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Nabu Leer: Wieder totes Rind entdeckt – harte Vorwürfe gegen Naturschützer


"Das ist gelogen"
Wieder totes Rind bei Nabu-Projekt – Vorwürfe gegen Tierschützer

Von t-online, stk

Aktualisiert am 01.10.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0244815094Vergrößern des BildesHeckrinder auf einer Weide (Symbolfoto): Die Tiere ähneln den wilden Auerochsen. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Karin Jaehne/imago)
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Tote Rinder, verendete Pferde – schon wieder stirbt ein Tier auf dem Hof eines Nabu-Projekts in Ostfriesland. Was ist da los?

Der Projekthof des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im ostfriesischen Leer kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. Nachdem im Mai bereits mehrere Fälle von verendeten Rindern Aufsehen erregten, ist nun offenbar wieder ein Rind gestorben. Was den Fall brisant macht: Es gibt Vorwürfe, der Nabu könnte versucht haben, ihn zu vertuschen.

Vor einigen Tagen hatte der Friesische Verband für Naturschutz einen Beitrag bei Facebook gepostet. Dazu veröffentlichten die Verantwortlichen ein Foto, das einen Traktor mit Vorrichtung zeigt. An der Vorrichtung, so lässt es das verschwommene Foto erahnen, hängt offenbar ein totes Rind. Dazu schrieb der Verband unter anderem: "Heute Mittag ganz still und heimlich wurde schon wieder ein dort zu Tode gekommenes Rind entsorgt. Aufmerksame Menschen haben das bemerkt, fotografiert und uns das Foto geschickt." Über dem Text prangt die Überschrift "Fortsetzung der Horrorstory am Emsdeich".

Rind soll an Genickbruch gestorben sein – stimmt das?

Der Verband suggeriert zudem, der Nabu habe den Tod des Tieres womöglich vertuschen wollen. Beweise dafür liefert er jedoch nicht. "Wahrscheinlich hätten die Nabu-Leute es am liebsten bei Nacht entsorgt, aber da fährt der Kadaverwagen leider (noch) nicht", heißt es weiter in dem Beitrag.

Der Nabu äußerte sich ebenfalls zu dem Vorwurf und teilte mit, dass das Heckrind, eine Art Rückzüchtung des Auerochsen, durch einen Genickbruch zu Tode gekommen sei. Deshalb habe man es einem Transport zuführen wollen. Es sei nicht Verbotenes vorgefallen, auch habe es keinen Vertuschungsversuch gegeben, so die Nabu-Verantwortlichen.

Doch daran hegt zumindest Dr. Hansjörg Heeren, Tierarzt und Vorstandsmitglied des Friesischen Verbands für Naturschutz, große Zweifel. Im Gespräch mit der "Nordwest-Zeitung" (NWZ) sagte der Veterinär, dass ihn vor allem die zeitliche Abfolge des Geschehens irritiere und es darauf hindeuten könne, dass der Nabu etwas verschleiern wolle.

Informierte der Nabu den Landkreis zu spät?

Aus seiner Erfahrung wisse er: Sterben Tiere, dann müssten die Verantwortlichen einen sogenannten Kadavertransport bestellen, der das Tier abhole und in eine Tierkörperbeseitigungsanlage bringe. Als das Foto entstanden sei, sei es Mittag gewesen, der Transporter habe schon bereitgestanden. Also, so Heeres Schlussfolgerung, sei das Tier am Morgen gestorben. Er könne das zeitlich so einordnen, weil er wisse, dass die Transporter immer einige Stunden brauchten, bis sie am Einsatzort einträfen.

Der Nabu soll laut Heeren den zuständigen Landkreis Leer aber erst am Nachmittag über das tote Rind informiert haben – zu diesem Zeitpunkt dürfte das Tier bereits in der Beseitigungsanlage gewesen sein. Somit habe für den Kreis keine Möglichkeit mehr bestanden, die genaue Todesursache festzustellen.

Dieses Vorgehen beweise zwar noch kein konkretes Fehlverhalten im Umgang mit dem Tier, werfe aber ein schlechtes Licht auf die Projektverantwortlichen. Schließlich, darüber berichtete auch t-online ausführlich, war es nicht der erste Fall von verendeten Tieren auf dem Hof. Im Mai fanden Tierschützer ein fast totes Kalb im Dreck, ein weiteres war ebenfalls verletzt. Beide starben kurz darauf.

Landkreis stampft Projekt ein

Der Nabu wehrte sich gegen die Vorwürfe und teilte unter anderem mit: "Anders als in den Medien zum Teil suggeriert, geht es den Tieren auf den Flächen nach wie vor gut." Zudem kam es zu Randale auf dem Areal. Unbekannte hatten unter anderem ein Weidentor aufgebrochen.

Trotz aller Beteuerungen hat der Landkreis Leer eine Entscheidung getroffen und das Projekt eingestampft. Nach einer Verlängerung der Frist muss das Projekt nun bis zum 31. Oktober beendet, die Tiere müssen anderswo untergebracht werden.

Nicht nur der vermeintliche Vertuschungsversuch des Nabu ärgere Tierarzt Heeren, auch die Erklärung, wie das Rind zu Tode kam, sei für ihn nicht überzeugend. Laut Nabu starb das Tier an einem Genickbruch. Für Heeren äußerst unwahrscheinlich, wie er der "NWZ" sagte: "Ein Rind hat von allen Tieren das stärkste Genick. Es bricht sich nicht einfach den Hals, weil es über eine Weide spaziert. Das ist gelogen." Rinder würden sich mal ein Bein brechen, ja, aber ein Genickbruch könne seines Erachtens nur passieren, wenn das Tier gejagt werde. Ob das der Fall war, dafür gibt es keine Belege. Der Nabu war auf Anfrage von t-online am Sonntag nicht zu erreichen.

Verwendete Quellen
  • facebook.com: Beitrag von Friesischer Verband für Naturschutz e. V.
  • nwzonline.de: "Wieder totes Heckrind entdeckt – Ihlower Tierarzt erhebt schwere Vorwürfe" (kostenpflichtig)
  • Eigene Recherche
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