1. FC Köln: Baumgart als Flick-Nachfolger – Overath kann es sich vorstellen

Wolfgang Overath wird 80 Jahre alt. Für den Deutschen Fußball-Bund hat der Weltmeister von 1974 einen Tipp bei der Suche nach einem neuen Nationaltrainer.

Am 29. September 2023 steht Wolfgang Overath "ein relativ schlimmer Tag" bevor, wie er sagt. Der einstige Weltklasse-Mittelfeldspieler wird 80 Jahre alt. Er werde wegfahren, habe keine Lust auf eine Party. "Ich bin froh, wenn das vorbei ist."

Overath ist noch immer topfit, spielt weiterhin Fußball, arbeitet jeden Tag und hat gerade mit dem WDR-Moderator Sven Pistor ein Buch geschrieben. "Alleine kannst du nicht gewinnen" ist ein Zwiegespräch des Duos über Fußball, Familie und Anekdoten aus der Vergangenheit. Dass das Buch zu seinem Jubiläum erscheint, ist Overath eigentlich nicht recht. Aber was muss, das muss.

Buchhonorar fließt in soziale Hilfe

"Vor zehn Monaten kamen die Granaten vom Verlag zu mir", erzählt der Rekordspieler des 1. FC Köln am Dienstag am Geißbockheim. "Da wollte ich noch nicht. Aber dann haben sie weiter genervt und diesen nicht ganz unsympathischen Typen dazu geholt." Gemeint ist Pistor, der seit Jahren die Bundesliga-Sendung "WDR2 Liga Live" moderiert.

"Dann habe ich gefragt, wie viel sie mir zahlen, und das war dann viel. Also habe ich es gemacht." Es sei erwähnt, dass Overath das Geld in den "Wolfgang Overath Fonds" beim Erzbistum Köln fließt, mit dem der Weltmeister von 1974 Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten unterstützt.

"Baumgart ist ein Granaten-Trainer"

Bis heute spricht Overath gerne und überall über Fußball. Im Buch, aber auch am Dienstag vor Ort beim FC. Seine Begeisterung steigt, wenn ein Name fällt: Steffen Baumgart. "Er ist ein Granaten-Trainer", sagt er. "Der FC ist ja kein Team mit sieben oder acht Stars, sondern eine ganz normale Mannschaft. Aber die rennt und rennt und rennt. Das geht nur über ihn."

Und dann schlägt Overath einen Bogen, der aktueller kaum sein könnte. Es geht um die Diskussion, wer neuer Bundestrainer werden soll, wer Hansi Flick beerben und die Nationalelf wieder auf Kurs bringen soll. "Du kannst heute nur erfolgreich sein, wenn du einen Trainer hast, der die Menschen einfangen kann, der es schafft, die Spieler hinter sich zu vereinen", sagt Overath.

Das ist das Problem der DFB-Elf

Genau das hatte Flick zuletzt nicht mehr geschafft. Er hatte die Kabine verloren. Er hatte die Fans verloren. Und schließlich hatte er seinen Job verloren. Overath glaubt zu wissen, was dem DFB fehlt. "Ich bin der Letzte, der sich ein Urteil über den Trainer erlaubt. Aber wir haben gute Spieler. Was fehlt, ist das Selbstbewusstsein. Wir riskieren auf dem Platz zu wenig. Das kann sich aber ganz schnell wieder drehen, weil wir die Qualität haben."

Das soll später der Sieg gegen Frankreich am Dienstagabend zeigen, den Overath alleine zu Hause anschauen wird. Doch vorher hat er bereits eine Idee, was der DFB braucht: "Vom Typ her wäre Baumgart einer, der der Nationalmannschaft jetzt guttun würde. Er bringt die Spieler persönlich weiter. Das ist sensationell." Auch wenn er wohl wissen dürfte, dass der FC den 51-Jährigen kaum gehen lassen würde, selbst wenn der DFB den FC-Trainer in Erwägung ziehen würde.

Overath glaubt an erfolgreiche DFB-Zukunft

Dennoch: Overaths Botschaft an den DFB ist klar. Die Verantwortlichen in Frankfurt müssen nun einen Neuanfang wagen, eine Wende im "Weiter so" der letzten Jahre. Klinsmann, Löw, Flick – fast zwei Jahrzehnte baute ein Bundestrainer auf seinem Vorgänger auf. War das erste Jahrzehnt von großem Erfolg gekrönt, wurden anschließend vor allem große Fehler gemacht.

Overath glaubt, dass der DFB mit der richtigen Trainerwahl schnell wieder die Kurve kriegen könnte. "Ich glaube nicht, dass wir eine lange Zeit ohne Titel vor uns haben." Und so traut das Idol des 1. FC Köln der Nationalelf auch eine gute EM 2024 zu. Mit dem richtigen Trainer. Auch wenn dieser wohl nicht Steffen Baumgart heißen wird.