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Frankfurt am Main: Nach Razzia bei Reichsbürger-Prinz: "Sind wir den jetzt los?"


So lebte Heinrich XIII.
Nach Razzia bei "Reichsbürger"-Prinz: "Sind wir den jetzt los?"


07.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Vermummte Polizisten führen Heinrich XIII Prinz Reuß zu einem Polizeifahrzeug: Er soll einer der beiden Rädelsführer der rechtsextremen Gruppe sein.Vergrößern des Bildes
Vermummte Polizisten führen Heinrich XIII. Prinz Reuß zu einem Polizeifahrzeug: Er soll einer der beiden Rädelsführer der rechtsextremen Gruppe sein. (Quelle: Boris Roessler/dpa)

Ein Extremistennetzwerk wollte Heinrich XIII. offenbar zur Macht verhelfen. In Frankfurt wohnte und arbeitete der mutmaßliche Rädelsführer zurückgezogen.

Es ist ruhig in der Rossertstraße im noblen Frankfurter Stadtteil Westend. Allein die vier vermummten Polizeibeamten, die vor dem Tor mit der Hausnummer 14 stehen, zeugen von der Durchsuchung der Wohnung im obersten Stockwerk – jener Wohnung, in der Heinrich XIII. Prinz Reuß lebt.

Bei einer groß angelegten bundesweiten Razzia mit 3.000 Polizeibeamten an diesem Mittwoch haben die Einsatzkräfte ein mutmaßliches Extremistennetzwerk ausgehoben, in dem der Adelige offenbar eine zentrale Rolle spielte. Der Prinz sollte gewaltsam zum Staatsoberhaupt gemacht werden, heißt es. Ein Staatsstreich sei geplant gewesen, unter anderem mit Unterstützung durch einen ehemaligen Fallschirmjäger-Kommandeur sowie eine ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete.

Nachbarn kennen den Terror-Prinzen kaum

Eine Anwohnerin läuft mit langsamen Schritten auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Wohnhaus des Terror-Prinzen vorbei. Wenige Stunden zuvor ist Reuß von Polizisten aus dem Haus geführt und in Gewahrsam genommen worden. Die ältere Frau hat die Szene beobachtet: "Ich habe mich schon gewundert, was denn nun hier passiert. Die Polizisten haben ein paar Sachen rausgetragen", sagt sie.

Zu Reuß selbst kann sie nichts sagen: "Ich kenne ihn nicht." Von der bundesweiten Razzia hat sie zum Zeitpunkt des Gesprächs mit t-online wenig mitbekommen. Sie reißt ein wenig die Augen auf, als sie erfährt, dass der mutmaßliche Rädelsführer in der gleichen Straße wie sie wohnt. Sie schüttelt mit dem Kopf. Die Umsturzpläne und die "Reichsbürger"-Ideologie kommentiert sie mit den Worten: "So viel dummes Zeug." Dann fragt sie: "Sind wir den jetzt los?"

Der Prinz soll nach Angaben der Hausbewohner zurückgezogen und unscheinbar gelebt haben. Im sechsstöckigen Altbau wohnte er offenbar im Dachgeschoss. Für einen Adeligen wirkt die Wohnung von außen eher etwas dürftig. Auch sein Auto ist für hiesige Verhältnisse keine Luxuskarosse: Er fährt einen Audi S6.

Etwa 20 Minuten vom Wohnhaus des Prinzen entfernt, im Nordend, befindet sich sein Büro. In Frankfurt arbeitete er bis dato als Immobilienmakler. Auch diese Straße ist von der Polizei abgesperrt. Auch hier steht ein vermummter Polizist vor dem Eingang. Auch hier werden zu dem Zeitpunkt die Büroräume des Prinzen durchsucht.

Gegenüber vom Haus öffnet ein älterer Mann die Holzläden vor seinem Fenster und blickt heraus. Er trägt einen schwarz-rot gestreiften Bademantel und hält in der linken Hand eine Zigarette. Er wirkt sehr erstaunt: "Ich kenne den ja schon lange. Wir sind ja Nachbarn", sagt er. "Ich habe den eigentlich immer in positiver Erinnerung gehabt. Er war immer nett."

Ein weiterer Mann läuft die Straße entlang. Als Ingo Dormann stellt sich der 76-Jährige vor. Dass Leute in der heutigen Zeit hinter der Ideologie der "Reichsbürger" stünden, könne er nicht verstehen. "Das ist so aus der Zeit gefallen. Wir sind doch so aufgeklärt und kommen schnell an Informationen." Er schüttelt mit dem Kopf. Und verabschiedet sich. "Meine 99-jährige Mutter wartet auf mich."

Viel tut sich hier nicht mehr. Auch die versammelte Presse zieht nach und nach ab. Kurze Zeit später wird die Straße für den Verkehr wieder freigegeben. Wenig später gibt der Generalbundesanwalt bekannt, dass acht der 25 Beschuldigten in Untersuchungshaft sitzen. Zuvor hatten das Bundeskriminalamt (BKA), mehrere Landeskriminalämter und Verfassungsschutzbehörden umfangreiche Ermittlungen geführt. Beim BKA trägt das Verfahren den Namen "Schatten".

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