Kot-Ärger am Rhein Wie Düsseldorf gegen die Gänseplage kämpft

Eine Art Geburtenkontrolle soll in Düsseldorf die Gänseschar in Schach halten. Experten kritisieren die Methode.
Wildgänse und Menschen haben im Sommer dieselben Vorlieben – und das sorgt für Konflikte. In warmen Monaten zieht es Sonnenbadende und Sportbegeisterte ans Ufer. Doch auch Grau-, Kanada- und Nilgänse fühlen sich dort wohl, hinterlassen Kot am Strand, auf Liegewiesen und Fußwegen. Damit könnte Landesforsten zufolge eine Gesundheitsgefährdung von Erholungssuchenden einhergehen. Grünflächen am Rhein sind bei den Tieren besonders beliebt. Wie geht Düsseldorf dagegen vor? Und wie kämpfen andere Städte gegen den Kot-Ärger an?
Düsseldorf setzt seit Jahren auf das sogenannte Gelegemanagement. Das heißt, den Gänsen werden alle Eier bis auf ein oder zwei aus den Nestern genommen. In Düsseldorf blieb die Zahl der Gänse laut der Bilanz in den Parkanlagen 2024 mit der konservativen Methode auf dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt stieg die Zahl aber, Gänse wanderten wohl aus dem Umland zu.
Nabu-Experte Martin Rümmler sieht die Behandlung von Gelegen kritisch. "Das ist im Vergleich zur Jagd natürlich eine tierschonendere Art, um die Bestände zu regulieren." Die Ausbreitung der Nilgans werde man dadurch aber nicht verhindern können. "Damit kann man nur regional den Bestand stabil halten. Doch das ist aus Sicht des Nabu eigentlich unnötig, denn die Bestände regulieren sich von selbst." Wenn an einer Stelle zu viele Wildgänse seien, wanderten diese in andere Gebiete ab und suchten dort nach Nahrung, sagt er.
Vor allem die invasive Nilgans sorgt für Probleme. Das Vorkommen der ursprünglich aus Afrika stammenden Nilgans ist bundesweit seit 2017 stark gestiegen, sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband. "Sie ist sehr anpassungsfähig und konkurrenzstark." Die heimische Graugans ist nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) mit 42.000 bis 59.000 Brutpaaren die häufigste Wildgans in Europa. Die Nilgans kommt demnach auf 5.000 bis 7.500 Brutpaare, die ebenfalls eingewanderte Kanadagans auf 8.500 bis 14.500 Brutpaare. Bei allen drei Arten seien die Populationstrends steigend, sagt Nabu-Experte Martin Rümmler.
In Köln wird die Methode seit 2023 angewendet. Die Zahl der Gänse erhöhte sich der Stadt zufolge seither an Weihern mit Gelegemanagement nicht.
Geburtenkontrolle per Einstich
Es gibt allerdings auch drastischer Methoden: In Ludwigshafen etwa, im Rhein-Pfalz-Kreis und im Landkreis Germersheim genehmigte die obere Jagdbehörde bei Grau-, Kanada- und Nilgänsen das Anstechen von Eiern. Ein Gänseküken wird aus diesen dann nicht mehr schlüpfen. Mit dieser Methode haben die Fachleute das Ei unfruchtbar gemacht.
"Mit dem Anstechen der Eier soll versucht werden, eine Langzeitwirkung zu erreichen, um den Brutplatz unattraktiver für eine erneute Ansiedlung zu machen", teilt die zuständige Zentralstelle der Forstverwaltung mit. Zudem werden die Gänse in der zugelassenen Zeit bejagt, vergrämt und mit Zäunen von bestimmten Flächen ferngehalten.
Dass sich Wildgänse in Städten besonders gerne niederlassen, liegt Rümmler zufolge an mehreren Faktoren: Dort werden sie in der Regel nicht gejagt. Es gibt weniger Beutegreifer wie Füchse, Marder oder Waschbären, die die Küken fressen. Und genügend Futter, weil in Parks und Freibädern den ganzen Sommer über saftig-grünes Gras wächst. "Dazu haben sie keine Scheu und werden, trotz Verbot, leider sehr viel gefüttert", erläutert eine Sprecherin der Stadt Köln, wo Gänsekot in den Grünanlagen ebenfalls für Konflikte sorgt.
- Mit Material der dpa