Sperrstunden-Streit in Berlin Gericht erklärt Nachtleben zur schützenswerten Kultur

Streit um Sperrzeiten in Berlin: Das Gericht gibt einer Kneipe in Prenzlauer Berg recht. Warum die Kastanienallee dabei eine entscheidende Rolle spielt.
Das Berliner Verwaltungsgericht hat einen bemerkenswerten Beschluss gefasst, der weit über die Hauptstadt hinaus Beachtung finden dürfte. Die Richter stoppten die vom Bezirk Pankow geplante Vorverlegung der Sperrstunde für das Café "Schwarzsauer" auf der Kastanienallee – und begründeten dies mit dem Schutz der Kiez-Kultur.
Der Streit schwelt seit Jahren. Bereits 2004 gab es erste Anwohnerbeschwerden wegen des Lärms der umliegenden Kneipen. Im August 2023 meldete sich schließlich erneut ein Anwohner nachts um 2.40 Uhr wegen angeblicher Ruhestörung. Daraufhin ordnete das Bezirksamt nach Lärmmessungen an, dass der Außenbereich des Cafés bereits um 22 Uhr schließen muss, wie RBB und "Tagesspiegel" berichten.
Richter stufen die Kastanienallee als touristisches Ausgehviertel ein
Interessant ist die juristische Begründung: Die Richter stufen die Kastanienallee als touristisches Ausgehviertel ein, in dem Lärm zum Charakter gehört. Mehr noch – sie erklären das dortige Nachtleben zu schützenswerter Kultur. In einem Kiez mit vielen Gaststätten sei der Geräuschpegel einer einzelnen Kneipe vernachlässigbar.
"Das Überraschendste war, dass das Nachtleben als Kultur anerkannt wurde", zitiert der RBB Rechtsanwalt Tjade Elix, der das Café vertritt. Er sieht in dem Gerichtsbeschluss eine "Blaupause" für ähnliche Fälle in ganz Deutschland. Für Betreiber von Kneipen und Clubs könnte der Fall bereits jetzt Signalwirkung entfalten – weit über Berlin hinaus.
- rbb24.de: Gäste von Bar in Prenzlauer Berg dürfen auch nach 22 Uhr draußen sitzen
- tagesspiegel.de: Gericht stellt Berliner Ausgehviertel unter Schutz: Müssen Anwohner Lärm von Außengastronomie ertragen? (kostenpflichtig)