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Frachterunglück in der Nordsee: Immense Folgen für Tiere im Wattenmeer


Droht Katastrophe nach Frachter-Unglück?
"Fatale Folgen für das gesamte Ökosystem Wattenmeer"

Von t-online, MAS

Aktualisiert am 27.07.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0203287610Vergrößern des BildesZwergstrandläufer im Wattenmeer (Symbolbild): Öl bedeutet meistens den sicheren Tod für Vögel. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Kay Augustin)
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Droht dem Wattenmeer vor der deutschen Küste eine Katastrophe? Der brennende Frachter in der Nordsee kann zur großen Gefahr werden.

Die "Freemantle Highway" in der Nordsee vor den Niederlanden löst große Sorge aus (Lesen Sie hier mehr zum Thema). Denn wenn das riesige Frachtschiff sinkt oder gar bricht, geraten Unmengen an Schweröl in die Nordsee, sogar bis hin zum Wattenmeer vor der deutschen Küste. Zehntausende Tiere wären in Gefahr.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke schließt nicht völlig aus, dass es zu genau dieser Katastrophe kommen könnte. Wenn Öl und die Autos an Bord ins Wasser geraten, könnten das unter Schutz stehende Wattenmeer sowie die Küsten verseucht werden. Das wäre auch eine Bedrohung für die deutschen Wattenmeerinseln und die Tierwelt. Der einzigartige Nationalpark Wattenmeer sei laut Lemke dann "ernsthaft in Gefahr".

Viele verölte Vögel sterben an Unterkühlung

Auch Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hat sich wegen des brennenden Frachters in Sorge um das Weltnaturerbe Wattenmeer gezeigt. "Meine Gedanken sind bei der Familie des Todesopfers der Crew sowie den Bergungskräften. Ich hoffe sehr, dass das Ausmaß der ökologischen Schäden soweit wie möglich eingedämmt werden kann", teilte Goldschmidt am Donnerstag mit.

Öl verklebt das Gefieder von Seevögeln, was dazu führt, dass sie sich mit dem Schnabel putzen wollen. Doch dabei gelange Öl in den Magen und führt zu Vergiftungen, erklärt die Schutzstation Wattenmeer. Vögel, die massiv verölt sind, können in kurzer Zeit auch an Unterkühlung sterben, weil das verklebte Gefieder sie nicht mehr wärmen kann.

"Pallas"-Unglück macht drohende Katastrophe deutlich

Die Schiffskatastrophe im Jahre 1998, bei der der Holzfrachter "Pallas" brannte und havarierte, kostete etwa 16.000 Vögeln das Leben. Das Schiffsunglück hatte damit das größte Vogelsterben an deutschen Küsten ausgelöst, das eine Ölpest je verursacht hat, berichtet der "NDR". Die "Pallas" hatte rund 800 Tonnen Öl an Bord. Wiederholt sich eine solche Katastrophe nun?

"Wenn es hier mal so richtig kracht und ein riesiger Öltanker im August das Wattenmeer verseucht, dann haben wir es hier nicht mit 15.000 toten Vögeln zu tun, sondern mit 150.000 bis 500.000 toten Vögeln. Und dann sind ganze Populationen bedroht", sagte Hans-Ulrich Rösner, Leiter des Wattenmeer-Büros der Naturschutzorganisation WWF in Husum, schon vor einigen Jahren dem "Deutschlandfunk". Im August befinden besonders viele Vögel im Wattenmeer, in den Herbstmonaten verlassen sie hingegen die Region, um ihre Winterquartiere aufzusuchen.

Konkrete Folgen nur schwer abschätzbar

Aber nicht nur Vögel wären von einer Ölpest betroffen. "Sollte es zu einem GAU kommen, hätte es fatale Folgen für das gesamte Ökosystem Wattenmeer. Flora und Fauna wären akut betroffen. Für Seehunde und Kegelrobben als Top-Prädatoren im Nahrungsnetz, wie aber auch für See- /Küstenvögel und alle anderen Lebewesen wären die horrenden Folgen kaum abzuschätzen", sagt der Leiter der Seehundstation Nationalpark-Haus, Dr. Peter Lienau, gegenüber t-online.

Windstärke und -richtung, Strömungen und Gezeiten beziehungsweise die Hydrodynamik des Wattenmeeres seien aber schwer kalkulierbare Faktoren, die die Einschätzung der Folgen immens erschweren.

1.600 Tonnen Schweröl an Bord

Dem Bundesumweltministerium zufolge befinden sich 1.600 Tonnen Schweröl und weitere 200 Tonnen Marinediesel an Bord der "Freemantle Highway". Hinzu kämen mögliche Tankinhalte der transportierten Fahrzeuge sowie Verbrennungsrückstände und Löschwasser. Um eine Katastrophe abzuwenden, hat auch die deutsche Bundesregierung Hilfe zugesichert.

"Wir unterstützen unsere Freunde aus den Niederlanden wo immer nötig bei der Bergung des Frachtschiffs in der Nordsee", schreibt Verkehrsminister Volker Wissing auf dem Kurznachrichtendienst X, der früher Twitter hieß. "Das Havariekommando ist vorbereitet und wird in enger Abstimmung helfen."

Verwendete Quellen
  • schutzstation-wattenmeer.de: Gefährdungen
  • deutschlandfunk.de: 20 Jahre nach der "Pallas"-Havarie
  • ndr.de: 1998: "Pallas"-Havarie löst Ölpest aus
  • Mit Material der dpa
  • Anfrage an die Seehundstation Nationalpark-Haus
  • Eigene Recherche
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