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"Big Brother" in Köln: So lebt es sich im TV-Container in Bocklemünd


Vor Start von "Big Brother"
So lebt es sich im TV-Container in Bocklemünd

Von Nils Frenzel

01.03.2024Lesedauer: 4 Min.
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Selbsterfahrung im "Big Brother"-Haus: Selbst auf der Toilette ist eine Kamera angebracht. (Quelle: t-online)

Am Montag startet die neue Staffel von "Big Brother". Insgesamt 16 Kandidaten lassen sich 100 Tage in einem Container bewachen. Vorab gab es ein "Probewohnen".

An diesem Dienstagmorgen versammeln sich eine bunte Mischung aus Influencern, Podcastern und Journalisten auf dem Gelände des WDR in Köln-Bocklemünd. Wenige Tage vor dem Start der neuen Staffel hat die Produktionsfirma zum "Big Brother-Probewohnen" eingeladen. Unter den Teilnehmern: Mehrere Persönlichkeiten aus der Trash-TV-Welt, darunter unter anderem Content Creator Sanijel Jakimovski, Patrick Abele, besser bekannt als "Mr. Trash-TV", Colin Gäbel vom Podcast "Erdbeerkäse", Stephanie Stark, ehemals beim Bachelor zu sehen, Lena Schiwiora, bekannt aus "Love Island", sowie Autor, Musiker und Podcaster Max Richard Leßmann und Journalisten von überregionalen und lokalen Medien, die mit einziehen, um über dieses Ereignis zu berichten.

Spartanisches Wohnen unter totaler Beobachtung

Nach 24 Jahren kehrt "Big Brother" zu seinen Wurzeln auf das WDR-Gelände nach Bocklemünd zurück und sperrt die Teilnehmenden der aktuellen Staffel ab Montag wieder in eine Unterkunft, die von simpel bis spartanisch reicht. Die Bewohner müssen sich im Schlafzimmer mit Stockbetten arrangieren und der Außenbereich gleicht eher einer Terrasse als einem Garten. Auf insgesamt 378 Quadratmetern bietet der Container neben den üblichen Wohnräumen auch zwei Sprechzimmer, Sanitäranlagen und einen Innenhof – ein Raumangebot, das auf den ersten Blick sehr überschaubar wirkt. Der TV-Container präsentiert sich als Antithese zur gemütlichen Ikea-Musterwohnung: eine schmucklose Inneneinrichtung, die so wirkt, als hätte eine Künstliche Intelligenz sie planlos zusammengewürfelt.

Bereits nach kurzer Zeit greift der omnipräsente "große Bruder" ein: Die Teilnehmer sollen einen sogenannten "Container-Chef" wählen. Während sich die Journalisten unter den Anwesenden zurückhalten, fällt die Wahl einstimmig auf den erfahrenen Trash-TV-Kenner Sanijel Jakimovski. Mit einem grünen Button, der ihn als Container-Chef auszeichnet, wird er zum zentralen Entscheidungsträger für alle kommenden Herausforderungen im Container.

Warten als Konzept

Nachdem der Container-Chef vier Teamkapitäne ernannt hat und diese sich ein Team zusammengestellt haben, steht das erste Spiel im "Raum der Entscheidungen" an. Auf einem Bildschirm werden Farben angezeigt, die sich die Beteiligten merken müssen. Anschließend müssen Luftballons aufgeblasen und in der richtigen Reihenfolge platziert werden. Mit Informationen über das Spiel hält sich "Big Brother" bedeckt. Wie viele Runden es gibt, ist unklar. Nur das Nötigste wird erklärt. Und es gibt Pausen. Immer wieder Pausen. Vor dem Spiel, während des Spiels, nach dem Spiel. Im "Big Brother"-Container ist Warten Teil des Konzepts.

"Die waren ganz komisch, die nehmen das total ernst"

Nach dieser ersten und letzten Spielrunde wird gemeinsam gekocht. Das Mittagessen: Spaghetti mit Pesto und Bratkartoffeln. Beim Essen dann der erste Konflikt. Als die zweite Spielergruppe zurück aus dem "Raum der Entscheidungen" kommt, beschwert sich eine Bewohnerin beim Nachsalzen der Spaghetti und hinter vorgehaltener Hand darüber, dass die andere Gruppe die Niederlage nicht gut verkraftet habe: "Die waren ganz komisch, die nehmen das total ernst."

Wenig später der nächste Eklat. Ein Boulevard-Journalist wirft einer Fernsehjournalistin Passivität vor. Der konkrete Vorwurf: Die Fernsehjournalistin sei im Haus zu still und trage nichts zur Gruppe bei. Im fertigen TV-Beitrag werde später dann aber ein anderes Bild von ihr als Teilnehmerin gesendet, so der Boulevard-Journalist. Ein kurzer Streit entsteht, die anderen Bewohner reagieren.

"Der hat wohl gesagt, dass es am Ende dann wieder so ein quirliger Zwei-Minuten-Beitrag wird, obwohl sie seit Stunden nichts sagt", so erzählte es ein Teilnehmer anderen Bewohnern im Außenbereich. Ob die Situation genau so passiert ist, ist bis zum Auszug unklar – und vielleicht auch gar nicht so wichtig.

"Big Brother" entgeht nichts – den Bewohnern noch weniger

Es kommt zur Nominierungsrunde. Der Teamchef verteilt Stift und Zettel, die Bewohner werden gebeten, einen Namen aufzuschreiben. Wer muss den Container als Erstes verlassen? "Big Brother" bittet jeden Teilnehmer einzeln, das Schild umzudrehen und den Namen laut vorzulesen. Jeder Bewohner begründet seine Entscheidung und auch hier sind es wieder die von "Big Brother" eingesetzten Pausen, die den Bewohnern das Gefühl geben, sich lange für ihre Entscheidung rechtfertigen zu müssen

Die Entscheidung wird ein Politikum – und einige begründen ihre Nominierung für den Boulevard-Journalisten, der dann auch als Erster ausziehen muss, mit der Situation einige Stunden zuvor: "Ich nominiere, Tom, weil ich eben mitbekommen habe, dass es zwischen Dir und Sarah eine Situation gab, die manche hier, glaube ich, als unschön empfunden haben" ist der ungefähre Wortlaut einer Nominierung für den Boulevard-Journalisten am späten Nachmittag. Zwar entgeht "Big Brother" mit den 60 Kameras im Container nichts, aber den einzelnen Bewohnern noch viel weniger.

Persönliches Fazit: 100 Tage TV-Container sind zu viel

Der Tag im TV-Container endet am Dienstag um 18 Uhr. Nach und nach werden die Bewohner unter Anweisung der blechernen "Big Brother"-Stimme entlassen – der nominierte Boulevard-Journalist als Erstes. Zuvor hatte es im Sprechzimmer die Möglichkeit gegeben, ein persönliches Fazit zu ziehen. Kann man sich vorstellen, hier 100 Tage hier zu leben? Der Autor dieses Textes findet: unter keinen Umständen. Auch nicht für sehr viel Geld. Keine persönlichen Gegenstände, Vollzeitüberwachung und das Gefühl, mit fremden, unbekannten Menschen auf engstem Raum leben zu müssen. Eine Erfahrung, für die ein Tag reicht.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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