Nach Messer-Attentat von Solingen Diese Grünen-Politikerin steht jetzt unter Druck
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.NRW-Integrationsministerin Josefine Paul gab am Donnerstag einem "fehleranfälligen System" eine Mitschuld für die Abschiebe-Panne von Solingen. Die 42-Jährige hatte sich zuvor für eine schnellere Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen eingesetzt.
Mai 1993: In Solingen verüben Neonazis einen rassistischen Brandanschlag auf ein Haus, in dem eine türkischstämmige Familie lebt. Fünf Frauen und Mädchen kommen ums Leben. Dieser und weitere rassistische Anschläge in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen bewegen die damals elfjährige Josefine Paul, in der Schule im niedersächsischen Helmstedt mit ihren Klassenkameraden ein Jugendbündnis gegen Rassismus zu gründen. So schildert die Politikerin ihren frühen Einstieg in die Politik auf ihrer offiziellen Website.
Mehr als 30 Jahre später spielt die Stadt Solingen wieder eine entscheidende Rolle in ihrer Karriere. Als NRW-Integrationsministerin muss sie sich vor dem Landtag für die Abschiebe-Panne rechtfertigen, die es dem Attentäter erst möglich machte, auf dem Stadtfest in Solingen drei Menschen zu töten.
Im Jahr 1999, im Alter von 17 Jahren, tritt Paul den Grünen bei. Ihr Weg führt sie neben ihrem Studium der Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft an der Uni Münster durch die verschiedenen Ebenen von Kreis- bis Landesverband. Ein Jahr arbeitet sie als Vertretungslehrerin für Politik, dann widmet sie sich der Politik im Hauptberuf. Seit 2010 ist sie Mitglied im Landtag NRW, wird erst stellvertretende Fraktionsvorsitzende, später Fraktionsvorsitzende und im Juli 2022 schließlich Integrations- und Familienministerin.
Knecht-Ruprecht-Debatte rückt sie in den Fokus
Im Bereich Integration engagiert sich Paul vor allem für eine schnellere Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Größere mediale Aufmerksamkeit bekommt sie aber durch ein anderes Thema: Im Dezember 2018 äußert sie sich zur weihnachtlichen Figur von Knecht Ruprecht. Die Figur sei "nicht mehr zeitgemäß", findet die Grünen-Politikerin. Er passe nicht mehr in das heutige Bild der Kindererziehung. Kindern zu drohen, sei generell nicht richtig. Mit den Äußerungen zieht sie den Ärger von Traditionalisten auf sich.
- josefine-paul.de: Offizielle Website der Politikerin
- spiegel.de: "Josefine Paul findet Knecht Ruprecht nicht mehr zeitgemäß" vom 06.12.2018