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Rammstein-Konzert in Berlin: Lindemann will Petition verhindern


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Lindemann geht gegen Anti-Rammstein-Petition vor

Von Jannik Läkamp

Aktualisiert am 31.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Till Lindemann: Gegen den Rammstein-Sänger liegen Missbrauchsvorwürfe vor.Vergrößern des Bildes
Till Lindemann: Gegen den Rammstein-Sänger liegen Missbrauchsvorwürfe vor. (Quelle: IMAGO/Claudio Bresciani / TT)

Keine Rammstein-Konzerte in Berlin. Das ist die Forderung einer Petition, nachdem die Missbrauchsvorwürfe gegen Frontmann Lindemann bekannt geworden waren. Der wehrt sich nun juristisch.

Diese Woche spielt Rammstein im Berliner Olympiastadion. Geplant sind die Konzerte schon sehr lange, doch die schweren Missbrauchsvorwürfe gegen Sänger Till Lindemann rücken die Auftritte in ein anderes Licht.* Nachdem eine Berlinerin eine Petition gestartet hatte, um die Auftritte absagen zu lassen, geht Lindemann nun juristisch gegen die Unterschriftensammlung "Keine Bühne für Rammstein" vor. t-online hat exklusiv Einblick in die Unterlagen bekommen.

Die Kanzlei Schertz Bergmann, die Till Lindemann juristisch vertritt, hat eine Abmahnung an Campact e.V. geschickt. Campact organisiert Onlinekampagnen und Petitionen, auf der Plattform wurde die Unterschriftensammlung veröffentlicht, der Verein unterstützt die Petition.

Rammstein in Berlin: "Konzerte müssen abgesagt werden"

Begründung für die rechtlichen Schritte gegen die Petition sind Formulierungen, mit denen die Anwaltskanzlei und ihr prominenter Mandant nicht einverstanden sind. Zwar stünde es der Petentin offen, sich mit Rammstein und Lindemann kritisch auseinanderzusetzen, dies rechtfertige aber nicht das "Aufstellen und Verbreiten unwahrer und ehrverletzender Tatsachenbehauptungen", so die Kanzlei.

Im Detail geht es um Passagen, die im Text der Petition enthalten sind. Darin geht sie auf die Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger ein. Till Lindemann solle junge Frauen bei Konzerten reihenweise und systematisch sexuell missbraucht haben. Aus diesem Grund müssten die Rammstein-Konzerte laut der Petition abgesagt werden. Berlin dürfe nicht zum Ort für sexuellen Missbrauch werden, es müsse Konsequenzen geben, heißt es weiter. Es könne nicht sein, dass sich Till Lindemann in Berlin feiern lasse. Ein Rammstein-Konzert sei kein sicherer Ort, so die Petition.

Die Kanzlei von Lindemann erklärt, dass zum einen jede sexuelle Handlung mit Einverständnis geschehen sei. Außerdem würden die Beweise für solche Behauptungen fehlen. Die Nennung Lindemanns als "Täter" stelle eine Vorverurteilung dar. Der Frontmann von Rammstein ist nicht verurteilt worden, es gilt – wie immer bis zum Beweis des Gegenteils – die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungen laufen.

Die Kanzlei forderte in dem Schreiben an Campact, die Unterlassungserklärung bis zum 7. Juli zu unterzeichnen – sonst würden sie vor Gericht ziehen. Diesen Termin hat der Verein gezielt verstreichen lassen.

Wie t-online erfuhr, hat Campact die Unterlassungserklärung zum einen nicht unterzeichnet. Zum anderen hat der Verein mit juristischer Hilfe nachgelegt. "Nach unserer Überzeugung bestehen die Ansprüche Ihres Mandanten nicht", ließ der Verein mitteilen. Es sei lediglich eine "wertende Zusammenfassung eines unstrittigen Sachverhalts" vorgenommen worden. Außerdem, hier wird das Antwortschreiben deutlich, schließe eine formale Zustimmung von Rammstein-Fans keinen Missbrauch aus. Grund dafür sei das System, mit dem sich Lindemann mutmaßlich junge Frauen habe zuführen lassen.

Lindemann habe "verliehene Macht rücksichtslos ausgenutzt"

Ausschlaggebend sei, dass Lindemann "die ihm als angehimmelter Künstler verliehene Macht rücksichtslos ausgenutzt" habe, um junge Frauen zum Sex mit ihm zu bewegen. Daher sei es legitim, von Lindemann als Täter zu sprechen. Nicht zwangsläufig im strafrechtlichen Sinne, aber als Nutznießer eines Missbrauchssystems.

Britta Häfemeier, die Initiatorin der Petition, sagte zu t-online: "Hinter der Unterlassungserklärung steckt ein System, das Frauen mundtot machen will. Davon lasse ich mich nicht einschüchtern." Lindemann und die Anwaltskanzlei sollten ihre Energie lieber in die Aufklärung der Anschuldigungen stecken. Auch der Geschäftsführer von Campact, Felix Kolb, steht weiter hinter der Petition, wie er sagt. "Wir halten es für unsere Pflicht, die mutigen Menschen zu unterstützen, die sich zu den Vorfällen bei Rammstein-Konzerten öffentlich geäußert haben und Konsequenzen fordern. Dazu gehört auch, sich die Verwendung klarer Worte nicht verbieten zu lassen."

Die Konzerte von Rammstein finden am 15., 16. und 18. Juli im Olympiastadion statt. Da Campact sich weigert, die Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, wird der Streit wohl vor Gericht landen. Die Petition hat ein Ziel von 75.000 Unterschriften, Sonntagnacht waren bereits knapp 70.000 zusammengekommen. Ob die Petition selbst bei Erreichen ihres Zieles Erfolg haben wird, ist jedoch fraglich. Berlins Innensenatorin Iris Spranger hatte sich geweigert, die Unterschriftensammlung persönlich entgegenzunehmen.

*Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band Rammstein weder offiziell um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.

Verwendete Quellen
  • Unterlassungserklärung der Kanzlei Scherz Bergmann gegenüber Campact e.V.
  • Antwortschreiben von Campact e.V.
  • Kontakt mit Campact e.V. und Britta Häfemeier
  • weact.campact.de: Keine Bühne für Rammstein
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