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Sachsen: Reichsbürgerin und Ärztin angeklagt – 549 falsche Corona-Atteste


"Indigenes Volk der Germaniten"
"Reichsbürger"-Ärztin wegen Hunderter falscher Corona-Atteste angeklagt


12.07.2023Lesedauer: 2 Min.
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Die rechtsextreme Kleinstpartei 'Freie Sachsen' fordert die Freilassung der wegen 549 mutmaßlich falschen Corona-Attesten angeklagten Moritzburger Ärztin - ansonsten ist die Unterstützung gering, nur 517 Menschen unterzeichneten eine Petition zu ihren Gunsten.Vergrößern des Bildes
Die rechtsextreme Kleinstpartei "Freie Sachsen" fordert die Freilassung der wegen 549 mutmaßlich falscher Corona-Atteste angeklagten Moritzburger Ärztin. (Quelle: haertelpress/imago-images-bilder)

Erste Anklage gegen die sächsische Ärztin, die deutschlandweit falsche Corona-Atteste ausstellte. Ermittelt wird ebenfalls gegen viele Attestnehmer – auch aus Dresden.

Gegen die 66-jährige "Reichsbürgerin" und Ärztin Bianca Witzschel aus dem Landkreis Meißen ist die erste Anklage wegen des Verdachts auf Ausstellen von 549 falschen Corona-Attesten erhoben worden. In 188 Fällen soll es sich um gewerbsmäßige Taten gehandelt haben, teilte die Staatsanwaltschaft Dresden am Mittwoch mit.

Seit Beginn der Corona-Pandemie soll die Ärztin aus Moritzburg gegen eine Zahlung von mindestens 25 Euro pauschal und fälschlich bescheinigt haben, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes medizinisch nicht vertretbar sei. In anderen Fällen konstatierte die Ärztin eine Unverträglichkeit sämtlicher Impfstoffe oder dass Corona-Schnelltests nur über den Speichel möglich seien.

"Reichsbürger"-Ärztin erteilte deutschlandweit Atteste

Solche Atteste wurden in ganz Deutschland ausgestellt, anscheinend auch in der "Reichsbürger"-Szene. Laut Staatsanwaltschaft bezeichne sich die 66-Jährige als Angehörige der "Reichsbürger"-Gruppe des "Indigenen Volkes der Germaniten". Die Freilassung der Ärztin steht zudem auf der Agenda der rechtsextremen Kleinstpartei "Freie Sachsen". Da die Moritzburger Medizinerin mit gefälschten Attesten mindestens 60.000 Euro verdient hat, würde es zu kurz greifen, ihre Motivation ideologisch zu begründen.

Wie weit der Skandal tatsächlich greift, ließen Razzien vor drei Wochen erahnen. Ende Juni durchsuchte die Polizei 140 Wohnungen von privaten Attestnehmern – hauptsächlich in Bayern. Zudem gab es Razzien in einer bayrischen Heilpraxis sowie auf einer weiteren Gewerbefläche. Dabei wurden 174 falsche Corona-Atteste gefunden. Diese Ermittlungsergebnisse sind in die aktuelle Anklage dabei noch gar nicht eingeflossen.

In der ersten Anklage stützt sich die Staatsanwaltschaft auf Untersuchungsergebnisse bis Februar 2023. Im Frühjahr haben Beamte die Wohn- und Geschäftsräume der Frau durchsucht. Im vergangenen September fanden zudem bundesweite Durchsuchungen statt – unter anderem bei den Inhabern der Atteste und den Organisatoren der Sammeltermine. Unter den Verdächtigen befanden sich damals auch vier sächsische Polizisten, die Atteste bekommen hatten. Die Ärztin soll mindestens 29.736,45 Euro eingenommen haben.

Falsche Corona-Atteste "im Minutentakt" ausgestellt

"Wir gehen allerdings weiterhin von einem Gesamtschaden von über 60.000 Euro aus", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft zu t-online. Zu den Ermittlungsergebnissen aus den Durchsuchungen im Juni werde es ein gesondertes Verfahren geben. Dann wird sich die 66-jährige Ärztin auch den Vorwürfen stellen müssen, dass durch die Kooperation mit Heilpraktikern und sogar Bestattungshäusern aus ganz Deutschland Sammeltermine arrangiert werden konnten, um falsche Corona-Atteste "im Minutentakt" auszustellen.

Die bereits vorbestrafte Beschuldigte hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert. Das Landgericht Dresden wird nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Zulassung der Anklage entscheiden. Ein Hauptverhandlungstermin steht noch aus.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Staatsanwaltschaft Dresden
  • medienservice.sachsen.de: Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom 12. Juli 2023
  • change.org: Petition für Witzschel
  • Eigene Recherchen
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