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Fortuna Düsseldorf: Relegation gegen Bochum – Bröker erinnert sich an 2012


Thomas Bröker vor der Relegation
"Im Rückspiel macht die Fortuna den Aufstieg klar"

InterviewVon Dietmar Nolte

23.05.2024Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Thomas Bröker mit dem wichtigsten Tor in seiner Karriere: Er schoss es vor zwölf Jahren in der Relegation gegen die Hertha. (Quelle: Laci Perenyi/imago-images-bilder)

Vor zwölf Jahren setzte sich die Fortuna in der Relegation durch. Aufstiegsheld Thomas Bröker erinnert sich auch an einen denkwürdigen Platzsturm.

Wenn Fortuna Düsseldorf am Donnerstagabend ab 20.30 Uhr das erste Relegationsduell gegen den VfL Bochum bestreitet, spielt die Erinnerung mit: Vor zwölf Jahren setzte sich schon einmal eine Fortuna-Elf als Zweitligist in der Relegation durch und feierte den Aufstieg in die Bundesliga. Damals hieß der Gegner Hertha BSC – und einer der Düsseldorfer Torschützen Thomas Bröker.

Im Interview mit t-online erinnert sich der 39-Jährige an den "Wahnsinn" vergangener Tage, der von riesiger Euphorie in der Stadt und einem Platzsturm auf dem Rasen gekennzeichnet war, der fast noch den Aufstieg gekostet hätte. Außerdem erzählt Bröker, was er heute macht – mit Fußball hat das nichts mehr zu tun.

t-online: Herr Bröker, Fortuna spielt in der Relegation – werden da bei Ihnen auch wieder Erinnerungen wach?

Thomas Bröker: Na klar! Wobei ich zugeben muss, dass ich mit einem Auge auch noch auf den 1. FC Köln geschielt habe, nachdem Fortuna die Relegation sicher hatte. Das wäre die Super-Relegation geworden. Ich bin aber auch froh, dass der Gegner nicht Union Berlin heißt. Das wäre aus meiner Sicht die härtere Nuss geworden als Bochum – aber unterschätzen darfst du den VfL auch nicht.

Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Relegationsspiele 2012 gegen Hertha BSC zurückdenken?

Wenn ich auf die persönliche Ebene gehe, denke ich immer noch gerne an mein Tor, das ich damals in Berlin geschossen habe. Aber mir fällt auch sofort dieser einzige Wahnsinn ein, der uns im Rückspiel erwartet hat. Die Fans haben zu früh den Platz gestürmt, Hertha hat noch Einspruch erhoben und wir wussten tagelang gar nicht, ob wir wirklich aufgestiegen sind. Das war auf gewisse Art einmalig, was wir erlebt haben. Den Jungs jetzt wünsche ich aber eine deutlich ruhige Relegation. Sonst dürfen sie es uns aber gerne nachmachen.

Das Potenzial für einen Platzsturm ist im Aufstiegsfall aber bestimmt immer noch vorhanden.

Davon gehe ich auch aus. Da würden mich die Fans fast schon enttäuschen, wenn sie beim Aufstieg nicht den Platz stürmen. Das gehört mittlerweile zum guten Ton. Aber eben erst nach Abpfiff. Die Fortuna-Fans kennen die Geschichte von 2012, sie werden das berücksichtigen.

Sie haben Ihr Tor im Hinspiel in Berlin angesprochen – das wichtigste Tor Ihrer Karriere?

Definitiv. Wir lagen zurück, haben alle nicht wirklich viel zustande gebracht in dieser Partie. Ich habe mir dann auf der rechten Seite einfach mal den Ball genommen, hab es quasi mit dem Kopf durch die Wand versucht und stand auf einmal vor dem Torwart. Keeper ausgeguckt, Ball in die kurze Ecke geschoben – ich bin heilfroh, dass er reingegangen ist.

Wie haben Sie damals rund um die Relegation die Atmosphäre in der Stadt wahrgenommen?

Es herrschte damals Ausnahmezustand in Düsseldorf. Man hat gemerkt, nach 25 Jahren ohne Bundesliga haben der ganze Verein und die ganze Stadt danach gelechzt, wieder hochzugehen. Es herrschte eine wahnsinnige Euphorie. Ich bin froh und dankbar, dass wir es dann auch geschafft haben.

Sie selbst sind dann im Sommer unmittelbar nach dem Aufstieg allerdings gewechselt – ausgerechnet zum 1. FC Köln.

Das darf man gar nicht so laut sagen. Es hatte aber überhaupt nichts mit unserer Mannschaft oder mit Trainer Norbert Meier zu tun. Im Gegenteil, ihm habe ich viel zu verdanken. Aber ich habe damals in Köln gewohnt, hatte dort meine Karriere begonnen und auch die Perspektive beim Vertrag stimmte. Es war keine Entscheidung gegen die Fortuna. Es lag für mich einfach nah, zum FC zurückzugehen.

Zurück zum Aufstieg: Die ausgelassene Party für Sie und Ihre Mitspieler fand damals ein relativ schnelles Ende.

Wir hatten eigentlich nur die eine Nacht in der Nachtresidenz in Düsseldorf, in der wir richtig feiern konnten. Am nächsten Morgen wurde bekannt, dass Hertha Einspruch eingelegt hat. Also mussten wir einen Tag später wieder auf den Rasen und uns fit halten. Bis unser Aufstieg fast eine Woche später endgültig klar war, war es mit der Feierei und der großen Euphorie auch vorbei.

Also keine Mallorca-Tour mit dem Team?

Normal gehört das dazu, dass du dich direkt in den Flieger setzt und mit den Jungs ordentlich feierst. Aber das wurde uns durch den Einspruch verwehrt und das war wirklich sehr schade, das muss ich ehrlich sagen. Das hat auch keiner von uns so für möglich gehalten. Du hast dich irgendwie in einer Zwischenwelt gefühlt. Auf der einen Seite hast du den Gegner sportlich geschlagen, auf der anderen darfst du den Aufstieg nicht feiern. Wir haben uns damals ungerecht behandelt gefühlt.

Wie intensiv verfolgen Sie heute noch das Geschehen rund um die Fortuna?

Ich verfolge den Fußball heute mit einigem Abstand. Vor einem Jahr war ich mal im Stadion. Aber trotzdem bin ich immer auf dem Laufenden, was die Fortuna betrifft. Zumal ich einige der heutigen Akteure aus dem Verein noch gut aus meiner aktiven Zeit kenne. Mit Daniel Thioune habe ich in Ahlen zusammengespielt, mit Christian Weber und Sascha Rösler in Düsseldorf, daher kenne ich auch noch Oliver Fink und Andreas Lambertz. Das gefällt mir an der Fortuna übrigens ausgesprochen gut: Sie binden die ehemaligen Haudegen mit ein in den Verein und leben diesen Gedanken wirklich. Ich finde es klasse, wie sie das machen.

Daniel Thioune könnte jetzt zum Aufstiegstrainer werden. Haben Sie ihm zu seiner aktiven Zeit eine solche Karriere schon zugetraut?

Den Trainerjob habe ich ihm auf jeden Fall zugetraut, allein schon von seiner Persönlichkeitsstruktur her und was seine Auffassungsgabe von Fußball betraf. Er war damals um die 30, stand kurz vor seinem Karriereende, als ich als relativ junger Kerl von 24 Jahren nach Ahlen gekommen bin. Da hat sich das bei ihm schon abgezeichnet.

Sie selbst haben nach Ihrer aktiven Zeit beruflich eine ganz andere Richtung eingeschlagen.

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Das war eine ganz bewusste Entscheidung. Ich habe zu meiner aktiven Zeit neben dem Fußball bereits ein BWL-Studium absolviert. Zu Corona-Zeiten habe ich ein Unternehmen für Schutzmittelbedarf gegründet und dann gab es für mich die Gelegenheit, in ein Logistik- Unternehmen einzusteigen. Das mache ich jetzt seit mehr als zweieinhalb Jahren mit einem Geschäftspartner zusammen, wir haben knapp 100 Mitarbeiter und es läuft recht erfolgreich. Es macht Spaß, auch wenn es etwas ganz anderes ist als der Fußball. Ich bin froh, dass ich mir dieses berufliche Standbein aufbauen konnte.

Und Sie liefern den Beweis, dass man auch ohne Fußball glücklich sein kann?

Das stimmt, auch wenn ich gerne an die Fußballzeit zurückdenke. Und wenn man mal einen der leider nicht so seltenen Arbeitstage mit zehn, zwölf Stunden hat, dann wünscht man sich manchmal auch die Zeiten damals auf dem Platz zurück. Das war auch nicht so verkehrt.

Wagen Sie zum Abschluss noch einen Tipp für die Relegation?

Im Hinspiel in Bochum gibt’s ein 1:1 – und im Rückspiel in Düsseldorf macht die Fortuna mit einem 2:1 den Aufstieg klar.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Thomas Bröker
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