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Hannover: Nanas wurden vor 50 Jahren aufgestellt – das passte nicht jedem


"Ekelhafte Scheußlichkeiten"
Umstrittene Kunst: Vor 50 Jahren wurden die Nanas aufgestellt

Von t-online, cch

Aktualisiert am 15.01.2024Lesedauer: 2 Min.
imago 81366432Vergrößern des BildesNanas von Niki de Saint Phalle in Hannover: Sie sind heute eine Touristenattraktion. (Quelle: HENNING SCHEFFEN PHOTOGRAPHY/imago-images-bilder)
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Die drei fast fünf Meter hohen Skulpturen am Leineufer gehören heute zum Stadtbild dazu. Vor 50 Jahren war die Empörung über sie hingegen groß.

Die drei Nanas Sophie, Charlotte und Caroline hatten es vor 50 Jahren nicht gerade leicht. Als die fast fünf Meter großen Skulpturen der Künstlerin Niki de Saint Phalle am 14. Januar 1974 aufgestellt wurden, sahen viele Hannoveraner in ihnen eine "obszöne Geldverschwendung". Proteste gegen die bunten, drallen Frauenfiguren wurden laut.

Sie wurden als "unförmige Knödel, die man unverständlicherweise auch noch als Frauen bezeichnet" und als "ekelhafte Scheußlichkeiten" tituliert. Ein Leser der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" nannte sie in einem Leserbrief gar "die Schnapsidee einer besoffenen Ratsherren-Stammtischrunde". Weitere Kritiker bewarfen sie mit Schmutz, beklebten und besprühten sie. Schnell gründete sich eine Bürgerinitiative namens "Weg mit den Nanas", die rund 20.000 Unterschriften gegen die Figuren sammelte. Zwar gab es auch Befürworter der Skulpturengruppe – aber der Aufruhr ging so weit, dass die Nanas sicherheitshalber tagelang unter Polizeischutz gestellt worden sein sollen.

Die Nanas sind "Sinnbild des Feminismus"

Mit diesem Streit um ihre Nanas hatte Künstlerin Niki de Saint Phalle nicht gerechnet. Aber er kam ihr ganz gelegen. Mit den von ihr geschaffenen Figuren – riesengroß, kurvig, weiblich, bunt, sinnlich, lebensfroh tanzend – antizipierte Niki de Saint Phalle in den 1960er Jahren die aufkeimende Frauenbewegung. Und nun setzten sich die Menschen damit auseinander. Die Nanas sind "Sinnbild des Feminismus", wie die Stadt Hannover schreibt.

Zudem riefen die voluminösen Figuren aus Polyester eine Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum hervor, wie es sie laut Angaben der Stadt Hannover noch nicht gegeben hatte.

Mit der Zeit ebbten die Proteste schließlich ab. Heute sind die Nanas nicht mehr wegzudenken und ein beliebtes Fotomotiv für Einheimische und Touristen. Quasi ein Maskottchen der Landeshauptstadt. Ihre Schöpferin Niki de Saint Phalle wurde 2000 zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt. Und der Wert der Figuren, für die die Stadt einst 150.000 D-Mark bezahlt hat, wird mittlerweile auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Da traut sich sicher niemand mehr, von Geldverschwendung zu reden.

Wer sind die Namenspatinnen der Nanas?

Das sind die drei Nanas am Hohen Ufer:

  • Sophie (im Bild oben links, auf einem Bein stehend): Die Figur hat ihren Namen Sophie von Hannover (1630 bis 1714) zu verdanken. Sie war Kurfürstin von Hannover und kümmerte sich mit Leidenschaft um die Ausgestaltung des Großen Gartens in Herrenhausen.
  • Charlotte (in der Mitte): Die Figur erhielt ihren deutschen Namen im Gedenken an Charlotte Sophie Henriette Buff (1753 geboren in Wetzlar, 1828 gestorben in Hannover). Buff war Vorbild für Goethes Lotte in "Die Leiden des jungen Werthers".
  • Caroline (rechts, auf dem Kopf): Der Name geht auf Caroline Lucretia Herschel (geboren am 16. März 1750 in Hannover, gestorben am 9. Januar 1848 ebenda) zurück. Sie war eine deutsche Astronomin, Violinistin und Sängerin. Sie war die erste Frau, die ein Gehalt für wissenschaftliche Tätigkeiten bezog.
Verwendete Quellen
  • presse.hannover-stadt.de: 50 Jahre Nanas – Stadt Hannover plant Jubiläumsfest am 8. und 9. März
  • Henrike Reinckens: Niki de Saint Phalles "Nanas" im öffentlichen Raum. Strategien der Aneignung eines widerspenstigen Kunstobjekts
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