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Rhein und das Klima: Wird Deutschlands größter Fluss ganz verschwinden?


Klimakrise am Rhein
Wird Deutschlands größter Fluss verschwinden?

Von Io Görz

Aktualisiert am 08.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Wegen der Dürre ist der Wasserpegel des Rheins stark gefallen.Vergrößern des Bildes
Wird der Rhein in Zukunft so oder sogar noch schlimmer aussehen? (Quelle: imago-images-bilder)

Trocknet Vater Rhein völlig aus und wird Deutschlands größter Fluss am Ende des 21. Jahrhunderts verschwunden sein? Die Klimakrise wirft Fragen wie diese auf.

Die Klimakrise wird immer sichtbarer – auch in gemäßigten Breiten wie Deutschland. Die Extremwetterlagen häufen sich, und sowohl Hitze als auch starke Niederschläge und daraus resultierende Hochwasser treten vermehrt auf.

Das trifft auch den Rhein, die Lebensader im deutschen Westen – und es stellt sich die Frage: Wird der Rhein irgendwann einfach verschwinden? Der Fluss, der von der Schweiz bis in die Nordsee fließt und eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt ist, wird unter anderem stark von der alljährlichen Gletscherschmelze befüllt. Jedes Jahr im Anschluss an die Schneeschmelze im Frühjahr fließen große Wassermassen in den Rhein und verhelfen ihm zu regulären Pegelständen auch in den eher trockeneren Sommermonaten.

Das passiert, wenn das Gletscherwasser ausbleibt

Doch diese Quelle wird versiegen. Forscher gehen davon aus, dass schon Mitte des 21. Jahrhunderts kein Gletscherwasser mehr in den Rhein fließen wird – es werden schlicht keine Gletscher mehr da sein, die abschmelzen könnten. Diese düstere Prognose traf der Meteorologe Andreas Wagner im Interview mit dem SWR im Sommer 2023. Optimistische Schätzungen gehen immerhin noch von Zufluss aus den Alpengletschern bis zum Jahr 2100 aus. Doch spätestens dann kommt kein Schmelzwasser mehr in den Rhein, um ihn in den immer heißeren Sommermonaten zu füttern.

Video | Animation zeigt - Auch diese Orte könnten verschwinden
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Quelle: t-online

Während die Niederschlagsmengen in den Hochgebirgslagen weiterhin relativ hoch sein werden, wird die Lage im Flachland kritischer werden: Hier werden hohe Temperaturen in Verbindung mit ausbleibendem Regen und Gletscherwasser zu drastisch reduzierten Flusspegeln führen. Auch die Zuflüsse des Rheins werden die ausbleibenden Wassermengen nicht ausgleichen können – leiden sie doch unter den gleichen Problemen wie Hitze oder geringen Niederschlagsmengen.

Die Auswirkungen der Trockenheit im Sommer

Konkret heißt das: Im Hochsommermonat August könnte die Wassermenge im Rhein um ein Drittel oder gar bis zur Hälfte zurückgehen. Das hat die Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebiets (KHR) errechnet. Das heißt, der Rhein wird nicht komplett verschwinden, darin sind sich Forschende einig, die Folgen für die Menschen am Rhein und darüber hinaus werden aber dramatisch sein. Es werde "erhebliche Änderungen der Umwelt- und Wirtschaftsbedingungen" geben, warnt Enno Nilson, Wissenschaftler an der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in einer Ausgabe des Magazins "National Geographic".

Für die Menschen etwa in Köln brächte ein deutlich schmalerer Rhein mit wenig Wasser Probleme bei der Trinkwasserversorgung mit sich. Zunächst würde das Trinkwasser zwar nicht komplett fehlen, aber die Preise würden weiter steigen. In Köln wird das Trinkwasser nämlich aus einem Mix aus Grundwasser und Uferfiltrat gewonnen. Führt der Rhein nur noch die Hälfte an Wasser, hat das auf jeden Fall drastische Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit.

Für die Industrie entlang des Rheins hat ein extrem niedriger Pegelstand gleich mehrere negative Auswirkungen: Für Kraftwerke und Fabriken wird dringend benötigtes Kühlwasser knapp, und darüber hinaus wird der Rhein nicht mehr wie gehabt als Transportader fungieren können. Wenn die Fahrrinne weniger Wasser führt, können Schiffe nicht mehr so schwer beladen werden. Das bedeutet höhere Frachtkosten. Das treibt die Preise für die Industrie und letztlich für die Verbraucher in die Höhe. Für die Landwirtschaft wird ebenfalls weniger Wasser zur Bewässerung der Äcker zur Verfügung stehen, und nicht zuletzt erzeugen Wasserkraftwerke entlang des Rheins weniger Strom bei geringen Abflüssen.

Niedriger Rheinpegel: Drastische Auswirkungen für Flora und Fauna

Für die Tier- und Pflanzenwelt im und am Rhein wird ein niedriger Pegelstand existenzbedrohend sein: Tiere und Pflanzen, die auf Feuchtgebiete angewiesen sind, darunter seltene Vogelarten, finden dann keinen Lebensraum am Rhein mehr. Im Wasser selbst werden höhere Temperaturen zu geringerem Sauerstoffgehalt führen, zudem werden Abwässer bei abnehmendem Wasserstand weniger verdünnt und die Belastung steigt. Durch den geringeren Sauerstoffgehalt werden sich auch giftige Algen und Cynobakterien vermehren – ein weiterer Sargnagel für das Leben im Rhein.

Der Rhein wird nicht verschwinden, aber das Leben in und an Deutschlands längstem Strom wird sich drastisch verändern. Die Extreme werden sich verstärken: Starkes Hochwasser wird neben deutlich niedrigerem Pegelstand im Sommer dazu führen, dass sich Menschen, Tiere und Pflanzen zwischen Bodensee und Nordsee auf ganz neue Bedingungen einstellen müssen.

Verwendete Quellen
  • klimareporter.de: "Ohne Gletscher fehlt das Wasser"
  • Studie der internationalen Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes: "Auswirkungen des Klimawandels auf die Abflussanteile aus Regen, Schnee und Gletscherschmelze im Rhein und seinen Zuflüssen"
  • nationalgeographic.de: Was wäre, wenn der Rhein austrocknet?
  • Studie der internationalen Kommission zum Schutz des Rheins: "Klimawandelanpassungsstrategie für die IFGE Rhein"
  • Quarks.de: "Das passiert, wenn die Alpengletscher verschwinden"
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