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BVB-Champions-League-Finale 1997: Als Ricken zur Dortmund-Legende wurde


Champions-League-Sieg 1997
Als Ricken zur BVB-Legende wurde: "Lupfen jetzt, jaaaaa…!"


30.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Traumtor im Champions-League-Finale 1997 (Archivbild): Lars Ricken (li., BVB) trifft mit einem sensationellen Heber zum 3:1.Vergrößern des Bildes
Traumtor im Champions-League-Finale 1997 (Archivbild): Lars Ricken (l., BVB) trifft mit einem sensationellen Heber zum 3:1. (Quelle: imago sportfotodienst/imago-images-bilder)

Aufstellungsdrama, Jahrhunderttor und ein ganz spezieller Traum – 1997 gewann der BVB gegen Juventus Turin zum bislang einzigen Mal die Champions League.

Der 28. Mai 1997 ist in die Geschichte von Borussia Dortmund eingegangen. Es war der Tag, als der BVB als Underdog das italienische Starensemble von Juventus Turin mit 3:1 besiegen und auf den europäischen Thron klettern konnte. Geboren wurden an jenem Abend in der Champions League schwarz-gelbe Helden – nur einer erlebte die größte Enttäuschung seiner Karriere.

In gewisser Weise war es eine Revanche auf höchster Ebene, zu der sich die beiden Klubs damals im Münchner Olympiastadion trafen. Nur vier Jahre zuvor hatten sich Juve und der BVB in den Endspielen um den UEFA-Cup duelliert, gespielt wurde noch in Hin- und Rückspiel – und beide Male war die Borussia hoffnungslos unterlegen. Ottmar Hitzfeld plagten in beiden Partien massive Verletzungssorgen, der Trainer musste improvisieren. Das Hinspiel endete 1:3, im Rückspiel hieß es aus Dortmunder Sicht 0:3 gegen Juves Offensivkünstler um Baggio, Vialli und Möller.

Saison machte wenig Hoffnung auf Triumph

Im Mai 1997 kickten dieser Andi Möller ebenso wie Jürgen Kohler und Julio César nicht mehr beim italienischen Spitzenklub, sondern beim BVB. Mit Matthias Sammer, Stefan Reuter und Karl-Heinz Riedle standen weitere ehemalige Italien-Legionäre im Kader der Schwarz-Gelben. Und dann war da noch Paulo Sousa, das Mittelfeld-Genie, das der BVB erst im Sommer 1996 aus Turin in den Ruhrpott gelotst hatte. Als der Portugiese damals bei seiner Vorstellung im Westfalenstadion mit Überzeugung davon sprach, er wolle mit dem BVB die Champions-League gewinnen, wurde er fast schon mitleidig belächelt.

Eigentlich bot die Saison auch wenig, um an einen derartigen Triumph zu denken. Nach zwei Meisterschaften in den Jahren zuvor schleppte sich die Mannschaft mehr schlecht als recht durch die Spielzeit. Die Rückrunde war die schlechteste unter der Regie von Hitzfeld, gleich sechsmal verließ man den Platz als Verlierer. Die einstige Erfolgself war in Grüppchen zerfallen, aber der schwarz-gelbe Zweckverband hatte ein großes Ziel: den Europapokal. Stefan Reuter sprach später davon, die Mannschaft habe "wie ein Zocker alles auf eine Karte gesetzt".

 
 
 
 
 
 
 

Spieler aus der zweiten Reihe entscheiden Viertelfinale

In der Gruppenphase kam Dortmund gegen Widzew Lodz, Steaua Bukarest und Atlético Madrid als Zweiter weiter. Beim 1:0-Sieg in Madrid zählte ein gewisser Wolfgang Feiersinger zu den Matchwinnern. Erst 48 Stunden vor Saisonbeginn kurzfristig aus Salzburg transferiert, war es zumeist der 31-Jährige, der als Libero die Abwehr zusammenhielt. Matthias Sammer, der eigentliche Abwehrchef, fiel zumeist verletzt aus.

Neben Feiersinger waren es andere Spieler aus der vermeintlich zweiten Reihe, die in der Champions League entscheidend ablieferten. Im Viertelfinale gegen Auxerre etwa erzielte Rene Schneider, sonst fast ohne Einsatz, einen Treffer zum 3:1-Hinspielsieg; der lange verletzte Ibrahim Tanko steuerte eine Vorlage bei. Auch das Rückspiel gewann der BVB mit 1:0.

Kohler wird im Halbfinale zum Fußball-Gott

Im Halbfinale wartete niemand Geringeres als Manchester United, das englische Schwergewicht um Beckham, Keane, Giggs und Cantona. Mit dem 1:0-Sieg im Westfalenstadion im Gepäck reiste der BVB ins Old Trafford – und erlebte die Geburtsstunde eines Fußball-Gottes. Nach Rickens Führungstor drückte der Favorit auf den Ausgleich, der in der 17. Minute besiegelt schien: Cantona musste den Ball nur noch ins leere Tor einschieben, auf dessen Torlinie nur noch Jürgen Kohler lag. Der Verteidiger war nachgereist, seine Freundin hatte eine Fehlgeburt erlitten, was aber nur Hitzfeld wusste. Der "Kokser" fuhr das Bein aus und wehrte den Schuss aus drei Metern mit der Fußsohle ab – die Fans feierten "Jürgen Kohler, Fußball-Gott", der BVB zog ins Finale ein.

Auch hier war man nicht mehr als der krasse Außenseiter, trotz all der promenierten Namen im Team. Aber aufseiten der Turiner kickten damals Ausnahmekönner wie Zidane, Deschamps und Vieri; Juventus wollte als Titelverteidiger den zweiten Henkelpott in Folge holen.

Feiersinger komplett aus dem Kader gestrichen

Dem stellte Ottmar Hitzfeld eine Elf entgegen, in der Matthias Sammer trotz Trainingsrückstandes die Abwehr organisieren sollte. Eine Entscheidung für Europas Fußballer des Jahres, die einen anderen in ein tiefes Tal der Tränen stürzte. Den zuvor oft überragenden Feiersinger, der den Einzug in dieses Endspiel erst möglich gemacht hatte und der noch einer der Helden im Halbfinale war, strich der Trainer zugunsten eines weiteren Offensivspielers komplett aus dem Kader – Feiersinger war nur Zuschauer im größten Spiel seiner Karriere. Hitzefeld sprach später von "der schwersten Entscheidung meines Lebens".

Im Spiel dominierte Juve, der BVB kämpfte. Dann traf Kalle Riedle nach einer Ecke trocken ins Turiner Tor, nur fünf Minten später nickte er in der 34. Minute eine weitere Ecke wuchtig in die Maschen – Jubel auf dem Rasen, Ekstase pur bei den 30.000 Fans. Und Riedle gab später zum Besten, er habe genau von diesen beiden Treffern in der Nacht zuvor geträumt.

Rickens Treffer wird zum Jahrhunderttor

Auf Juves Dauerdruck und Del Pieros Anschlusstor mit der Hacke reagierte Hitzfeld nach 71 Minuten mit der Einwechslung von Lars Ricken. Fünf Sekunden stand der auf dem Platz, als er den Ball nach einem Steilpass von Möller per Bogenlampe aus rund 30 Metern im Turiner Tor versenkte. Von den BVB-Fans wurde der Treffer später zum Jahrhunderttor gewählt, heute ist er genauso legendär wie der damalige TV-Kommentar von Marcel Reif: "Ricken, lupfen jetzt, jaaaaa…".

Der Rest war schwarz-gelbe Glückseligkeit: Michael Zorc, von den Fans lautstark gefordert und kurz vor Spielende eingewechselt, nahm als Kapitän den Henkelpott entgegen, Hitzfeld feierte später mit Pickelhaube und Zigarre – der BVB war der erste deutsche Champions-League-Sieger der Geschichte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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