Hannover BUND fordert Tempo beim Artenschutz: Wildkatzen als Hoffnung

Mehr Tempo beim Artenschutz fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes. In Niedersachsen werde fast die Hälfte der 11.000 für die Rote Liste untersuchten Arten bereits als gefährdet eingestuft, bei Wirbeltieren und Insekten sei der Anteil sogar noch höher. Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht. Nur mit einer umfassenden Förderung der Lebensraum- und Strukturvielfalt in der Landschaft und einer erheblichen Reduktion des Einsatzes von Pestiziden sei das Artensterben zu bremsen.
Der Tag des Artenschutzes wird jedes Jahr am 3. März begangen. Durch das Abkommen sollen bedrohte wildlebende Tier- und Pflanzenarten geschützt werden. Dass gezielte Schutzmaßnahmen wirken, zeige eine Bilanz des BUND-Wildkatzenprojektes. "Mit einer Allianz für Artenschutz hat sich die Landesregierung in 2020 verpflichtet, ein umfangreiches Maßnahmenpaket für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz umzusetzen. Von einer Zielerreichung, dem Stopp des Artensterbens, sind wir jedoch noch weit entfernt", sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Susanne Gerstner. Zentrale Bausteine wie das Pestizidreduktionsprogramm seien umgehend auf den Weg zu bringen, konkrete Maßnahmen für den Insektenschutz oder eine ökologische Waldentwicklung müssen dringend in der Fläche ankommen.
"Artenschutzerfolge wie bei der Wildkatze zeigen uns, dass Maßnahmen oft erst nach zehn Jahren wirken. Für viele Arten in unserer Natur- und Kulturlandschaft wäre das zu spät", erklärte sie. Der erforderliche lange Atem beim Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" habe dazu geführt, dass sich heute das nördlichste stabile Vorkommen dieser Art in Niedersachsen befindet. Die ersten Aktivitäten begannen vor 15 Jahren: Tierbestände wurden erfasst und Wanderkorridore identifiziert, damit Grünbrücken gebaut und Korridore aus Bäumen und Büschen in Agrarflächen gepflanzt werden konnten. Seit 2011 hat der BUND in Niedersachsen sieben neue Korridore angelegt und Wälder durch Neuanpflanzungen aufgewertet.
Mittlerweile sind sesshafte Wildkatzen nicht nur in Südniedersachsen zu finden, sondern auch in einigen Wäldern der Landkreise Celle, Gifhorn, Heidekreis, Nienburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg. "Trotz der erfolgreichen Wiederbesiedlung ist die Art weiterhin in Gefahr, denn schätzungsweise über 50 Wildkatzen pro Jahr werden im Straßenverkehr getötet. Das Land trägt weiterhin eine besondere Verantwortung für diese Tierart", mahnt BUND-Artenschutzexpertin Andrea Krug.
Wer sich für den Schutz der Wildkatze einsetze, müsse auch ihre Lebensräume schützen: "Die Wildkatze benötigt - wie viele andere Arten - zusammenhängende Wälder mit zahlreichen Versteckmöglichkeiten, die vielfältig und artenreich sind." Der BUND setzt sich daher für naturnahe Laub- und Mischwälder ein, die wieder miteinander verbunden sind. Davon profitieren viele bedrohte Tierarten wie Haselmaus, Laubfrosch und Hirschkäfer.