t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Köln: Dieser Verein lud den Taliban in die Ditib-Moschee


Eklat in Ditib-Moschee
Der Kulturverein, der den Taliban nach Köln geholt hat

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 23.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Die Ditib-Moschee in Chorweiler: Hier hielt der Taliban-Funktionär Abdul Bari Omar seine Rede.Vergrößern des Bildes
Die Ditib-Moschee in Chorweiler: Hier hielt der Taliban-Funktionär Abdul Bari Omar seine Rede. (Quelle: t-online/nfr)

Ein Taliban-Mitglied hält auf Einladung des "Kulturvereins der Kunar Jugendlichen" in einer Kölner Ditib-Moschee eine Rede. Das ist zu dem Verein bekannt.

Der Auftritt eines Taliban-Funktionärs in Köln führte in der vergangenen Woche zu bundesweiter Empörung. Abdul Bari Omar, Leiter der afghanischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde, hatte am 16. November in den Räumlichkeiten der Ditib-Gemeinde Köln-Chorweiler eine Rede gehalten, die Taliban nutzten den Auftritt im Internet zu PR-Zwecken. Für die Ditib ist ein Imageschaden entstanden, den die Vorsitzenden der Chorweiler Gemeinde umgehend zu reduzieren versuchten. In einem Statement distanzierte sich Ditib von dem Auftritt.

So soll die Veranstaltung nicht von der Ditib selbst, sondern von einem externen Verein organisiert worden sein, an den man die Räume der Gemeinde vermietet hätte. Zunächst sollte ein afghanischer Kulturverein aus Köln-Meschenich für die Veranstaltung verantwortlich gewesen sein. Später korrigierte die Ditib diese Aussage: In der Eile sei ein fataler Fehler unterlaufen. Tatsächlich habe der "Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V." die Versammlung ausgerichtet und den Taliban-Redner eingeladen.

Im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag, dass bisher nichts über eine extremistische Ausrichtung des "Kulturvereins der Kunar Jugendlichen" bekannt sei. Dennoch bleiben viele Fragen offen.

Vereinsadresse führt zu einer Garage

Der "Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V." besitzt nach t-online-Recherchen weder eine eigene Website, noch ist er in den sozialen Netzwerken aktiv. Tatsächlich scheint der Verein zu agieren, ohne große Spuren im Netz zu hinterlassen. Auf dem Portal "creditreform.de" findet sich lediglich ein knapper Firmeneintrag. Gegenstand der Vereinsaktivitäten sei demnach die "Förderung von Geschichte, Kultur und Kunst", der Vereinssitz befindet sich den Angaben zufolge am Marienberger Weg im Kölner Stadtteil Lindweiler.

Die Adresse führt zu einem Garagenkomplex. Ein Vereinsheim oder Ähnliches scheint es an der besagten Anschrift nicht zu geben. Über das Vereins- und Handelsregister des Kölner Amtsgerichts lässt sich ermitteln, dass der Verein am 15. Oktober 2007 in das Register aufgenommen wurde. Die letzte Eintragung im Register erfolgte im März 2008. Vorsitzender des Kulturvereins ist laut Eintrag ein Mann namens Faridullah S., über den es im Netz ebenso wenig zu finden gibt wie über den Verein selbst.

Ditib lässt Fragen zum Verein unbeantwortet

Die Ditib-Gemeinde in Chorweiler hatte in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass "der Saal Personen zur Verfügung gestellt" worden sei, die der Gemeinde "als Vorstand des Vereins 'Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.' bekannt" seien.

Wie der Kontakt zwischen der Gemeinde und dem einladenden Verein zustande kam und ob und wie man bereits in der Vergangenheit kooperierte, dazu macht Ditib keine Angaben. Telefonische sowie schriftliche Anfragen von t-online dazu blieben sowohl vonseiten der Ditib Deutschland als auch der Chorweiler Gemeinde unbeantwortet. In einer weiteren Stellungnahme schreibt die Ditib nur, dass man dem "Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V." nach der Veranstaltung Hausverbot erteilt habe.

Ditib-Vorstand nahm an der Veranstaltung teil

"Die Ditib lehnt, gemeinsam mit all ihren Verbandsstrukturen, jede – auch nur geistige – Nähe zur Taliban oder anderen Extremisten ab", heißt es in dem Statement weiter. "Wir distanzieren uns in aller Entschiedenheit unmissverständlich von Extremismus, Terror und Gewalt." Der Verband wolle den Vorfall intern aufklären und fordere gleichzeitig auch von den staatlichen Einrichtungen eine lückenlose Untersuchung.

Ganz aus der Verantwortung ziehen kann sich Ditib jedoch nicht: Der Veranstaltung soll laut NRW-Innenminister Herbert Reul auch ein Vorstandsmitglied des Kölner Gemeindeverbands beigewohnt haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • firmeneintrag.creditreform.de: Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.
  • handelsregister.de: Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.
  • ditib.de: "Unsägliche Veranstaltung in der DITIB-Moschee Chorweiler – Weitere Präventiv- und Schutzmaßnahmen erforderlich"
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website