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Köln: Taliban-Funktionär in Moschee – Ditib-Gemeinde distanziert sich


Ohne Visum in Deutschland
Auswärtiges Amt verurteilt Besuch von Taliban-Funktionär

Von Florian Eßer, Nils Frenzel

Aktualisiert am 18.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Abdul Bari Omar: Der Taliban-Funktionär hielt eine Propagandarede in einer Kölner Moschee.Vergrößern des Bildes
Abdul Bari Omar: Der Taliban-Funktionär hielt eine Propagandarede in einer Kölner Moschee. (Quelle: twitter.com/Zabihullah Mujahid)

Ein Taliban-Funktionär ist in der Ditib-Moschee in Köln aufgetreten. Die lokale Ditib-Gemeinde distanziert sich von der Veranstaltung. Wie es zu dem Auftritt kommen konnte, ist unklar, das Auswärtige Amt hatte kein Visum ausgestellt.

In einer Moschee in Köln-Chorweiler hat ein Taliban-Funktionär für Spenden für die Terrororganisation geworben. Einen 40-sekündigen Clip des Auftritts von Dr. Abdul Bari Omar teilte am Nachmittag Civan Akbulut, Mitglied im Integrationsrat Essen auf X, vormals Twitter. Das Video zeigt Omar in einem vollbesetzten Saal der Moschee – im Hintergrund gut zu erkennen: ein Schild mit dem Aufdruck der Chorweiler Gemeinde. Auch ein Abgleich des Videos mit Fotos des Saals auf der Website der Gemeinde verortet den Clip in den Räumlichkeiten der Moschee.

Zu dem Auftritt von Omar schrieb Akbulut: "Dort hat er für die Taliban geworben. Eine neue Eskalationsstufe. Der Ditib-Verband gehört nun endgültig zerschlagen, die Rädelsführer verhaftet & die türkischen Religionsattachés ausgewiesen."

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Abdul Bari Omar ist Direktor der Nationalen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde der Taliban. Auch das Medium "Afghanistan International" berichtete von dem Auftritt. Hiernach forderte er die Zuhörer auf, die Taliban nach ihren "Erfolgen" und nicht nach den Darstellungen in den Medien zu beurteilen. Omar ist seit 2021 Mitglied des Kabinetts der Taliban, die die Kontrolle über das Land übernommen haben.

Taliban-Funktionär ruft in Köln zu Spenden auf

Auch der Pressesprecher der Taliban, Zabihullah Mujahid, bestätigte die Echtheit des Videos und teilte Fotos von Omars Auftritt auf X. Mujahid, schrieb dazu, dass Omar den Besuchern des Vortrags erklärt habe, dass es in Afghanistan sicher sei, der Wiederaufbau des Landes im Gange sei und "alle" die Entwicklung Afghanistans unterstützen sollten – auch mit finanzieller Hilfe. Seinen Auftritt versah Omar also mit einem Spendenaufruf für die Taliban, wie eine Übersetzung durch t-online bestätigt.

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Die Taliban ist eine radikalislamische Terrororganisation, die von 1996 bis 2001 in Afghanistan regierte. 20 Jahre nach ihrer Vertreibung kehrten die Taliban zurück und übernahmen 2021 erneut die Macht. Die Taliban wird sowohl von der Europäischen Union als auch von US-amerikanischen Behörden als Terrororganisation eingestuft.

Auch Abdul Bari Omar selbst teilte am Freitag ein Video auf X, vormals Twitter, das ihn in der Moschee in Köln-Chorweiler zeigt. Dazu schrieb er: "Danke an alle immigrierten Brüder in Europa für die Liebe für Afghanen in Europa."

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Ditib distanziert sich von Taliban-Funktionär

Brisant ist außerdem, dass die Veranstaltung in einer Kölner Ditib-Moschee stattfinden konnte. Zur Türkisch-Islamischen Union (Ditib) gehören bundesweit mehr als 900 Ortsgemeinden. Die größte islamische Organisation in Deutschland vertritt nach eigenen Angaben über 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Am Freitagmittag hat die Ditib-Gemeinde in Köln-Chorweiler eine Stellungnahme zu dem Vorfall veröffentlicht. Darin heißt es, dass der Saal durch den "Afghanischen Kulturverein Köln Meschenich e.V." angemietet worden sei, von dem Besuch des Talibans habe man nichts gewusst.

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"Dieser Verein ist in Köln ansässig und gehört nicht zum Ditib-Verband", heißt es in dem Statement. "Wir sind schockiert über diese Veranstaltung. Wir sind zutiefst enttäuscht, dass unser Vertrauen dermaßen ausgenutzt wurde." Dies, so die Gemeinde weiter, stelle einen "eklatanten Vertragsbruch dar". "Unsere Gemeinde, unser Verband, die Ditib lehnt jede –auch nur geistige – Nähe zur Taliban ab. Wir distanzieren uns in aller Entschiedenheit von dem Verein 'Afghanischer Kulturverein Köln Meschenich e.V.', den Rednern und den Inhalten dieser Veranstaltung."

Kein Visum durch das Auswärtige Amt erteilt

Am Abend verurteilte das Auswärtige Amt den Auftritt von Abdul Bari Omar aufs Schärfste verurteilt. In einer Mitteilung auf X, vormals Twitter, heißt es, dass zu den vorliegenden Personendaten kein Visum durch eine Visastelle erteilt wurde. "Wir prüfen in engem Austausch mit den Innenbehörden und Partnern weitere Maßnahmen." so das Auswärtige Amt.

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Verwendete Quellen
  • auswaertiges-amt.de: Deutschland und Afghanistan: Bilaterale Beziehungen
  • bpb.de: Muslimische Institutionen und Moscheegemeinden
  • ditib-chorweiler.de: Verlobungs- & Konferenzsaal
  • twitter.com: @Zabehulah_M33
  • Anfrage bei Ditib Köln und Ditib Köln-Chorweiler
  • Anfrage beim NRW-Innenministerium
  • Eigene Recherche
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