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Holstein Kiel: Gelingt der Ausbau des Stadions diesmal?


Frist bald abgelaufen
Gelingt der Ausbau des Holstein-Stadions diesmal?

Von Sven Raschke

14.06.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Tribüne im Holstein Stadion in Kiel (Archivbild): Das Stadion entspricht nicht den Anforderungen der Zweiten Bundesliga.Vergrößern des Bildes
Eine Tribüne im Holstein Stadion in Kiel (Archivbild): Das Stadion entspricht nicht den Anforderungen der Zweiten Bundesliga. (Quelle: Ulrich Hufnagel/imago-images-bilder)

Der lange überfällige Holstein-Stadion-Ausbau in Kiel rückt scheinbar näher. Durch eine europaweite Ausschreibung soll ein privater Investor gefunden werden. Doch das dürfte schwierig werden.

In die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist der Holstein Kiel bereits im Mai 2017. Auf ein größeres Stadion, das den Ansprüchen der Zweiten Liga genügt, warten Fans und Verein seitdem vergebens.

Jetzt unternimmt die Stadt einen neuen Anlauf und startet – wieder einmal – ein europaweites Ausschreibungsverfahren für den Umbau. Doch die Probleme von einst sind geblieben – und haben sich eher noch verschärft. Dazu kommt Kritik am Ausbau durch Umweltschützer, und in der Ratsversammlung bemängeln einzelne die Pläne als wenig zukunftsweisend.

30 Millionen Euro Kosten

Das zukünftige Stadion soll laut Ratsbeschluss (mit Zustimmung durch SPD, CDU, GRÜNE, FDP und AfD) Platz für bis zu 25.000 Besucher bieten. Die Erreichbarkeit per ÖPNV, Fahrrad, zu Fuß oder Auto soll verbessert werden. Dazu soll neben einem Parkhaus unter anderem eine weitere Zufahrtsstraße als Abzweig von der Projensdorfer Straße angebunden werden. Der Ausbau soll damit den Statuten der Liga entsprechen und zudem "zur Größenordnung der Stadt und dem zu erwartenden Publikumsaufkommen passen", wie es in der Ratsversammlung am vergangenen Donnerstag hieß. Zudem sollen ökologische Aspekte Berücksichtigung finden.

Stadt und Land stellen für die Sanierung bis zu 30 Millionen Euro bereit, wobei die Stadt etwa ein Drittel der Kosten tragen würde.

Wie der Umbau genau aussehen wird und wie viele Zuschauer dann tatsächlich Platz finden werden, hängt letztlich davon ab, welche Idee sich beim EU-weiten Ausschreibungsverfahren durchsetzt. Von einem langfristig rentablen Stadionbetrieb geht die Stadt, die Eigentümerin des Stadions ist, nicht aus. Deshalb sehen die Pläne vor, den Umbau und künftigen Betrieb in private Hand abzugeben, die dann auch die Kosten von der Stadt übernehmen müsste. Der Start der Ausschreibung ist für den Sommer 2021 vorgesehen. Der Zuschlag soll spätestens Anfang 2022 erfolgen. Baubeginn und Fertigstellung sind noch offen.

Schaden für Klima und Anwohner

Kritik kommt unter anderem von der Linken, die die Ausbaupläne als überdimensioniert betrachtet. Für eine Zweit- oder gar Erstligatauglichkeit würden bereits 15.000 statt der angestrebten maximal 25.000 Plätze ausreichen, so Burkhardt Gernhuber (Die Linke) in der Ratsversammlung am Donnerstag. "Angesichts der schon in den vergangenen Jahrzehnten massiven Eingriffe in den ehemaligen 'Kieler Grüngürtel', der Absicht der Landeshauptstadt Kiel, den innerstädtischen Verkehr bis 2035 um 40 Prozent zu verringern und der aktuellen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutzgesetz sollte der Stadion-Ausbau zwar so groß wie nötig, aber eben auch so klein und, aus Klima- und Umweltgesichtspunkten, wenig schädigend wie irgend möglich erfolgen.“

Die Fraktion sprach sich für ein "Autofreies Stadion" und gegen den Neubau eines Parkhauses aus. "Ob das momentan angedachte Parkhaus tatsächlich den gesamten Bedarf an Parkplätzen abdecken kann, ist fraglich und die Eindämmung des "Wildparkens" eher unwahrscheinlich", so Ove Schröter (Die Fraktion). Ein Parkhaus, so befürchtet er, würde nur noch mehr Autofahrer anlocken und damit zu einer weiteren Verschlimmerung der Verkehrs- und Parksituation führen. Auch passe ein Parkhaus nicht in das grüne Konzept der Stadt. Schröter schlug stattdessen vor, weitere Anreize zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu schaffen.

Kleingärten von Bauplänen bedroht

Der BUND Kiel sieht in den Plänen Parallelen zur Natur-Zerstörung rund um den Möbel-Höffner-Neubau am Prüner Schlag. Der Umweltverband sieht vor allem die Kleingärten unmittelbar am Stadion bedroht, die einem künftigen Ausbau weichen müssten. Zusammen mit dem geplanten Parkhaus würden "CO2-Senken – Grünland, Kleingärten und Wald – zerstört, durch Straßenbau CO2 erzeugt und durch gesteigerten motorisierten Individualverkehr CO2 anhaltend erzeugt", so Ulrike Hunold vom BUND Kiel. Sie bemängelt zudem, dass eine Informationsveranstaltung über den Stadionausbau für die Kieler erst für kommenden Montag, also nach dem Beschluss der Ratsversammlung, geplant ist. Auch die Frist für Bürger, bis zum 25. Juni Stellung zum Projekt zu nehmen, sei zu kurz.

Der Verein des Holstein Kiel möchte sich zunächst noch nicht zu den Stadionplänen äußern. "Wir warten jetzt erst mal die Bürgerbefragung ab", so Sprecher Peer Wellendorf.

Erfolg der Ausschreibung offen

Dass die Ausschreibung überhaupt von Erfolg gekrönt sein wird, ist indes alles andere als sicher. Bei der letzten Ausschreibung fand sich keine Baufirma. Die Folge war die provisorische Osttribüne, vor mehr als zwei Jahren eingeweiht und eigentlich nur für vier Jahre vorgesehen. Ausreichend überdachte Sitzplätze gibt es trotzdem nicht. Der Verein spielt lediglich mit einer Sondergenehmigung in der Zweiten Liga.

Die Lage in der Baubranche hat sich seither noch verschärft. Der allgegenwärtige Bauboom treibt die Kosten in die Höhe – wenn es Kunden überhaupt gelingt, einen Platz in den Auftragsbüchern zu ergattern.

Am Montagabend um 19 Uhr stellt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer die Pläne im VIP-Bereich des Stadions interessierten Bürgern vor. Teilnehmen dürfen Geimpfte, Genesene und Getestete.

Verwendete Quellen
  • Ratsversammlung am Donnerstag (online)
  • Pressestelle Stadt Kiel
  • Gespräche mit Peer Wellendorf, Sprecher Holstein Kiel und Ulrike Hunold, BUND Kiel
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