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Düsseldorf: Zwei Frauen sterben nach Po-Operation – Arzt weist Vorwürfe ab


Riskanter Eingriff
Zwei Frauen sterben nach Po-Operation – Arzt weist Vorwürfe ab

Von dpa, afp, t-online
Aktualisiert am 28.09.2021Lesedauer: 2 Min.
Der angeklagte Arzt sitzt mit Maske im Saal des Landgerichts (Archivbild): Er wurde unter anderem wegen Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen verurteilt.Vergrößern des BildesDer angeklagte Arzt sitzt mit Maske im Saal des Landgerichts (Archivbild): Er wurde unter anderem wegen Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen verurteilt. (Quelle: David Young/dpa-bilder)
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In Düsseldorf sind zwei Frauen nach einer Po-Vergrößerung mit Eigenfett gestorben. Der Arzt, der die Eingriffe durchführte, steht nun vor Gericht – ihm drohen bis zu 15 Jahren Haft.

Im Prozess um den Tod zweier Frauen nach einer Po-Vergrößerung in Düsseldorf hat der angeklagte Arzt sämtliche Vorwürfe bestritten. Der Mediziner werde freizusprechen sein, sagte sein Verteidiger am Düsseldorfer Landgericht. Dort begann der Prozess gegen den 50-jährigen Arzt, dem zwischen drei und 15 Jahren Haft drohen.

Zwei 20 und 42 Jahre alte Frauen waren mit dem Wunsch nach einem größeren Po bei ihm erschienen und hatten sich ihr Gesäß mit körpereigenem Fett aufspritzen lassen. Kurze Zeit später waren sie tot.

Dem Mediziner wird von der Staatsanwaltschaft Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen und fahrlässiger Körperverletzung in einem dritten Fall vorgeworfen. Die Anklage stützt sich auf Gutachten, die dem Mann eine Reihe von Fehlern vorwerfen: Er habe nicht ausreichend über die Risiken der Eingriffe aufgeklärt, zu viel Flüssigkeit eingespritzt und Eingriffe ambulant ohne Nachsorge sowie Anästhesisten durchgeführt, die stationär mit Anästhesist hätten erfolgen müssen.

Außerdem ist dem Arzt noch ein Verfahren des Titelmissbrauchs angehängt worden: Der Mediziner soll seinen Doktortitel ohne den Landeszusatz "(ir)" für Iran verwendet haben, obwohl er ihn dort erwarb.

Schönheits-Doc aus Düsseldorf bot "Brazilian Butt Lifts" an

Außerdem habe er unzulässige Medikamente verabreicht und Narkosemittel zu hoch dosiert. Der Mediziner und seine Verteidiger führen dagegen mehrere Gegengutachten ins Feld. Demnach sei sein Handeln "lege artis" gewesen, habe also den Regeln der ärztlichen Kunst entsprochen.

Der angeklagte Arzt bot Po-Vergrößerungen ("Brazilian Butt Lift") mittels Eigenfett-Implantation an. Eine Methode, die von plastischen Chirurgen wegen des Sterberisikos auch kritisch gesehen wird, weil Fettgewebe in die Blutbahnen gelangen und eine Embolie auslösen kann.

Tod nach Po-OPs: Was über die Fälle bekannt ist

Im ersten Fall soll der Angeklagte im Juni 2018 bei einer Patientin insgesamt sechs Liter Flüssigkeit, davon 4,7 Liter Fett, abgesaugt haben. Insgesamt 2,2 Liter Eigenfett habe er daraufhin in beide Gesäßhälften der Frau gespritzt.

Dabei wurde die Patientin laut Staatsanwaltschaft nicht ausreichend sediert. Zudem sei eine zu große Menge Fett abgesaugt worden, weswegen es zu "ausgedehnten Einblutungen" im Gewebe gekommen sei.

Im zweiten Fall soll der Mann einer Frau im August 2018 zwölf Liter Flüssigkeit abgesaugt haben, obwohl ambulant nicht mehr als fünf Liter Fettgewebe entnommen werden dürften, wie das Gericht mitteilte. Die 20-jährige Patientin sei später gestorben.

Besserer Schutz für Patientinnen gefordert

Im dritten Fall soll der Angeklagte im Juli 2019 eine ambulante Fettabsaugung mit anschließender Eigenfettimplantation bei einer 42-Jährigen vorgenommen haben. Die Risikopatientin habe er ohne Anästhesisten ambulant operiert, was nicht der Sorgfaltspflicht entsprochen habe. Wegen eines kritischen Blutverlusts in Kombination mit einer Fettembolie sei die 42-Jährige gestorben.

"Dieser dramatische Fall zeigt eindrücklich, dass die Rechtslage in Deutschland bei weitem nicht ausreichend ist, um Patienten und Patientinnen wirksam vor unqualifizierten Operateuren zu schützen", kritisierte Prof. Lukas Prantl, Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC). Man werde sich bei der neuen Bundesregierung um einen besseren Schutz bemühen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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