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Ruhrgebiet will sich fit machen für Klimawandel


Steigende Temperaturen
Ruhrgebiet will sich fit machen für Klimawandel

Von dpa
18.12.2022Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:221204-99-772608Vergrößern des BildesAuf Dächern und an der Fassade einiger Gebäude der Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage in Oberhausen wachsen Pflanzen. (Quelle: Christoph Reichwein/dpa)
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Im Ruhrgebiet kann es im Sommer um zehn Grad heißer werden als im Umland. Höchste Zeit, dass die Region reagiert – 16 Städte haben sich dazu zusammengeschlossen.

Im dicht besiedelten Ballungsraum Ruhrgebiet steigen in den Sommermonaten die Temperaturen in der Regel stärker als im Umland. Bei Starkregen steht in versiegelten Straßenzügen schnell das Wasser. Die Region bereitetet sich nach und nach auf den Klimawandel vor. Insgesamt 16 Ruhrgebietsstädte haben sich für das Großprojekt zusammengeschlossen.

Eine der größten Müllverbrennungsanlagen Deutschlands in einem Oberhausener Industriegebiet mit hässlicher Betonfassade: An den Außenwänden und auf dem 3000-Quadratmeter-Dach wachsen jetzt Pflanzen, die Wasser speichern und mit ihrer Verdunstungskälte das Stadtquartier kühlen. Eine befahrene Kreuzung in Dinslaken im Ruhrgebiet – und direkt daneben eine 300 Quadratmeter große, tiefe Sickermulde mit einem unterirdischen Kanal für Regenwasser. Hier gibt es bei Starkregen künftig so schnell keine Überflutung mehr.

Zwei erste Beispiele für ein ruhrgebietsweites Großprojekt unter Führung des Wasserwirtschaftsverbandes Emschergenossenschaft in Essen: Mit zunächst 250 Millionen Euro bis 2030 versuchen die Kommunen des größten deutschen Ballungsraumes, sich fit zu machen für den Klimawandel. 16 Städte, darunter die an der Emscher gelegenen Metropolen Essen, Dortmund und Duisburg haben sich dazu in der "Zukunftsinitiative Klima.Werk" zusammengeschlossen.

"Wir kommen am Klimawandel nicht vorbei"

"Wir kommen am Klimawandel mit Starkregen und Dürreschäden nicht vorbei", sagt der Chef der Emschergenossenschaft und frühere Hertener Bürgermeister Uli Paetzel. "Wir müssen unsere Städte umbauen." Das gehe nicht mit vereinzelten Pilotprojekten im einstelligen Millionenvolumen, betont Paetzel. "Das wird nur einen Effekt haben, wenn wir das geballt hinkriegen" – insgesamt mit Projekten im Milliardenbereich.

Und es müsse so schnell wie möglich passieren. "In versiegelten Innenstädten kann es im Hochsommer um zehn Grad heißer werden als im Umland. Wir werden eine Diskussion über Hitzetote bekommen", warnt der Genossenschaftschef.

Grün und blau sind die Signalfarben der Initiative. Hunderte oder gar Tausende Dächer, Fassaden, Straßenränder und Fußgängerzonen sollen begrünt werden, sagt Paetzel. Und bei Starkregen wie im vergangenen Sommer soll nicht mehr die Kanalisation überlaufen. Stattdessen will der Verband das Wasser in Regenrückhaltebecken, Mulden und Teichen zurückhalten, in kleinen unterirdischen Speichern unterhalb von Bäumen auffangen und bei späteren Trockenphasen verdunsten oder langsam ins Grundwasser sickern lassen. Wie einen riesigen Schwamm für Regenwasser wünscht sie Paetzel das bisher oft noch zubetonierte Revier.

Klimaschutzumbauten in einzelnen Quartieren

Das nötige Geld kommt zu 60 Prozent vom Land, zu 40 Prozent vom Wasserverband, für den neben den Kommunen auch die Industrie und der Bergbau einzahlen. Anders als sonst meist üblich müssen die Kommunen bei den Klimaprojekten keinen 10- oder 20-Prozent-Finanzierungsanteil übernehmen. Die Bürgermeister machen deshalb gerne mit.

Derzeit legten die Städte Quartiere fest, an denen Klimaschutzumbauten besonders dringlich sind und meldeten einzelne Projekte an, sagt Paetzel. Dann sollen Planungen und Ausschreibungen beginnen. "Ab 2024 laufen die Baumaßnahmen richtig hoch", sagt der Genossenschaftschef. "Wenn wir bis 2027 nicht eine vier- bis fünfstellige Zahl von Projekten umgesetzt haben, haben wir unseren Job nicht ordentlich gemacht."

Wesentlich schneller gehe es nach jetzigem Stand leider nicht. Aber die Genossenschaft versuche durch gemeinsame Ausschreibung von ganzen Projektbündeln Tempo zu machen. Er spreche derzeit beispielsweise mit Managern von Discountern im Ruhrgebiet, deren Standorte oft in nahezu identischen Hallen untergebracht sind. Für die Begrünung und die Regenwassersysteme auf den Dächern und Parkplätzen ließen sich Genehmigungen möglicherweise teilweise übertragen, sagte Paetzel. Auch Wohnungsbauunternehmen fragten derzeit vielfach wegen Dachbegrünungen und Photovoltaikanlagen an. Private Projekte werden zu 80 Prozent gefördert.

Blütenmeer auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage

Erfolge sind bereits zu sehen: Auf dem Dach der riesigen Oberhausener Müllverbrennungsanlage – einem eigentlich unwirtlichen Ort – sprießte aus dem Grün im vergangenen und diesen Sommer ein Blütenmeer, das schon kräftig Bienen angezogen hat, berichtet die Sprecherin der Verbrennungsanlage, Julia Kremser. Ein Bienenvolk überwintert derzeit in einem Bienenstock auf dem Gelände. An den Fassaden des Kühlturms kämpft sich währenddessen das immergrüne Geißblatt nach oben.

Mit gutem Beispiel vorangehen will auch die Emschergenossenschaft selbst in ihrer Essener Zentrale: Der große Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1910 ist derzeit noch mit Autos vollgeparkt mit ein paar "Alibibäumchen", wie Paetzel selbst sagt. "Das wird komplett umgebaut und alles blau-grün – mit einem großen Teich in der Mitte."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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