100 Jahre Planetarium Musikalische Weltraumfahrt zum Jubiläum der Planetarien

Vor 100 Jahren wurde in München das erste Planetarium eingeweiht. Inzwischen werden die Weiten des Universums auch musikalisch ergründet.
Musik aus Zeit und Raum: Die Dresdner Sinfoniker nehmen das Jubiläum 100 Jahre Planetarium zum Anlass, um mit Kollegen aus Indien den Sound des Universums hörbar zu machen. Am 5. Juli spielt ein Quartett des Ensembles im Planetarium Bochum Improvisationen zu einer musikalischen Vorlage, die die US-Raumfahrtbehörde 2022 veröffentlichte. Die Tonspur sollte deutlich machen, wie ein Schwarzes Loch klingen würde, wenn man es hören könnte - und wurde im Internet ein Hit.
Kosmische Sounds als Inspirationsquelle für Improvisationen
"Kosmische Sounds sind unsere Inspiration für gemeinsame Improvisationen", sagte Sinfoniker-Intendant Markus Rindt der Deutschen Presse-Agentur. Während die Dresdner in Bochum spielten, sei das Ensemble Manganiyar aus Rajasthan in Indien live zugeschaltet und greife die Themen auf. Andererseits werde man sich in Bochum auf die Vorlagen aus Indien beziehen. Die Kollegen aus Rajasthan seien wahre Meister der Improvisation. Über die Website der Sinfoniker (www.dresdner-sinfoniker.de) sei das Konzert weltweit erlebbar.
Mit dem transkontinentalen Konzert überwinden die Sinfoniker und die Musiker aus Indien eine Entfernung von 6.240 Kilometern - im Weltraummaßstab freilich nur ein Katzensprung. Begleitet wird das Konzert von ausgewiesenen Kennern der Materie. Susanne Hüttemeister vom Planetarium Bochum gibt genauso Auskunft über Geheimnisse des Alls wie Aalok Pandya vom Jantar Mantar Observatorium Jaipur und Fares Elgharaby, die aus der Bibliotheca Alexandrina in Alexandria (Ägypten) zugeschaltet ist.
"Der Abend widmet sich dem Klang des Weltalls und der faszinierenden Geschichte seiner Erforschung von der Antike bis in unsere heutige Zeit", betonte Rindt. Am 7. Mai 1925 sei das erste Planetarium der Welt im Deutschen Museum in München eröffnet worden. "Seitdem konnten Millionen von Menschen projizierte Sterne und Aufnahmen des Kosmos in atemberaubender Brillanz erleben." Nun wolle man demonstrieren, wie das für menschliche Ohren stumme Universum klinge.
Wissenschaftler aus Ägypten, Deutschland und Indien beteiligt
Die Schauplätze für das musikalische Universum wurden nicht zufällig ausgewählt. Das Planetarium Bochum gehört mit mehr als 300.000 Besuchern pro Jahr zu den erfolgreichsten Europas und bietet ein breites Spektrum an wissenschaftlichen und kulturellen Angeboten. In Jaipur ließ der Maharadscha Jai Singh Anfang des 18. Jahrhunderts große Sternwarten errichten. Die ägyptische Metropole Alexandria beherbergt eine Bibliothek, die bereits vor über 2.000 Jahren Wissen über den Kosmos sammelte.
Der Nasa-Sound beruht auf einer Aufnahme des Röntgenteleskops Chandra, das den 240 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen Perseus mitsamt einem Schwarzen Loch in den Blick nahm. Schallwellen können sich im All wegen des Vakuums nicht übertragen. Die Forscher fanden aber heraus, dass ein Schwarzes Loch starke Druckwellen auslöst und Gase in Schwingungen versetzt. Der dabei entstehende tiefe Ton ist für den Menschen nicht wahrnehmbar, wurde aber per Frequenzerhöhung hörbar gemacht.
Die Dresdner Sinfoniker waren Ende der 1990er Jahre entstanden. Das Ensemble spielt zeitgenössische Musiker, setzt sich aus Musikerinnen und Musikern mehrerer europäischer Orchester zusammen und kommt in unterschiedlichen Besetzungen für spezielle Projekte zusammen. Oft ist damit auch eine politische Botschaft verbunden. 2017 protestierten die Sinfoniker etwa musikalisch an der Grenze zwischen Mexiko und den USA gegen die von US-Präsidenten Donald Trump geplante Mauer.
Das Konzert wird am 5. Juli, 20.00 Uhr, über die Webseite der Dresdner Sinfoniker übertragen. Das Planetarium Bochum hatte das Projekt bei dem Orchester in Auftrag gegeben und finanziert das Vorhaben auch.
- Nachrichtenagentur dpa