Historische Konzertarena in Berlin Randale, Rock und Nazi-Spiele: Die wilden Jahre der Waldbühne

Regelmäßig treten weltbekannte Bands in Berlin auf. Nicht immer spielen sie in den modernen Super-Arenen. Auch tief im Westen der Hauptstadt befindet sich eine historische, aber beliebte Arena.
Herausgerissene Sitzbänke, abgebrochene Laternen, Wasserwerfer – das Amphitheater im Berliner Westend gleicht am 15. September 1965 einem Schlachtfeld. Gerade hatten Fans der "härtesten Band der Welt" (Zitat aus der "Bravo") die Bühne gestürmt und die legendäre Konzertstätte verwüstet. Die Rocker hießen: The Rolling Stones. Der Name der Arena: Waldbühne.
Im Spätsommer vor 60 Jahren blickte die Berliner Waldbühne bereits auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Gebaut wurde das Halbrund ab 1934 von den Nazis als Teil des "Olympiade-Komplexes" für die Spiele 1936, zu dem bis heute auch das Olympiastadion gehört.
In der Waldbühne finden heute gut 22.000 Zuschauer Platz. Vorbild für ihre Architektur war das antike griechische Theater in Epidauros auf der Peloponnes-Halbinsel. Wie dort fügt sie sich genau in den etwa 30 Meter tiefen Kessel der örtlichen Hügellandschaft ein.
Waldbühne ursprünglich nach einem Antisemiten benannt
Bei ihrer Eröffnung hieß die Waldbühne noch "Dietrich-Eckart-Freilichtbühne". Der Namensgeber war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Antisemit und Nationalsozialist. Während der Olympischen Spiele 1936 fanden hier Wettbewerbe im Boxen und im Gerätturnen statt.
Für den Boxsport wurde die Arena auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs genutzt. Zu dieser Zeit erhielt sie ihren heutigen Namen, weil sie von vielen Bäumen umgeben ist. Max Schmeling verlor hier 1948 im letzten Kampf seiner Karriere gegen Richard "Riedel" Vogt, den Olympiazweiten von 1936. Aber auch Veranstaltungen wie die Trauerfeier für den SPD-Politiker Kurt Schumacher oder Kinovorführungen fanden in der Waldbühne statt.
Seit 1962 hauptsächlich Konzertbühne
Erst 1961 wurde der Bühnenbereich wiederhergestellt, ehe die Waldbühne ab 1962 hauptsächlich Spielstätte für Konzerte wurde. Fortan gaben sich hier die absoluten Weltstars der Popmusik die Klinke in die Hand: Paul McCartney, David Bowie, Eric Clapton, Elton John – sie alle begeisterten schon die Massen in der Waldbühne, auch weil die Bauweise der Waldbühne für gute Akustik sorgt.
Sogar die Rolling Stones kamen wieder für Auftritte in die Waldbühne, zuletzt im Jahr 2022 – und ganz ohne Randale.
- ardmediathek.de: "Zerstörte Waldbühne nach Rolling-Stones-Konzert"
- berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf: "Waldbühne"
- waldbuehne-berlin.de: Geschichte der Waldbühne Berlin
- waldbuehne-berlin.de: Hall of Fame
- waldbühne-berlin.de: Einlassbestimmungen
- munzinger.de: Richard Vogt