t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Shary Reeves: "Afro-Perücken und Kannibalen-Kostüme verletzen mich"


Shary Reeves über Rassismus im Karneval
"Afro-Perücken und Kannibalen-Kostüme verletzen mich"

Von Shonai Halfbrodt

20.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Shary Reeves: Die Kölner Moderatorin und Journalisten ist der Meinung, dass stereotypische Verkleidung nicht mehr angeboten werden sollten.Vergrößern des Bildes
Shary Reeves: Die Kölner Moderatorin und Journalistin ist der Meinung, dass stereotype Kostüme nicht mehr verkauft werden sollten. (Quelle: IMAGO/Malte Ossowski/SVEN SIMON)

Kurz vor Karneval fragen sich viele: Welches Kostüm ist okay? Moderatorin Shary Reeves hat eine klare Haltung dazu. Deiters-Chef Herbert Geiss sieht das anders.

Knapp vier Wochen vor Karneval ist es an der Zeit, sich Gedanken über ein Kostüm zu machen. Doch vor dem Hintergrund der Diskussion über kulturelle Aneignung, die spätestens seit der "Winnetou-Debatte" im Sommer 2022 Fahrt aufgenommen hat, fällt die Entscheidung für eine Verkleidung vielen Kölnern wohl nicht leicht.

Erst kürzlich hatte der Kölner Clown Willibert Pauels bei einer Sitzung gefragt, was im Karneval noch erlaubt sei und vor "Zensur" gewarnt. "Der Witz steht über den Dingen. Nur Ideologen lachen nicht über sich selbst“, sagte Pauels laut "Bild".

Shary Reeves, Moderatorin und Journalistin (unter anderem bekannt aus der Kindersendung "Wissen macht Ah!") hat eine klare Meinung zu "No-go-Kostümen". Die 53-Jährige ist in Köln aufgewachsen und bezeichnet sich selbst als "Kölner Kind". Karneval feiert sie von klein auf und fährt in diesem Jahr das erste Mal auf einem Wagen im Rosenmontagszug mit.

Dass Feiernde sich als Personen aus anderen Kulturkreisen verkleiden, hat Reeves schon immer gestört. Den Anblick von Karnevalisten mit einer Perücke im "Afro-Look" oder als "Buschmensch" oder "Kannibale" verkleidet mit Knochen im Haar, empfinde sie als verletzend. "Das macht einem immer wieder bewusst, dass wir immer noch in einer Mehrklassengesellschaft leben", so Reeves.

Deiters-Chef: "Lieber über wichtigere Dinge sprechen"

Ginge es nach Reeves, sollten Kostüme wie "amerikanische Ureinwohner" oder "Asiaten" gar nicht mehr im Handel angeboten werden: "Nur, wenn es sogenannte Indianerkostüme nicht mehr zu kaufen gibt, verschwindet auch das stereotypische Bild". Das sei gerade für Kinder wichtig, die sich genauso gerne als fiktive Superhelden wie Spider- oder Superman verkleiden würden.

Herbert Geiss, Geschäftsführer des Kölner Kostüm-Händlers "Deiters", sieht das jedoch anders: "Indianer sind für viele Menschen Kindheitshelden. Warum sollten wir solche Kostüme also aus dem Sortiment nehmen?" Karneval sei dazu da, um in andere Rollen zu schlüpfen. Eine Diskriminierung sähe er darin nicht. Stattdessen solle lieber über "wichtigere Dinge" gesprochen werden, so Geiss.

"Das Problem mit kultureller Aneignung im Karneval ist, dass die entsprechenden Kostümierungen nicht im Kontext betrachtet werden", sagt hingegen Shary Reeves. Wer sich als "Buschmensch" verkleide, inspiriere auch andere dazu. Dabei werde jedoch vergessen, sich mit dem Hintergrund und der Wirkung der Verkleidung auf andere auseinanderzusetzen. "Ich appelliere an alle Jecken, viel feinfühliger miteinander umzugehen", so Reeves.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Shary Reeves
  • Telefonat mit Herbert Geiss
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website