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Adolf Hitler: War Berlinerin seine Vorkosterin? Film im Kino


Geweint "wie die Schlosshunde"
Berlinerin soll Hitlers Vorkosterin gewesen sein: Leben verfilmt

Von t-online, pb

30.05.2025 - 18:50 UhrLesedauer: 3 Min.
Adolf Hitler und Eva Braun an einem Esstisch (Archivfoto): Das Datum der Aufnahme wird auf 1940 geschätzt.Vergrößern des Bildes
Adolf Hitler und Eva Braun an einem Esstisch (Archivfoto): Das Datum der Aufnahme wird auf 1940 geschätzt. (Quelle: Courtesy Everett Collection/imagp)
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Ihre Erzählungen klangen spektakulär: Kurz vor ihrem Tod erzählte eine Berlinerin, dass sie die Vorkosterin von Adolf Hitler gewesen sei. Nun gibt es einen Film darüber. Doch Zweifel bleiben.

Seit diesem Donnerstag läuft der Film "Die Vorkosterinnen" im Kino: Der italienische Regisseur Silvio Soldini ("Brot und Rosen") verfilmt darin die Erzählung der Schmargendorferin Margot Woelk, die erst im hohen Alter von 95 Jahren ein ungeheuerliches Kapitel ihres Lebens öffentlich gemacht hat.

Woelk soll, das behauptete sie 2012, als junge Frau Zwangsvorkosterin für Adolf Hitler gewesen sein. Allerdings stehen Historiker Woelks Schilderungen skeptisch gegenüber, da weder weitere Zeugen noch dokumentarische Belege für die Existenz von Essenstesterinnen existieren.

Eine Vermutung lautet, dass Woelk und die anderen vielleicht Proben von Lebensmittellieferungen für die "Wolfsschanze" vorkosten mussten – keine fertigen Gerichte. Andere gehen davon aus, dass Woelk sich ihre Erinnerungen unter dem Eindruck des Schreckens des Zweiten Weltkriegs im hohen Alter eingebildet hat. Abschließend verifizieren lassen sich ihre Erzählungen nicht.

Der Trailer des Films "Die Vorkosterinnen":

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Der Regisseur Soldini betonte gegenüber der "Deutschen Welle", dass ihn die historischen Ungereimtheiten in den Schilderungen der mittlerweile verstorbenen Berlinerin nicht stören würden: Ihm sei die "emotionale Wahrheit" von Woelks Erzählungen wichtig. Nämlich die, dass viele Menschen auch heute noch politische Gewalt erleben können – auch wenn sie dabei gut essen könnten.

SS soll Frauen zu grausamer Routine gezwungen haben

Woelks Erzählungen gehen so: 1942 war die Berliner Wohnung der damals 25-Jährigen durch eine Bombe unbewohnbar geworden. Während ihr Mann seit Anfang 1940 als Soldat an der Front kämpfte, zog Woelk zu ihrer Schwiegermutter nach Groß-Partsch, dem heutigen polnischen Parcz. Der Ort lag nur wenige Kilometer von der "Wolfsschanze" entfernt – eine geografische Nähe, die ihr Schicksal besiegeln sollte.

Die SS in Masuren sei schnell auf die junge Frau aufmerksam geworden, da sie sich nicht ordnungsgemäß angemeldet hatte. Von da an musste sie für Adolf Hitler arbeiten. Zunächst habe sie Buch über das Essen des Diktators geführt, bis sie schließlich gezwungen worden sei, täglich ihr Leben zu riskieren.

Jeden Morgen habe die SS Margot Woelk mit einem Bus abgeholt. Ziel war das sieben Kilometer entfernte Krausendorf, wo ihre Arbeitsstelle in der örtlichen Schule lag – nicht im Führer-Hauptquartier selbst. Die SS habe befürchtet, die Vorkosterinnen könnten selbst zu Attentäterinnen werden. Woelk und ihre 14 Kolleginnen hätten dieselbe ständige Angst geteilt: Jeder Bissen könnte der letzte sein.

Die Verkostung folgte Woelks Schilderungen zufolge einer strengen Routine. Das Essen wurde hereingebracht, dann beteten die Frauen. "Manchen liefen schon beim Essen die Tränen", schilderte es Woelk einmal in einem Gespräch mit einem Journalisten. Nach dem Essen hätten alle eine Stunde warten müssen.

Diese 60 Minuten hätten pure Qual bedeutet. Jede Frau habe ihren Körper auf Anzeichen einer Vergiftung überprüft: Übelkeit, Schwindel, Bewusstlosigkeit. Erst nach dieser Wartezeit sei klar gewesen, dass sie einen weiteren Tag überlebt hatten. Die emotionale Entladung nach dieser Tortur beschrieb Woelk drastisch: Alle hätten wie "Schlosshunde" geweint.

Woelk blieb nach dem Krieg in Berlin

Kurz vor dem Kriegsende sei Woelk dann die Flucht aus dieser Zwangslage gelungen. Ihre Mitstreiterinnen hätten weniger Glück gehabt: Nach ihren Angaben wurden sämtliche anderen Vorkosterinnen von Soldaten der Roten Armee getötet.

Das Kriegsende habe Woelk keine Erlösung gebracht. In Berlin angelangt, habe sie sich sowohl vor übriggebliebenen SS-Leuten als auch vor der Roten Armee versteclen müssen. Doch das Versteck sei entdeckt worden. Zwei Wochen lang wurden sie, so schilderte sie es, und andere Frauen von russischen Soldaten missbraucht. Diese Erfahrung bezeichnete sie als "Hölle auf Erden" und "Albtraum, der nie vergeht". Die körperlichen Schäden seien so schwer gewesen, dass sie fortan kinderlos blieb.

Sieben Jahrzehnte bewahrte Woelk nach eigenen Angaben die Geschichte ihrer Kriegserlebnisse auf. Erst zu ihrem 95. Geburtstag öffnete sie sich erstmals. Ein Jahr später, im April 2014, verstarb Margot Woelk im Alter von 97 Jahren.

Die italienische Schriftstellerin Rosella Postorino griff ihre Geschichte auf und verwandelte sie in einen fiktionalen Roman, der 2016 zum Bestseller in Italien wurde, aber nie in deutscher Übersetzung erschien. Dieser Roman diente Soldini als Grundlage für seine Filmadaption, in der deutsche Schauspieler die Hauptrollen übernehmen.

Interessierte können "Die Vorkosterinnen" aktuell in mehreren Berliner Lichtspielhäusern erleben: Laut der Website des Landes Berlin wird das Drama in der Astor Film Lounge in Charlottenburg, im II Kino in Neukölln, im Kant Kino in Charlottenburg, im Thalia Kino in Lankwitz sowie im Union Friedrichshagen in Köpenick gezeigt.

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