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Hannover 96: Warum sich Martin Kind nicht zu früh freuen sollte


Entscheidung vom Landgericht
Bitte unterlassen Sie das Abbrennen von Pyrotechnik, Martin Kind!

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
MeinungEin Kommentar von Patrick Schiller, Hannover

Aktualisiert am 17.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Martin Kind (Archivbild) ist weiterhin Boss bei Hannover 96 - doch nur vorerst?Vergrößern des Bildes
Martin Kind (Archivbild) ist weiterhin Boss bei Hannover 96 – doch nur vorerst? (Quelle: Peter Steffen/dpa)

Nach dem Urteil im Hannover 96-Streit vor dem Landgericht spricht Martin Kind von einer "eindeutigen Entscheidung". Warten wir lieber den Videobeweis ab.

"Das ist selbst für uns Juristen ein äußerst kompliziertes Verfahren", sagte Richter Carsten Peter Schulze während der mündlichen Verhandlung zur vorläufigen Regelung der Geschäftsführertätigkeit von Martin Kind bei Hannover 96. Tatsächlich war durch die Abberufung des Investors im Dschungel seines Firmenkonstrukts um den Zweitligisten ein Machtvakuum entstanden. Mit seiner Klage wollte Kind Handlungssicherheit erwirken – wenigstens bis zum Verfahren in der Hauptsache.

Tatsächlich scheint das komplexe Geflecht aus GmbH & Co. KGaA, weiteren GmbHs und einem Sportverein für Menschen ohne zweites Staatsexamen in Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht undurchdringlich. Besonders für jene Menschen, die einfach nur guten Fußball und manchmal sogar einen kleinen Erfolg an der Leine erleben wollen.

Doch wer nach dem Urteil zugunsten des 78-jährigen Hörgeräteunternehmers ernsthaft glaubt, dass bei Hannover 96 jetzt auch nur im Ansatz etwas entschieden wäre, irrt gewaltig. Oder er kennt den Klub noch nicht sonderlich lange. Eigentlich wurde am Dienstag nur der Status Quo bestätigt: Martin Kind bleibt Geschäftsführer der Profiabteilung – vorerst. Der Vereinsvorstand ließ bereits am Nachmittag erklären, dass der Gang in die Berufung in Erwägung gezogen wird.

"Wichtige Gründe" für Kind-Entlassung weiter unklar

Für den zunächst weiterhin per Urteil eingesetzten Hannover-96-Boss scheint die Sache dagegen entschieden: "Es stellt sich die Frage, ob ein Vorstand, der den Verein durch seine von Willkür geprägte Handlungsweise in große Gefahr gebracht hat, den Hannover 96 e. V. noch vertreten kann", so Martin Kind in einer Pressemitteilung des Clubs vom Dienstagnachmittag. Kind schöpft aus dem heutigen Urteil offenbar Kraft für den Konter.

Doch Richter Schulze erklärte während der Urteilsverkündung, dass es im Verfahren vom Dienstag gar nicht um die Rechtssache gegangen wäre – also um die "wichtigen Gründe", die Vereinspräsident Kramer dazu bewogen haben, Kind überhaupt als Geschäftsführer abzubestellen.

Alles bleibt im Nebel

Welche Gründe neben den bekannten Vorwürfen des Stammvereins von nicht gezahlten, aber vereinbarten Spenden bis hin zu einer möglichen Gefährdung der Spiellizenz gemeint sind, liegt weiterhin verborgen, wie manches Mal der Fanblock der "Roten" bei Auswärtsspielen. Und sie sollten eigentlich auch auf dem Abberufungsbescheid stehen, den Kind von Kramer Ende Juli überreicht bekam.

Im Eilverfahren am Dienstag ging es also eher um satzungsrechtliche Fragen. Ist der Abberufungsbeschluss nun wirksam – oder nicht? Darf der Stammverein einfach den Handelsregistereintrag ändern, oder nicht? Für Richter Schulze und die beisitzenden Handelsrichter offenbar erstmal nicht. Die Patt-Situation zwischen je zwei Aufsichtsräten von Vereins- und von Investorenseite ließe demnach keine andere Entscheidung am Dienstag zu, als Kind zunächst recht zu geben. Gänzlich anders könne dies jedoch bereits in der nächsten Instanz im Falle einer Berufung oder im Verfahren um die Hauptsache gehen, was auch Richter Schulze während der Verhandlung zu bedenken gab.

Es bleibt also weiter alles neblig bei Hannover 96: Weder eine Tendenz noch die mit Spannung erwarteten "wichtigen Gründe", die erst zu Kinds Abberufung geführt haben, deuten sich in den tiefen Gräben des Konflikts bei Hannover 96 an. Spätestens in vier bis sechs Wochen vor dem Oberlandesgericht Celle wird sich der Nebel lichten. Und vielleicht erfährt man dann sogar endlich mal etwas darüber, mit wie viel Vermögen "Mäzen" Kind den Verein zumindest zuletzt tatsächlich gefördert hat.

Und während wir es von der Fanseite bei Hannover 96 hinlänglich gewohnt sind, bitten wir doch zumindest den (noch) Profi-Boss Martin Kind freundlich, das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterlassen. Vorerst.

Verwendete Quellen
  • landgericht-hannover.niedersachsen.de: Kind gegen Hannover 96 Management GmbH
  • hannover96.de: "Mitteilung: Eindeutige Entscheidung des Landgerichts Hannover"
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