t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeRegionalFrankfurt am Main

Friedenspreis für Ukrainer Serhij Zhadan: Kritik wegen "barbarischer Wortwahl"


Barbarische Wortwahl?
Wieder Kritik an ukrainischem Friedenspreisträger Serhij Zhadan

Von Stefan Simon

Aktualisiert am 28.10.2022Lesedauer: 2 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
imago images 171081581Vergrößern des Bildes
Schriftsteller Serhij Zhadan auf der Frankfurter Buchmesse: Nicht alle sehen die Vergabe des Friedenspreises an den Autoren positiv. (Quelle: IMAGO/STAR-MEDIA)

Erst kritisiert Harald Welzer den langen Applaus an Serhij Zhadan, nun findet die Autorin Jutta Ditfurth kritische Worte für die Vergabe des Friedenspreises an den Ukrainer.

Die in Frankfurt lebende Autorin Jutta Ditfurth hat in den sozialen Medien die Vergabe des Friedenspreises an den ukrainischen Autoren Serhij Zhadan kritisiert. Auf Twitter bezieht sich Ditfurth auf ein Zitat Zhadans aus dessen Buch "Himmel über Charkiw". Das Zitat lautet: "Die Russen sind Barbaren, sie sind gekommen, um unsere Geschichte, unsere Kultur, unsere Bildung zu vernichten. (...) Horde, Verbrecher, Tiere, Unrat. (...) Brennt in der Hölle ihr Schweine." Über den Tweet schreibt Ditfurth: "Dafür bekommt einer den Friedenspreis (!) des Deutschen Buchhandels."

Bereits am Montag kritisierte der Publizist Harald Welzer die Standing Ovations für Zhadan bei der Verleihung in der Frankfurter Paulskirche. In Deutschland fühlten sich alle permanent aufgefordert, die Perspektive der angegriffenen Ukrainerinnen und Ukrainer zu übernehmen, sagte Welzer.

Die meisten Kommentare unter Ditfurths Tweet sehen es differenzierter als sie. Auf die Frage eines Users, ob sie denn nicht die Wut verstehe, antwortet Ditfurth, dass man drei Dinge auseinanderhalten müsste: die konkrete Wut und Horror angesichts von Kriegsverbrechen, die Ebene der Verarbeitung beim Schreiben. Da hätte Zhadan die Verallgemeinerung zurücknehmen müssen. Dritte Ebene sei die Bepreisung eines solchen Textes durch den Deutschen Buchhandel.

Zhadan dokumentierte eigenes Erschrecken über sich

Ein weiterer Twitter-User wirft die Frage auf, wie sich Literaten durch einen Krieg verändern könnten. "Ein Text, der den eigenen Abstieg in die Abgründe des Hasses beschreibt, der klingt interessant. Was denken Teilnehmer eines Krieges wirklich und ungeschönt über die Gegner. Wie offen die Selbstreflektion erfolgt, das kann ich nicht sagen. Erschrickt er vor sich selbst?"

Ja, er dokumentierte sein eigenes Erschrecken über sich und über seine Verwandlung, heißt es in einem Kommentar von Volker Weidemann bei "zeit online". Zhadan habe seine Kriegsmitschriften, die er zuvor auf Facebook und Twitter veröffentlichte, zusammengefasst.

Er schreibt weiter, dass Zhadan mit angesehen habe, wie Kinder im Luftschutzkeller saßen und wie das die Kinder verändert habe. Dass Zhadan einen gefallenen Freund nicht richtig beerdigen konnte, weil dessen Kopf nicht zu finden war. Am Ende schreibt Weidemann, dass die Vergabe an den ukrainischen Autoren kein Skandal sei, sondern "der Skandal ist der russische Überfall auf die Ukraine und das tägliche Töten. Die Literatur wehrt sich mit ihren Mitteln. Und kämpft für nichts anderes als Frieden."

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website