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Rassismus auf Sylt: HAW Hamburg will Studentin rauswerfen – gerechtfertigt?


Rassistische Parolen
Sylt-Grölerin droht Rauswurf – zu hart oder zu lasch?

  • Nina Hoffmann
  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Pro & KontraVon Nina Hoffmann, Markus Krause

28.05.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Gebäude der HAW in Hamburg und die Studentin: Ihr droht der Rauswurf von der Hochschule.Vergrößern des Bildes
Gebäude der HAW in Hamburg und die Studentin: Ihr droht der Rauswurf von der Hochschule. (Quelle: Montage/t-online)

Das Video eines Sylter Clubs erregt bundesweit Aufsehen. Für die jungen Menschen, die darin rassistische Sprechchöre anstimmen, folgen nach und nach Konsequenzen. Jetzt will auch die HAW handeln.

Einer Hamburger Studentin droht ein Exmatrikulationsverfahren. Der Grund: Die junge Frau hatte am Pfingstwochenende im Sylter Nobelclub "Pony" in Kampen rassistische Parolen skandiert. In einem ersten Schritt hat die HAW Hamburg der Studentin wegen ihres Verhaltens auf Sylt bereits ein zweimonatiges Hausverbot ausgesprochen. Nun prüft die Hochschule ein Exmatrikulationsverfahren.

Sollte eine Hochschule einem jungen Menschen wegen eines solchen Vorfalls die Zukunft verbauen? Ein Pro und Kontra:

Video | Sylter "Pony"-Clubbetreiber veröffentlicht neue Aufnahmen
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Quelle: t-online
Pro
Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Markus KrauseRedakteur Regio Nord

Exmatrikulation wäre konsequentes Handeln

Taten haben Konsequenzen – das muss auch eine Hamburger Studentin nun lernen. Die Exmatrikulation der jungen Frau zu prüfen, ist daher eine richtige und wichtige Entscheidung. Die Maßnahme ist notwendig, um fundamentale Werte wie Toleranz, Vielfalt und Integration zu schützen und ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Hochschulen sollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch moralische Werte weitergeben. Sie tragen die Verantwortung, eine Kultur des Respekts und der Offenheit zu fördern. Wenn rassistische Äußerungen ohne ernsthafte Konsequenzen bleiben, untergräbt dies die Glaubwürdigkeit der Institution und sendet ein fatales Signal: Rassismus wird geduldet. Das darf nicht geschehen.

Es geht auch um den langfristigen Ruf der HAW Hamburg. Bleiben Konsequenzen aus, könnte das abschreckend auf zukünftige Studierende wirken, insbesondere auf jene, die sich für ein multikulturelles und respektvolles Lernumfeld entscheiden. Eine klare Haltung gegen Rassismus ist daher auch im Interesse der Hochschule selbst, um ihre Attraktivität und Glaubwürdigkeit zu bewahren.

Das Ganze hat zudem eine nicht zu unterschätzende präventive Wirkung. Eine Exmatrikulation würde einerseits abschreckend auf andere wirken, andererseits wird die betroffene Person gezwungen, über ihr Verhalten nachzudenken. Die Sanktion wäre somit nicht nur eine Strafe, sondern auch eine Chance zur Reue und zur persönlichen Entwicklung.

Zu guter Letzt könnte die HAW in Erwägung ziehen, der betroffenen Studentin die Gelegenheit zu geben, sich zu rehabilitieren. Dies könnte durch eine Bewährungszeit und die Teilnahme an Antirassismus-Workshops erfolgen, mit der Möglichkeit, nach einer positiven Neubewertung des Verhaltens ihr Studium fortzusetzen.

Kontra
Nina Hoffmann
Nina HoffmannRegional-Redakteurin Hamburg

Rassisten gehen, Rassismus bleibt

Aus den Augen, aus dem Sinn – nach rassistischen Vorfällen folgt oft das, was dieses Sprichwort verspricht. Ein paar Tage steht das Geschehene in den Medien und Gesprächen im Fokus. Es wird gefordert, Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Unternehmen sprechen Kündigungen aus, waschen sich scheinbar rein von jeglichem Rassismus. Und dann kehrt der Alltag ein. Währenddessen finden die längst vergessenen Täter neue Jobs. Die Diskussionen über das Thema sind versiegt. Der Rassismus bleibt.

So wäre das auch im Fall der Hamburger Studentin. Sollte die HAW sie exmatrikulieren, wäre das kaum mehr als ein symbolischer Akt auf Zeit. Im Wintersemester könnte die junge Frau schon wieder an einer anderen Universität eingeschrieben sein.

Natürlich muss es Konsequenzen für die Menschen in dem Sylt-Video geben. Die Hamburger Studentin hat ihren Job verloren, der Staatsschutz ermittelt. Und all das zu Recht. Es braucht ein hartes Durchgreifen, um zu zeigen: Rassismus hat Konsequenzen für die Täterinnen und Täter.

Doch es darf nicht schon wieder passieren, dass die Fixierung auf Einzelpersonen den Blick auf das Wesentliche verstellt: Deutschland hat ein Rassismusproblem. Politiker rühmen sich mit Abschiebekampagnen, Menschen mit Migrationsgeschichte werden verbal und körperlich attackiert.

Natürlich liegt das Argument nahe, dass gerade Universitäten Orte sein sollte, an denen Menschen mit Migrationsgeschichte keinen Rassisten begegnen sollten. Aber das wäre auch nach einer Exmatrikulation der Studentin nicht die Realität. Teilweise rechtsextreme Burschenschaften sind seit Jahren in Deutschland aktiv. Würde man "L’amour toujours" bei der einen oder anderen unbeobachteten Studentenparty spielen, würden wohl wieder rassistische Parolen ertönen.

Die Autorin Tupoka Ogette macht auf Instagram deutlich: Konsequenzen für Täterinnen und Täter zu fordern, sich innerlich zu empören und auf Social Media Haltung zu zeigen, reicht nicht. Mehr Menschen müssten sich in ihrem Umfeld positionieren und eigene rassistische Denkmuster reflektieren.

Menschen und ihr rassistisches Gedankengut verschwinden nicht, nur weil man sie kündigt oder exmatrikuliert. Die weiße Mehrheitsgesellschaft muss Verantwortung tragen und kann sich nicht länger dahinter verstecken, Einzelpersonen aus Räumen zu verbannen. Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken.

 
 
 
 
 
 
 

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