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1. FC Köln kooperiert mit Glücksspielanbieter Gauselmann: scheinheilig?


1. FC Köln
Vorwurf der Scheinheiligkeit: Das Problem mit der Wette


01.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Werbung für Sportwetten klebt an der Schaufensterscheibe eines Wettbüros.Vergrößern des Bildes
Werbung für Sportwetten klebt an der Schaufensterscheibe eines Wettbüros (Symbolbild): Wie lässt sich das FC-"Werterad" mit dem neuen Kooperationspartner vereinbaren? (Quelle: picture alliance / dpa./dpa)

Der 1. FC Köln sieht sich der Kritik einiger Fans ausgesetzt. Der Grund: die Kooperation mit einem Glücksspielanbieter. Die Debatte zeigt zwei Probleme.

Der 1. FC Köln schreibt sich auf die Fahne, für einen besonderen Wertekompass im Profifußball zu stehen. Der Klub zog mit einer großen Kampagne gegen die WM in Katar ins Feld. Zuletzt wurde in großem Stil ein neues "Werterad" vorgestellt, welches allem Handeln innerhalb des Vereins zugrunde gelegt werden soll. Zudem hat man sich in der Bundesliga gegen die Großkopferten gestellt und den Einstieg eines Investors in der DFL zunächst verhindert.

Nun aber ist der FC negativ aufgefallen, zumindest sehen dies einige Fans so. Einerseits stellten die Geißböcke eine Kooperation mit der Gauselmann-Gruppe vor, einem deutschen Anbieter für Glücksspiel. Andererseits schwieg die Klub-Führung zum Kuss-Skandal bei der Frauen-WM. Was für die Kölner Verantwortlichen zu Katar noch Anlass für Podiumsdiskussionen und zahlreiche Äußerungen in den Medien gewesen war, war ihnen nun nicht einmal mehr ein Statement in den sozialen Netzwerken wert.

Shitstorm wäre zu hoch gegriffen

Ein Vorwurf in den sozialen Netzwerken lautet, das neue Werterad des FC gelte immer nur dann, wenn es für den Klub bequem sei und man in der Öffentlichkeit gut aussehen könne. Ein Vorwurf, dem sich insbesondere das Präsidium in seiner bislang vierjährigen Amtszeit schon häufiger ausgesetzt gesehen hat.

Insbesondere die Kooperation mit dem Glücksspielunternehmen Gauselmann stößt auf Kritik. Dutzende Fans haben ihrem Ärger auf den Social-Media-Kanälen des Klubs Luft gemacht. Von einem Shitstorm zu sprechen, wäre zu hoch gegriffen. Doch innerhalb des FC wird wahrgenommen, dass die Verkündung nicht gut angekommen ist. Der Tenor: Der FC dürfe einem Unternehmen, das auch von der verhängnisvollen Krankheit der Spielsucht profitiere, keine zusätzliche Plattform geben.

St. Pauli facht Diskussion neu an

Solche Rückmeldungen hat es freilich auch schon in der Vergangenheit gegeben. Denn Gauselmann folgt lediglich auf bwin. Der FC arbeitet schon seit vielen Jahren mit Wettanbietern zusammen. Trainingslager werden finanziert, Testspiele veranstaltet und indirekt neue Spieler subventioniert. So wie in der gesamten Branche.

Aktuell gibt es nur eine Ausnahme – und diese Ausnahme dürfte nun den Unmut zusätzlich angeregt haben. Der Zweitligist St. Pauli hatte zuletzt als erster Profiklub bekannt gegeben, dass man keine Sponsorenverträge mehr mit Wettanbietern abschließen werde. Auch dort war, wie beim FC, der Vertrag mit bwin ausgelaufen. Ob die Entscheidung aus Überzeugung getroffen wurde oder aus der Not eine Tugend gemacht wurde, weil man nicht sofort einen anderen Partner gefunden hatte, ist nicht bekannt.

FC will Spielsucht thematisieren

So mancher Fan hätte sich nun gewünscht, dass der FC diesem Vorbild folgt. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass sich die Geißböcke dies nicht leisten können. Der Klub geht finanziell am Stock, braucht jede Einnahmequelle, erhöht überall die Preise, erschließt neue Einnahmequellen. Und so schloss man auch den Vertrag mit der Gauselmann-Gruppe.

Aus dem FC hieß es auf Nachfrage, man werde künftig die Gefahren der Spielsucht gemeinsam mit dem neuen Partner öffentlich thematisieren, um für Aufklärung zu sorgen. Im Gegensatz zu anderen Klubs habe man sich bewusst für einen deutschen Wettanbieter entschieden, der nicht nur über die entsprechenden Lizenzen verfüge, sondern auch verantwortungsvoll mit dem Glücksspiel umgehe. Das Familienunternehmen führt Dr. Wolfgang Kursawe als Ansprechpartner auf seiner Website, einer der bekanntesten Suchttherapeuten in Deutschland und der ehemalige Leiter der Fachstelle Glücksspielsucht in Köln.

FC wird Auskunft geben müssen

Allerdings dürfte die Kooperation die Verantwortlichen noch einmal einholen. Am 27. September steigt die Mitgliederversammlung der Geißböcke in der Lanxess Arena. Einige Fans haben bereits angekündigt, dort das Wort zu erheben. Dann wird der Klub womöglich auch Auskunft geben müssen, wie es um die Kooperation mit 365 Wanmei Sports bestellt ist.

Die asiatische Firma wurde 2021 als neuer Partner und als "Asiens größte eSports- und Entertainment-Plattform" vom FC präsentiert – allerdings nicht öffentlich, sondern lediglich in der damaligen Dezember-Ausgabe des Partnermagazins "BUSINESSECHO". Wie 11Freunde anschließend berichtete, verbirgt sich hinter 365 Wanmei Sports ein Buchmacher. Dieser sollte bei der Internationalisierungsstrategie des Klubs in Asien helfen. Der Vertrag lief im Juni 2023 aus. Ob er verlängert wurde, ist bislang nicht bekannt.

Verwendete Quellen
  • 11Freunde - Im Griff des Kraken: https://11freunde.de/artikel/im-griff-des-kraken/8472884
  • Geissblog
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