Zweiter Prozesstag Mutmaßlicher Kannibale wieder vor Gericht
Er soll sein Opfer getötet und dann zumindest Teile von ihm gegessen haben. Nun muss sich ein Lehrer aus Berlin wegen Mordes vor Gericht verantworten.
Der Prozess gegen einen 41-jährigen Lehrer wegen Mordes mit Kannibalismus-Verdacht ist am Dienstag am Berliner Landgericht fortgesetzt worden. Er soll im September 2020 einen 43 Jahre alten Mann umgebracht haben, um durch die Tötung sexuelle Befriedigung zu erlangen und Teile der Leiche zu essen.
Der Deutsche hatte das Opfer den Ermittlungen zufolge nur wenige Stunden zuvor über ein Dating-Portal kennengelernt. Am ersten Prozesstag vor einer Woche schwieg der Angeklagte.
Opfer soll Sexdate gehabt haben
Der Mitbewohner des Opfers ist am zweiten Prozesstag als erster Zeuge befragt worden. Der Mann berichtete am Dienstag vor dem Berliner Landgericht, sein langjähriger Freund habe die Wohnung in der Nacht zum 6. September 2020 "in bester Laune" verlassen. Zuvor habe er sich über das Internet zu einem Sex-Date verabredet. Zu Beginn des zweiten Prozesstages hatten die Verteidigerinnen erneut angegeben, dass sich ihr Mandant zunächst nicht äußern werde.
Der erste Zeuge im Prozess sagte weiter, sein Mitbewohner sei lebenslustig gewesen. Es sei öfter vorgekommen, dass sich der Monteur im Hochleitungsbau über ein Dating-Portal verabredet habe - "mit Frauen und auch mal mit Pärchen". Dass es auch Treffen mit Männern gab, sei ihm nicht bekannt gewesen, so der Zimmermann. Er bestätigte, dass der Mitbewohner Potenzmittel eingenommen habe. Hin und wieder habe der Monteur auch Kokain konsumiert.
Ein weiterer Bekannter des Opfers sagte, der 43-Jährige sei ein Junggeselle gewesen, der "sein Leben genossen" habe, gesund und sexuell aktiv gewesen sei. Aus einer Frage einer Verteidigerin ging hervor, dass dieser Zeuge in einer polizeilichen Vernehmung "einen Herzinfarkt beim Sex" für möglich gehalten haben soll. Der Mann sagte nun, eine solche Äußerung könne er sich nicht erklären.
Leichenteile in Berlin verteilt
Die Staatsanwaltschaft geht von einer "sadistisch-kannibalistisch geprägten sexuellen Tatmotivation" aus. Es hätten sich keine Hinweise dafür ergeben, dass das Opfer in seine Tötung eingewilligt habe. Die Leiche soll der Lehrer anschließend noch in seiner Wohnung in Berlin-Pankow zerteilt und Leichenteile an verschiedenen Orten in der Stadt abgelegt haben.
Das Opfer, ein Monteur, galt wochenlang als vermisst. Das Verbrechen kam ans Licht, nachdem im November Knochenteile an einem Waldstück entdeckt worden waren.
Nach Ermittlungen hatte sich der Monteur in der Nacht seines Verschwindens ein Taxi bestellt. Der Fahrer schilderte vor Gericht, der Kunde habe als Fahrtziel eine Adresse in Pankow genannt. Nach kurzer Fahrt habe der Mann allerdings aussteigen wollen. "Er sagte, er wollte mit der S-Bahn weiterfahren." Das sei gegen 2.14 Uhr gewesen. Er soll noch in derselben Nacht ermordet worden sein. Der Prozess wird am 19. August fortgesetzt.
- Nachrichtenagentur dpa