Gefährliche Droge Fentanyl-Welle in Hannover – Modell für Aufklärung geplant

Fentanyl erobert Hannover, immer häufiger wird das Opioid anderen Drogen beigemischt und fordert Todesopfer. Die Stadt will dagegen vorgehen.
Hannover hat sich mit Berlin und Essen zu einem bundesweiten Modellprojekt zusammengeschlossen, um dem Vormarsch synthetischer Drogen wie Fentanyl zu begegnen. Das teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit. Ziel des Projekts sei es, Konzepte für mehr Aufklärung, Krisenmanagement und Gesundheitsvorsorge zu entwickeln.
Laut Stadt führe die Beimischung von Fentanyl zu Heroin zunehmend zu medizinischen Notfällen. Studien zufolge seien synthetische Opioide europaweit bereits für rund 75 Prozent der erfassten Drogennotfälle verantwortlich. Fentanyl gilt als deutlich stärker wirksam als Heroin.
Tödliche Überdosierung sollen verhindert werden
Mit dem Modellprojekt "so-par" – kurz für "Synthetic Opioids Prepare and Response" – will Hannover aufklären, Selbsttests für Konsumierende anbieten und klare Abläufe für Notfälle entwickeln. Oberbürgermeister Belit Onay betonte: "Mit dem Modellprojekt können wir die Informationsarbeit zu den Gefahren ausweiten, Selbsttests für drogenkonsumierende Menschen anbieten und klare Abläufe für Notsituationen entwickeln." Wichtig sei, Substanzen vor dem Konsum zu analysieren, um schwere gesundheitliche Folgen oder tödliche Überdosierungen zu vermeiden.
Zu den Kooperationspartnern gehören neben der Stadt Hannover auch die Deutsche Aidshilfe, das Deutsch-Europäische Forum für urbane Sicherheit und die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen.
Gepanschte Drogen: 20 Prozent sind mit Fentanyl versetzt
Sozialdezernentin Sylvia Bruns erklärte, im Fokus stünden künftig koordinierte Pläne für das Zusammenspiel zwischen Rettungsdiensten, Notfall- und Suchtmedizin, Drogenhilfe, Straßensozialarbeit und Konsumierenden.
Bereits seit März gibt es in Hannover die Möglichkeit, Drogen auf Beimischungen zu testen. Nach Angaben von Serdar Saris, Geschäftsführer der Paritätischen Suchthilfe, wiesen 20 Prozent der Proben Fentanyl auf. "Das Ergebnis des Tests kann dabei nicht nur im Einzelfall Leben retten, sondern liefert auch wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung synthetischer Opioide", sagte Saris.
Todesfälle nehmen bundesweit zu
Zudem sollen im Rahmen des Modellprojekts Krisenkommunikationspläne für Kommunen entwickelt, die Zusammensetzung von Drogen untersucht und Schulungen zum lebensrettenden Einsatz von Naloxon angeboten werden.
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt. Nach Angaben der Stadt starben im Jahr 2023 bundesweit 2.227 Menschen an den unmittelbaren Folgen des Konsums – 237 mehr als im Vorjahr. Ziel des Projekts sei es, mit praxistauglichen Maßnahmen gegenzusteuern und andere Städte zum Nachahmen zu befähigen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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