Umstrittenes Verkehrsmittel Die Magnetschwebebahn in Berlin: Warum das Projekt scheiterte

Eine Magnetschwebebahn mitten in Berlin: Was heute unvorstellbar klingt, war Ende der 80er für knapp zwei Jahre Realität. Doch das Projekt war umstritten – auch wegen einiger Zwischenfälle.
Eine Magnetschwebebahn in der Hauptstadt: Das hatte sich der aktuelle Senat unter Bürgermeister Kai Wegner (CDU) bei Amtsantritt in den Kopf gesetzt. Seit letztem Jahr ist klar: Die Pläne sind erstmal ausgesetzt, eine angekündigte Machbarkeitsstudie wird nicht mehr verfolgt.
Doch Ende der 1980er Jahre war der Traum einer Magnetschwebebahn für zwei Jahre Realität. Zwischen Gleisdreieck, der Philharmonie (Kemperplatz) und später dem Potsdamer Platz konnten Fahrgäste kostenlos einsteigen. Bis der erste Mensch mitfahren konnte, durchliefen die M-Bahnen zahlreiche Testfahrten – mit zum Teil besorgniserregenden Unfällen und einem Brandanschlag.
Der schwere Weg bis zur ersten Personenfahrt
Die Idee zur M-Bahn entstand aus der Not. Nach dem Mauerbau 1961 lag der U-Bahnhof Gleisdreieck auf West-Berliner Seite brach, ebenso ein Teilstück der U-Bahn-Linie U2. Mit der M-Bahn wollte man ein Stück dieser Trasse wiederbeleben – und gleichzeitig mit modernster Technik glänzen.
Ab 1984 wurde zwischen Gleisdreieck und Kemperplatz der Testbetrieb aufgenommen, zunächst auf einem 1,6 Kilometer langen Abschnitt. Die Strecke sollte später verlängert und in das Berliner Nahverkehrsnetz integriert werden. Doch schon in der Planungsphase stieß das Vorhaben auf Kritik, vor allem wegen der hohen Kosten, dem geringen Nutzen und der unklaren Zukunft des Projekts.
Brandschlag auf einen M-Wagen im Jahr 1987
Der Testbetrieb gestaltete sich alles andere als reibungslos. Die eingesetzte Magnetschwebetechnik war neuartig und störanfällig. Immer wieder kam es zu Problemen bei der Steuerung, den Magneten oder den Stromversorgungsanlagen. Vor allem aber häuften sich Unfälle und sicherheitsrelevante Zwischenfälle.
Im März 1988 ereignete sich ein Unfall, als ein M-Bahn-Fahrzeug ungebremst eine verglaste Außenwand durchbrach. Ein technischer Defekt hatte das Sicherheitssystem versagen lassen. Das Fahrzeug wurde stark beschädigt, es gab keine Verletzten.
Ein weiterer Vorfall zeigte im Sommer 1987 die Unzufriedenheit einiger Menschen mit der M-Bahn: Unbekannte Täter setzten einen der Züge in Brand, das Fahrzeug brannte vollständig aus. Die Ermittlungen führten nie zu einer Verurteilung, doch der Imageschaden war groß. Der Vorfall führte zu einer Unterbrechung des Testbetriebs und verzögerte den geplanten Beginn des Fahrgastverkehrs.
Betrieb der M-Bahn 1991 eingestellt
Trotz aller Rückschläge wurde die M-Bahn am 28. August 1989 offiziell für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Nur wenige Wochen nach der Eröffnung fiel die Berliner Mauer.
Damit wurde die ursprüngliche U2-Strecke wieder benötigt, auf deren Trasse die M-Bahn rollte. Die Folge: Bereits im Juli 1991 wurde der Betrieb eingestellt. Ein Jahr später begann der Abriss. In keiner deutschen Stadt gibt es heute eine Magnetschwebebahn. Immer wieder gab es Projekte für Strecken etwa in München und Hamburg, die aber aufgrund hoher Kosten oder anderer Faktoren abgebrochen wurden.
Auch in Berlin sieht es so aus, als wäre die Idee einer Renaissance der Magnetschwebebahn in der laufenden Legislaturperiode erst einmal nicht möglich sein. Die Senatsverwaltung teilte dem rbb im Oktober 2024 mit, dass sie sich mit den Berliner Verkehrsbetrieben BVG darauf verständigt habe, ein "Mobilitätskonzept mit Blick auf die Jahre bis 2035" zu entwickeln. Ob darin eine Magnetschwebebahn in Betracht gezogen wird, bleibt vorerst unklar.
- berliner-verkehrsseiten.de: "Geschichte der Berliner M-Bahn"
- tip-berlin.de: "Die Geschichte der Berliner M-Bahn – vom Geisterbahnhof zum Geisterprojekt"
- rbb24.de: "Magnetschwebebahn in Berlin: CDU hält an Plänen fest"
- rbb24.de: "Magnetschwebebahn in Berlin: Noch keine Machbarkeitsstudie beauftragt"
- signalarchiv.de: "Berliner M-Bahn: Technikgeschichte auf dem Abstellgleis"