichen Fund macht, diesen zu melden. "Ruft die Polizei. Je mehr Meldungen die bekommen, desto besser wissen sie Bescheid, wo Schwerpunkte sind", sagt Ohmert.
- Interview mit Paul Ohmert
- Anfrage an die Polizei Berlin
- berliner-zeitung.de: "Berlin-Neukölln: Jetzt gibt es Heroin auch auf Kinderspielplätzen"