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Kitas in NRW: Mehr Kinder werden Opfer von Gewalt und Missbrauch


Zahlen auf dem Höchststand
Kitas in NRW: Mehr Kinder werden Opfer von Gewalt und Missbrauch

Von Florian Eßer

19.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Kind spielt in einer Kita (Symbolbild): In NRW kommt es immer häufiger zu Gewalt. (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa/Illustration/dpa-bilder)

In nordrhein-westfälischen Kitas nehmen Gewalttaten gegen Kinder zu. Die SPD fordert ein energisches Vorgehen.

Immer häufiger kommt es in Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen zu Gewalt gegen Kinder. Das zeigt eine Antwort des Familienministeriums auf eine kleine Anfrage von Dennis Maelzer, Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW. Demnach gab es in der ersten Jahreshälfte 2023 bereits 782 Meldungen von Gewalt und pädagogischem Fehlverhalten in Kitas. Die Zahlen beziehen sich auf die beiden Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR).

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 gab es 1.011 Meldungen. "Auch dieses Jahr droht die Zahl erneut zu steigen, sollten die Zahlen so konstant wie in der ersten Jahreshälfte bleiben", so Maelzer in einer aktuellen Stellungnahme zu der Problematik.

Oft geht die Gewalt von Kindern aus

Die Landesregierung unterscheidet in ihrer Antwort zwischen sexueller Gewalt und Übergriffen, körperlicher Gewalt und pädagogischem Fehlverhalten. 141-mal kam es in nordrhein-westfälischen Kitas demnach zu sexuellen Übergriffen beziehungsweise zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder. In 34 Fällen ging die Gewalt hier von Mitarbeitenden aus, in 105 Fällen von anderen Kindern und in zwei Fällen von "sonstigen" Personen.

Zudem verzeichneten die Behörden an Kitas 381 Fälle von Körperverletzungen und körperlichen Übergriffen, die in 100 Fällen von Mitarbeitenden ausgingen. In den restlichen Fällen wurden Kinder gegenüber anderen Kindern gewalttätig. Schlussendlich gab es zudem 277 Fälle pädagogischen Fehlverhalten durch Erwachsene.

Hintergründe für Übergriffe seien "multikausal"

Gleichzeitig verweist die Landesregierung auf die Dunkelziffer – also auf Fälle, die nicht bekannt wurden und somit nicht in die offiziellen Zahlen einfließen. Die tatsächlichen Zahlen könnten demnach noch höher ausfallen. Dadurch sei es schließlich auch möglich, dass es nicht mehr Fälle gibt als in den Jahren zuvor, diese Fälle aber häufiger an die Öffentlichkeit geraten – etwa durch eine zunehmende Sensibilisierung von Eltern, Mitarbeitenden und der Gesellschaft im Allgemeinen.

Die Gründe für die Übergriffe selbst seien häufig nicht auf einen Faktor zurückzuführen. Vielmehr würden mehrere Aspekte ineinandergreifen. So lägen den "kindeswohlgefährdenden Ereignissen" laut Landesregierung sowohl "individuelle Überforderungssituationen, mangelnde pädagogische Handlungsfähigkeiten, Personalmangel, Aufsichtspflichtverletzungen" als auch "pädagogische Grundhaltungen" und "Kommunikationsstörungen" zugrunde.

Landesregierung plant derzeit keine eigene Studie

Trotz dieser Erkenntnisse plant die Landesregierung derzeit keine "unabhängige Studie, um die Hintergründe dieser Entwicklung aufzuklären", wie es in der Antwort auf die Anfrage von Dennis Maelzer heißt. "Bei einer entsprechenden Studie würde es sich um eine hochkomplexe Untersuchung handeln", so die Erklärung weiter. Daher wollte die Landesregierung zunächst eine geplante Studie des unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) der Bundesregierung abwarten.

Dennis Maelzer aber reicht das nicht. "Es ist ein erschreckender Trend, dass bereits das erste Halbjahr 2023 die Zahlen vom gesamten Jahr 2021 überholt hat", so der SPD-Politiker. "Noch erschreckender ist es, dass die Landesregierung diesen hohen Zahlen nicht auf den Grund gehen will und dazu keine Studie in Auftrag geben will."

Die SPD hatte ein Rettungspaket gefordert

Um der "angespannten Lage" in den Kitas Herr zu werden und um Tarifsteigerungen "aufzufangen", hatte die SPD ein Rettungspaket über 5.000 Millionen Euro gefordert. Dies aber sei von der "schwarz-grünen Landesregierung im Landtag" abgelehnt worden.

"Von der Landesregierung gibt es leider bisher keine Initiative hierzu. Die Leistung von Schwarz-Grün lässt sich daher wie folgt zusammenfassen: Sie tun nichts, zeigen immer nur nach Berlin und wollen auch nichts wissen", meint Maelzer. "Darunter leiden in NRW vor allem Kinder und ihre Familien.“

Verwendete Quellen
  • spd-fraktion-nrw.de: "Gewalt in Kitas auf dem Höchststand"
  • landtag.nrw.de: Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 221 vom 31. Juli 2023 des Abgeordneten Dr. Dennis Maelzer SPD Drucksache 18/5200
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