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Lesbische Uganderin im Berliner Kirchenasyl: "Meine Familie wollte mich umbringen"


Flucht aus Uganda
Lesbische Diana lebt über zwei Jahre im Berliner Kirchenasyl

Von Kriss Rudolph

Aktualisiert am 04.04.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Frau von hinten (Symbolbild): Diana aus Uganda wurde in Berlin Kirchenasyl gewährt.Vergrößern des Bildes
Eine Frau von hinten (Symbolbild): Diana aus Uganda wurde in Berlin Kirchenasyl gewährt. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Wäre es nach dem BAMF gegangen, wäre Diana abgeschoben worden. Da ihr Leben in ihrer Heimat in Gefahr war, hat ihr eine Berliner Kirchengemeinde über zwei Jahre lang Asyl gewährt.

Diana Namusoke wusste früh, dass sie lesbisch ist. Mit 13 hatte sie ihre erste Freundin. Doch in Uganda drohen Homosexuellen lange Gefängnisstrafen – in der Gesellschaft ist gleichgeschlechtliche Liebe ein großes Tabu.

Ein paar Jahre lang konnte Diana ihre sexuelle Orientierung verheimlichen. Als die Eltern es herausfanden, warfen sie sie raus – mit 16 Jahren. Das ist nun über 34 Jahre her, doch die Erlebnisse beschäftigen Diana noch immer. "Meine Familie verlangte, dass ich heirate, aber ich wollte nicht. Ich wurde geschlagen und gefoltert. Sie wollten mich umbringen", erzählt sie von damals. Auch abseits der Familie wurde sie wiederholt überfallen und verletzt – nirgends war sie mehr sicher.

BAMF lehnte Asylfolgeantrag ab

Im Jahr 2014 gelang es Diana, nach Deutschland zu fliehen. Beim ersten Kontakt mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gab sie an, lesbisch zu sein. Bei der nächsten Anhörung aber traute sie sich nicht, darüber zu sprechen. "Ich lebte mittlerweile in einem Heim, mit Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen. Die Atmosphäre war homophob", erinnert sie sich.

Schließlich fand sie Unterstützung bei der Münchner Lesbenberatungsstelle Letra. Mit anwaltlicher Hilfe reichte sie im April 2018 einen Asylfolgeantrag ein. Doch obwohl Homosexuelle zu einer sogenannten vulnerablen Gruppe gehören, hat das BAMF den Antrag im Oktober 2018 abgelehnt. Man glaubte ihr nicht, dass sie lesbisch ist. Sowas kommt beim Bundesamt wohl nicht selten vor.

Diana war nun akut abschiebegefährdet. Letra versuchte, für sie einen Platz im Kirchenasyl in Bayern zu finden – vergeblich. Schließlich wurde ihr im Herbst 2018 Asyl in der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg gewährt.

Dort ist Ute Gniewoß seit 2016 Pfarrerin und hat schon einige Menschen vor dem staatlichen Zugriff geschützt, immer in Abstimmung mit dem Gemeindekirchenrat. "In der Heilig-Kreuz-Kirche gibt es eine gewachsene Bereitschaft, was mich froh macht, denn es ist nicht selbstverständlich."

"Deutschland ist mein Zuhause"

Der Bedarf sei groß, sagt Gniewoß, aber nur sehr wenigen Menschen kann nach Prüfung Kirchenasyl gewährt werden. "Das entscheidende Kriterium ist, dass eine mögliche Abschiebung eine Gefahr für das Leben der Person darstellt oder ihr zumindest schweren Schaden zufügen würde."

Diana hat in den zweieinhalb Jahren in Berlin Deutschunterricht bekommen, Fahrradfahren gelernt und deutsche Rezepte ausprobiert. "Ich kann jetzt Kürbissuppe und Hühnersuppe kochen", erzählt sie mit einem Lächeln. Außerdem hat sie bei der Essenausgabe der Tafel mitgeholfen und beim weihnachtlichen Krippenspiel mitgewirkt. Auch ihren 50. Geburtstag im Juni hat sie hier gefeiert. Zu ihrer Familie hat sie keinen Kontakt mehr, auch Freunde hat sie in Uganda keine. "Deutschland ist mein Zuhause", sagt sie.

"Die Kirche hat einen wundervollen Job gemacht"

Zwei Jahre sind lang, vor allem wenn man Angst hat, vor die Tür zu gehen – Angst, die Polizei könnte einen aufgreifen: eine Geflüchtete ohne Papiere. Diana wurde immer von Leuten aus der Kirche begleitet – alle Aktivitäten fanden an sicheren Orten statt.

Anfang März endlich entschied das Bayerische Verwaltungsgericht Augsburg in Absprache mit dem BAMF, ein Abschiebeverbot zu erteilen. Diana kann das Kirchenasyl in Berlin verlassen und nach München ziehen, wo ihre Freundin lebt, und mit ihr ein neues Leben aufbauen. Sie will weiter Deutsch lernen und sich einen Job im Altenheim suchen. Sie wartet nur noch auf ihre Papiere.

Pfarrerin Gniewoß hat eine kleine Abschiedsfeier für Diana geplant, Corona-konform, per Zoom. Sie lässt Diana mit einem guten Gefühl ziehen. "Sie hat in ihrer Zeit hier deutlich an Selbstvertrauen gewonnen", sagt sie. Und Diana ist dankbar. "Die Kirche hat einen wundervollen Job gemacht."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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