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Getöteter 14-Jähriger in Wunstorf: "Wir müssen damit umgehen" – Gedenken bei Hannover


Gedenken an getöteten 14-Jährigen
"Wir müssen damit umgehen"

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

27.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Im Andachtsraum der IGS Wunstorf drücken Schüler ihre Trauer über ihren getöteten Mitschüler aus: Am Freitag fand an der Schule eine Andacht statt.Vergrößern des Bildes
Im Andachtsraum der IGS Wunstorf drücken Schüler ihre Trauer aus: Am Freitag fand an der Schule eine Andacht statt. (Quelle: Lothar Veit)

Ein Jugendlicher ist tot, ein anderer sitzt in U-Haft. In Wunstorf sitzt der Schock tief. Am Freitag gedachten die Schüler ihres getöteten Mitschülers.

Während der Freitag bei den meisten Schülern in Niedersachsen im Zeichen der Zeugnisausgabe stand, war die evangelische IGS Wunstorf von Trauer und Fassungslosigkeit erfüllt: In einer Andacht gedachten die Schüler des achten Jahrgangs ihres getöteten 14-jährigen Mitschülers. Die Leiche des Jungen war am Mittwoch in der Ortschaft Blumenau entdeckt worden – verscharrt unter einer Tannenschonung. Ein gleichaltriger Mitschüler sitzt seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Er soll seinen Freund durch stumpfe Gewalteinwirkung getötet haben – mit einem Stein, wie mehrere Medien berichten. Die Staatsanwaltschaft Hannover geht von heimtückischem Mord aus.

Seitdem stehen viele Bewohner der beschaulichen Kleinstadt Wunstorf unweit des Steinhuder Meeres unter Schock, vor allem Schüler, Eltern und Lehrer hat die Nachricht hart getroffen. Während der Andacht, an der auch die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg teilnahm, sagte der niedersächsische Landesbischof Ralf Meister: "Es verschlägt uns die Sprache." Niemand könne die richtigen Worte in diesen Tagen finden, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. "Es kann nicht sein, es darf und soll nicht sein", sagte Meister über die Verzweiflung, die unter der Schülerschaft und im Kollegium herrsche.

"Wir müssen damit umgehen"

Auch die Angehörigen des mutmaßlichen Täters schloss der Landesbischof in seine Andacht ein: "Ich denke auch an die Familie desjenigen, der es getan hat. Niemand kann es verstehen." Am Rand der Trauerfeier sagte Elke Rothämel, Rektorin der Schule: "Wir müssen damit umgehen, dass nicht nur das Opfer, sondern auch der mutmaßliche Täter Schüler unserer Schule ist". Sie sei sehr beeindruckt, mit welch großer Sensibilität die Schüler ihre Trauer ausdrückten. "Und ich bin dankbar für die große Solidarität und die großen und kleinen Unterstützungsgesten, die wir als Schulgemeinschaft erfahren", so Rothämel weiter.

Die Andacht war von Landesbischof Meister, der Leiterin der Bildungsabteilung der Landeskirche, Kerstin Gäfgen-Track, dem Pfarrer der katholischen Gemeinde Wunstorf, Andreas Körner, und der Schulseelsorgerin Anja Thöldtau gestaltet worden. Eine weitere Andacht für die Lehrkräfte der Gesamtschule soll ebenfalls am Freitag stattfinden.

"Die Kinder aus Wunstorf kennen mittlerweile die Details"

Auch die Schülervertreter Finn Scheibe und Tim-Lukas Schubert äußerten sich zu der fürchterlichen Tat: "Es hat uns alle schockiert, dass so etwas in unserem Umfeld geschehen ist", sagten beide in einem Statement. "Vor allem sind wir getroffen, weil er noch sein ganzes Leben vor sich hatte". Beide drückten der Familie des Opfers ihr Bedauern aus.

Derweil sickern immer mehr Details der schrecklichen Bluttat durch – und damit auch zu den Kindern und Jugendlichen in der Kleinstadt. "Die Kinder aus Wunstorf kennen mittlerweile die Details", sagt ein Vater aus der Kleinstadt t-online, der allerdings anonym bleiben will. Zu der Tat selbst sagt er, sie sei nach allem, was er wisse, "grausam" gewesen: "Der Ablauf war unmenschlich."

"Ich bin extrem schockiert", sagt Katy Hartung. Die Wunstorferin hat seither selbst Angst um ihre Kinder. Ihr ältestes Kind sei 13 Jahre alt, fast im selben Alter wie der mutmaßliche Täter und das getötete Kind. "Ich hatte ein langes, intensives Gespräch mit meinem Sohn", sagt sie t-online. "Wir reden seitdem sehr viel über seine Ängste", so Hartung weiter. Sie könne nicht verstehen, dass niemand etwas gemerkt hat. Daher wünscht sie sich mehr Mobbing-Prävention und Polizeiarbeit in Schulen. Außerdem wünscht sie sich mehr Informationsfluss an die Eltern, um die Tat mit ihren Kindern besser verarbeiten zu können.

Hilfsangebote in den Ferien

Eine weitere Mutter aus Wunstorf, die ihren Namen nicht öffentlich machen will, sagt t-online: "Meine Kinder sind beide fassungslos." Die Kinder seien ebenfalls Teenager, kannten das Opfer. Von Freunden an der Schule würden sie über viele Details der Tat unterrichtet werden.

Gesamtschuldirektorin Elke Rothämmel sagt per Pressemitteilung: "Die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und alle Mitarbeitenden sind entsetzt, fassungslos und unendlich traurig über das, was geschehen ist." Den Schülern würden Gesprächsmöglichkeiten und Rückzugsräume angeboten, um sie zu begleiten. Dazu stünden auch Schul- und Notfallseelsorger bereit. Auch in den jetzt beginnenden Zeugnisferien wird die Schule für die Schülerinnen und Schüler geöffnet sein und Gesprächsangebote für sie machen.

Verwendete Quellen
  • landeskirche-hannovers.de: Mitteilung der evangelischen Landeskirche Hannover vom 27. Januar 2023
  • Mitteilung der IGS Wunstorf per Mail
  • Gespräche mit Eltern aus Wunstorf
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