Disziplinarmaßnahme Oberkirchenrat wegen Missbrauchs aus Dienst entfernt

Höchststrafe für einen früheren Kirchenrat: Er darf nicht mehr als Pfarrer tätig werden. Das Urteil des Gerichts ist jedoch noch nicht rechtskräftig.
Wegen sexualisierter Gewalt darf ein früherer Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht mehr als Pfarrer tätig werden. Ein Disziplinargericht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe gegen den ehemaligen Mitarbeiter die höchstmögliche Disziplinarmaßnahme verhängt, teilte die EKD am Freitag mit.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann während seiner Zeit als Pfarrer in einer Landeskirche in den 1980er Jahren in mehreren Fällen "sexuelle Handlungen an Kindern und Jugendlichen" vorgenommen habe. Mit seiner Entfernung aus dem Dienst verliere er auch seine Versorgungsansprüche. Gegen das Urteil kann der Mann innerhalb eines Monats Rechtsmittel einlegen.
Hannover: Erste Hinweise auf Missbrauch im Herbst 2020
Der Verurteilte war zuletzt als Oberkirchenrat im Kirchenamt der EKD tätig. Die Behörde mit rund 200 Beschäftigten in Hannover ist die Verwaltungszentrale der EKD. "Die EKD hat den ersten Hinweis auf Missbrauch in diesem Fall im Herbst 2020 bekommen", sagte ein EKD-Sprecher der dpa. Daraufhin habe sie umgehend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Diese stellte das zunächst eingeleitete Ermittlungsverfahren laut EKD wegen Strafverfolgungsverjährung ein. Wo die Übergriffe stattfanden, teilte die Kirche nicht mit - nach Angaben des Sprechers "um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen".
Die EKD kündigte weitere Aufarbeitungsschritte durch unabhängige, externe Expertinnen und Experten an. Dazu gehöre eine Prüfung aller Beschlüsse und Projekte, für die der verurteilte Mitarbeiter maßgeblich verantwortlich zeichnete. Die Kirchenverwaltung verwies zudem auf die "ZentraleAnlaufstelle.help" sowie landeskirchliche Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt. An der schleppenden Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik gegeben.
- Nachrichtenagentur dpa