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Alhay in Oldenburg: Grünkohl im Döner – Kann das schmecken?


Kreation aus Oldenburg
Der berühmte Grünkohl-Döner im Test: Schmeckt das?


Aktualisiert am 06.11.2023Lesedauer: 4 Min.
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Der Inhalt des Grünkohl-Döners wird in der Pfanne zubereitet und hängt nicht, wie der ebenso beliebte Kartoffel-Döner, an einem Drehspieß.Vergrößern des Bildes
Der Inhalt des Grünkohl-Döners wird in der Pfanne zubereitet und hängt nicht, wie der ebenso beliebte Kartoffel-Döner, an einem Drehspieß. (Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Lamm, Kalb oder doch Hähnchen in den Döner? Nein, Grünkohl. Diese Variation bietet ein Oldenburger Imbiss an. Und noch viele andere Kreationen. Schmeckt das?

Ein erster Blick genügt – und die Konfusion nimmt ihren Anfang. "Was esse ich da?", fragt man sich bei einem flüchtigen Blick auf den Teller. Es ist ein Döner, so viel steht fest. Doch dieser Döner hat kaum etwas mit dem zu tun, was man gemeinhin mit diesem verbindet. Klar, das Brot ist ein Fladenbrot, auch die Art der Anrichtung entspricht dem landläufigen Bild des Gerichts: eine aufgeklappte Backware mit jeder Menge buntem Inhalt.

Doch spätestens als der erste kleine Bissen im Mund landet, wird es verwirrend: Diese Geschmacksnoten wollen nicht so recht zum klassischen Geschmack eines Döners passen. Und das sollen sie auch nicht. Hani Alhay betreibt seit 1998 nach eigener Aussage Oldenburgs ersten Dönerladen – und hat bereits mit so einigen Kreationen auf sich aufmerksam gemacht.

Kartoffel-Döner, Rosenkohl-Döner und der Grünkohl-Döner gehören zum kulinarischen Repertoire. Daneben finden sich Klassiker auf der Speisekarte: Döner, Pommes, Rollo, Falafel, Pizza und so weiter. Doch der Grünkohl-Döner ist etwas besonders.

Spezialzutat: Kartoffel-Döner-Bratwurst

Geschmacklich, wie sollte es anders sein, erinnert er stark an das grüne Gemüse. Doch das ist nicht alles: Denn das Gericht ist komplexer als erwartet. Angebraten statt roh finden sich zum Beispiel Zwiebeln im Fladenbrot. Daneben eine Wurst, die man dort nicht unbedingt erwartet hätte. Es ist die von Hani Alhay selbst entwickelte und produzierte Kartoffel-Döner-Bratwurst, die bereits beim ersten Blick auf den Teller ins Auge fällt.

Eine helle Wurst, gespickt mit zunächst nicht näher definierbarem Inhalt, liegt nun zerschnitten auf dem Teller und im Fladenbrot. Sehr würzig ist sie, die Konsistenz erinnert an eine Bratwurst, nur ist der Biss nicht so fest. Ein genauerer Blick auf die Zutatenliste verrät: In der Kartoffel-Döner-Bratwurst werden Geflügelfleisch sowie Kartoffeln verarbeitet, hinzu gesellt sich Parmak-Sucuk, eine Art Knoblauchwurst, und zu guter Letzt Spinat.

Eine kleine Zutat, die dem Gericht jedoch eine gewisse Raffinesse verleiht. Wer erwartet denn so was in einem Döner? Der Überraschungsmoment sitzt, die Neugier ist geweckt. Der erste herzhafte Biss geht gehörig schief, was jedoch nicht am Essen selbst liegt, sondern vielmehr an den mäßig ausgeprägten Fähigkeiten des Autors dieses Textes, nicht zu kleckern.

Kaum definierbar, aber gut

Die ersten Zutaten landen neben dem Teller, auf der Hose, auf dem Boden. Also muss eine Gabel her und der Test geht in die alles entscheidende Phase. Wie schmecken die Zutaten in ihrer Gesamtheit? Gut, das kann man nicht anders sagen: Der Geschmack des Grünkohls kommt sofort durch, Zaziki und Krautsalat verleihen dem Gericht eine gewisse Frische, dazu kommen Peperoni, Tomaten und einige scharfe Gewürze.

Eine interessante Mischung aus norddeutscher und orientalischer Küche entfaltet sich auf der Zunge. Wirklich definierbar ist das alles nicht. Aber: Es schmeckt. Und vor allem: Es ist echt viel. Die perfekte Grundlage für ausufernde Kohltouren, die besonders im norddeutschen Raum vielen Menschen einen Vorwand liefern, in großer Runde Alkohol zu trinken.

Für 7,90 Euro eine so große Portion zu bekommen, ist in jedem Fall angemessen. Wesentlich weniger Geld wird für klassische Döner auch nicht fällig. Hani Alhay verlangt für seinen kleinsten Döner 4,90 Euro, für einen XXL-Döner in Dürum-Form 8,90 Euro. Ein Döner-Rollo schlägt mit 12 Euro zu Buche und ist somit wesentlich teurer als die norddeutsch-libanesische Variante des Grünkohl-Döners. Hani Alhay wurde im Libanon geboren, lebt jedoch seit vielen Jahren in Oldenburg.

Nach zwei Dritteln wird es etwas eintönig

Die große Portion ist jedoch auch ein kleines Manko. Sobald Krautsalat und Soße in Kombination verputzt sind, besteht das letzte Drittel nur noch aus einem Mix aus Grünkohl, Fleisch und Kartoffel-Döner-Bratwurst. So langsam stellt sich leichte Eintönigkeit ein, auch das anfangs noch knusprige Brot wird langsam, aber sicher weich und labbrig.

Dafür kann das Brot rein geschmacklich in jedem Fall punkten: Es ist ein klassisches weißes Fladenbrot, jedoch mit einer relativ dicken Schicht aus Sesam überzogen, was ihm eine leicht nussige Note verleiht. Nach Alhays Aussage backt er das Brot selbst.

Alles in allem bekommt Alhays Grünkohl-Döner 7 von möglichen 10 Punkten. Denn neben dem Essen an sich punkten auch das Ambiente und der Service. Der kleine Eckladen an der Nardorster Straße ist wahrlich kein Raumwunder, muss er aber auch nicht sein. Die Einrichtung strotzt nur so vor Eigenwerbung, was auch irgendwie charmant ist. Da ist jemand stolz auf seinen Erfolg, will einem die Einrichtung sagen: Unzählige Zeitungsartikel und ausgedruckte Onlineberichte zieren beinahe jeden Winkel des Raums. Dazu kommen immer wieder kleine Sprüche, die den Humor des Besitzers widerspiegeln.

Kartoffel-Döner als Beitrag zur Völkerverständigung

Auf einem Blatt Papier steht: "Kaufe zwei, nimm einen". Auf einem anderen ist zu lesen: "Wir haben kein WLAN – redet miteinander". Es ist sauber, alles wird an den Tisch gebracht, die Bedienung ist überaus freundlich. Und eines wird ebenfalls deutlich: Hani Alhay ist nicht nur Gastronom und bereitet Essen zu, er tut all das auch zum Zweck der Völkerverständigung.

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Auf einem Tisch klebt ein Sticker, darauf der Text: "Warum Kartoffel statt Döner? und nicht Döner mit Kartoffel! Miteinander statt gegeneinander. Wir alle sind Deutschland." Alhay spielt damit auf seinen jüngsten kulinarischen Erfolg an: den Kartoffel-Döner. Diesen sowie den Grünkohl-Döner hat sich der Oldenburger sogar patentieren lassen. Stolz zeigt er seine Urkunden. Das Patentamt in München führt beide Gerichte in seiner Datenbank.

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Auf die Idee des Kartoffel-Döners kam er einst, als er einen Teilnehmer auf einer Demonstration von Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) gesehen hatte. Dieser trug ein Schild bei sich, darauf war zu lesen: "Kartoffeln statt Döner". Alhay konterte und überlegte sich eine Variante, die beides vereint, Kartoffeln und Döner. So war seine nächste Kreation geboren, zitieren ihn zahlreiche Medien.

Auch diese gilt es bald zu testen. Beliebt scheint diese Art des Döners durchaus zu sein. In rund 45 Minuten gehen etwa acht Portionen über den Tresen. Einen normalen Döner bestellt hier offenbar kaum noch jemand.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Eigene Recherchen
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