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"Moulin Rouge!": Von GZSZ bis Madonna


Premiere im Musical Dome
"Moulin Rouge!": Von GZSZ bis Madonna

Von Tim Hildebrandt

Aktualisiert am 07.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Für die Inszenierung wurde der Kölner Musical Dome aufwendig umgebaut. Die Kosten belaufen sich auf 20 Millionen Euro.Vergrößern des Bildes
Für die Inszenierung wurde der Kölner Musical Dome aufwendig umgebaut. Die Kosten belaufen sich auf 20 Millionen Euro. (Quelle: Johann Persson)

Mit "Moulin Rouge! Das Musical" zieht eine Weltproduktion in den Musical Dome ein. Die Erwartungen an die Inszenierung sind gewaltig. Können sie erfüllt werden?

Als Baz Luhrmann im Jahr 2001 bei "Moulin Rouge" Regie führte, hätten wohl nur die wenigsten damit gerechnet, dass der Film 20 Jahre später schon als Klassiker gilt. Die Broadway-Adaption räumte 2019 zehn Tony-Awards ab – jetzt feierte die Show im Kölner Musical Dome ihre Deutschlandpremiere. Erstmalig für das deutsche Publikum vertont, entstand so eine Aufführung unglaublicher Wucht, die nicht minder als "pures Spektakel" beschrieben werden kann. Eine Produktion, wie sie im Buche steht. Fast zumindest.

Die nackten Zahlen sprechen ihre eigene Sprache: 35.000 Glühbirnen verteilen sich über das Bühnenbild, mehr als 17.000 Strasssteine zieren die insgesamt 793 Kostüme der Darstellerinnen und Darsteller. Sie deuten an, welchen Aufwand die Produktionsgesellschaft Mehr-BB-Entertainment auf sich nahm, um den Pariser Nachtclub an den Rhein zu verfrachten – der über fünf Meter große Elefant im Saal, im Spiel respektive die Umkleide der Protagonistin, kam gar mit dem Schiff aus London an.

Umbauarbeiten für 20 Millionen Euro

Die Dimensionen sind groß – umso besser, dass es Regisseur Alex Timbers verstand, diese Zahlen auf der Bühne umzumünzen. Alleine der Saal, dessen Umbauarbeiten rund 20 Millionen Euro kosteten, verschlingt das Publikum regelrecht, auf eine positive Art. Flankiert von der Roten Mühle und dem Blauen Elefanten wandelt sich das Innere des Musical Domes in das, was er werden sollte: ein Pariser Nachtclub. Bunt, grell und dennoch einladend rahmt der Raum so eine Aufführung ein, die es mit dessen Strahlkraft locker aufnehmen kann.

Und doch: Erst die Kombination aller einzelnen Bausteine, die sich im Gesamten als "Weltklasse" betiteln lassen darf, macht den Charme der Inszenierung aus und reißt einfach mit. Humorvoll erzählt sie die Geschichte einer verbotenen Liebe, in deren Mitte der Kampf der Boheme gegen die Aristokratie schlummert. Manchmal mag man gar "Spectacular, Spectacular" rufen, ehe ein überwältigendes Bild durch das nächste abgelöst wird.

Ein Ensemble, das auf der Bühne sichtlich Spaß hat

Mit einer überragenden Sophie Berner an der Spitze, fühlen sich auch die 75 Songs auf zweieinhalb Stunden an wie ein Katzensprung, der nur von einer dreißigminütigen Pause unterbrochen wird. Die Liedervielfalt, für die der Film berühmt ist, übertragen die Performenden glaubhaft, die Choreografien sitzen bis ins letzte Detail. Von GZSZ bis Madonna spielt sich das Ensemble durch einen Liederdschungel, witzig und mitreißend zugleich.

Dass diese Spannung auf das Publikum überspringt, ist letztlich auch der Kostümarbeit zu verdanken. In Manier feinster Burlesque erzeugt sie ein freizügiges Paris des späten 19. Jahrhunderts, dem man abnimmt, genau so gewesen zu sein. Dabei geht die Kostümarbeit manchmal sehr spielerische Wege, oftmals gar verführerische. Im Hinblick auf den zeitlichen Kontext macht das Sinn, wie hätte man das Thema Prostitution auch sonst darstellen sollen – gerade im Hinblick auf die Filmvorlage.

Das Dunkle geht unter

Leider geht in all dem Spektakel die Wucht der Geschichte ein wenig unter. Die Produktion verpasst es schlichtweg, die düsteren Themen auf die Bühne zu holen, die das Moulin Rouge erst zum Moulin Rouge machen. Dadurch bleiben Emotionen, die der Film locker transportiert, ein wenig auf der Strecke. Satines Tod rauscht geradezu gefühllos an einem vorbei, Christians Versuch sich mit einer Waffe gegen den Duke zu behaupten, wirkt im Hinblick auf die Vorlage gar ein wenig albern.

Wer allerdings über diese kleinen Makel hinwegsehen kann, darf sich mit "Moulin Rouge! Das Musical" auf einen spektakulären Abend freuen, der lange in Erinnerung bleibt und der einem Baz Luhrmann mehr als würdig ist. Wahrheit, Freiheit, Schönheit und die Liebe, sie leben wieder – wenn auch nur im Musical Dome.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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