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Regisseurin der TV-Kultserie "Die Fussbroichs": "Vieles mussten wir entschärfen"


"Die Fussbroichs"-Erfinderin
"Vieles mussten wir entschärfen oder schneiden"

InterviewVon Julian Seiferth

Aktualisiert am 22.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Fred Fussbroich beim Dreh für die Folge "Die letzte Schicht" (Archivbild): "Fred konnte sich gar nicht vorstellen, was an ihm so interessant sein soll."Vergrößern des Bildes
Fred Fussbroich beim Dreh für die Folge "Die letzte Schicht" (Archivbild): "Fred konnte sich gar nicht vorstellen, was an ihm so interessant sein soll." (Quelle: WDR Fernsehen)

"Die Fussbroichs" waren Ute Diehls Baby. Im Interview mit t-online spricht die Regisseurin über den kürzlich verstorbenen Familienvater Fred.

Ute Diehl kennt die Familie Fussbroich so gut wie sonst wohl kaum jemand: Über 20 Jahre lang hat die Regisseurin die Kölner Familie begleitet – angefangen mit dem Dokumentarfilm "Ein Kinderzimmer" im Jahre 1979. t-online erreicht die 78-Jährige beim Waldspaziergang mit Hündin Ella.

t-online: Frau Diehl, Fred Fussbroich ist am Dienstag verstorben. Sie kannten ihn gut. Wie geht es Ihnen?

Ute Diehl: Da kommen mir viele Erinnerungen wieder hoch. Ich habe die Familie vor über 40 Jahren kennengelernt. Wir hatten immer ein gutes, respektvolles Verhältnis. Ich weiß, dass sein Tod für seine Frau Annemie brutal ist. Auch Frank, der Sohn, leidet.

Wie sind Sie auf die Fussbroichs gekommen?

Ich wusste, was ich abbilden wollte: den klassischen deutschen Arbeiter mit Familie. Ein Kind. Dazu habe ich mir einen Fragebogen erstellt und die Akten von Kölner Schulen durchforstet, über Tage. Die Fussbroichs haben alle meine Kriterien erfüllt. Es hat ein wenig Überzeugungsarbeit gebraucht – der Fred konnte sich gar nicht vorstellen, was an ihm so interessant sein soll.

Wie kam das damals an?

So etwas kannte man zu der Zeit nicht. Es gab Leute beim WDR, die ich wirklich lange überzeugen musste. Es gab Leute, die wollten, dass wir das mit einer anderen Familie machen. Ich erinnere mich an eine Konferenz, in der nach langen, langen Verhandlungen endlich klar war: Wir dürfen die Sendung produzieren, die wir wollten. Das Leben einer ganz normalen Familie als Serie.

Heute sind "Die Fussbroichs" Fernsehlegenden. Was hat die Menschen so fasziniert?

Ich war selbst ganz verwundert, dass das heute noch so eine Welle macht. Die Serie hat funktioniert wegen der Menschen, aber auch, weil wir sie auf unsere Art abgebildet haben. Heute sieht man oft, wie sich Menschen im Fernsehen blamieren, sich anbrüllen. Es wird nach unten getreten. Das haben wir nicht gemacht. Wir sind der Familie immer mit Respekt begegnet. Die Menschen haben das Gute in sich selbst bei den Fussbroichs erkannt.

Wie war es, mit der Familie zu arbeiten?

Wir haben pro Folge nie länger als einen Tag gedreht – sonst wäre das auch echt dünn geworden. Das war Arbeit wie in einem Durchlauferhitzer. Sie müssen sich das mal vorstellen: Wir waren in einer Wohnung von 60 Quadratmetern mit einer Familie von drei Menschen und unserem Team plus Technik. Wir sind da teilweise über und unter die Tische geklettert.

Wie behalten sie Fred Fussbroich in Erinnerung?

Der Fred war immer Chef im Ring. Vieles mussten wir entschärfen oder schneiden – es gab Themen wie Homosexualität, über die man mit ihm nicht reden und das dann senden konnte. Das wurde manchmal wirklich ganz furchtbar. Wir haben ihm nie gesagt, was er tun soll, aber einiges mussten wir dann halt schneiden. Aber Fred war echt und lebensklug. Er hatte echt was drauf. Er konnte zu jedem Thema sofort einen dreistündigen Vortrag halten. Er hat das Leben gelebt, das er wollte, mit vollen Händen.

Gibt es etwas an ihm, das sie bewundern?

Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so gut mit Geld umgehen kann, wie Fred Fussbroich es konnte. Wenn wir mit Fred über seine Bezahlung verhandelt haben, mussten wir uns warm anziehen. Der war knallhart. Ich habe ihm mal gesagt: "Wenn ich Königin von Deutschland wäre, wäre Fred Fussbroich mein Finanzminister."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ute Diehl
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