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Köln: Stephan Brings kritisiert soziale Spaltung in der Stadt


Stephan Brings über soziale Spaltung
Zu viele bleiben unsichtbar

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MeinungEine Kolumne von Stephan Brings

28.07.2025 - 16:26 UhrLesedauer: 2 Min.
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Ein Obdachloser bettelt an einer Ampel auf dem Hohenzollernring (Symbolbild): Der Rhein trennt in Köln teilweise auch Reichtum und Armut. (Quelle: Christoph Hardt/imago)
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Als Radfahrer überquert Stephan Brings regelmäßig eine ganz besondere Markierung in der Stadt. Dieser "Äquator" lässt ihn immer wieder nachdenklich werden.

Es gibt Dinge in unserer Stadt, über die man eigentlich täglich reden und streiten müsste, weil sie unter den Nägeln brennen. Ganz oben steht für mich die soziale Spaltung. Denn was aus dir wird, hängt auch in Köln davon ab, wo du geboren wirst und aufwächst.

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Kita-Platz, Schule, ein Umfeld, in dem Kinder sich frei bewegen und auf das Leben vorbereiten können. Solche Veedel gibt es in Köln – na klar! Und das sind einige: Klettenberg, Sülz, Lindenthal, Südstadt, Nippes. All diese besseren Veedel spielen immer wieder eine Rolle in der Stadt. Meistens sind das entscheidende Rollen.

Hier wird Kultur großgeschrieben, hier machen die Pänz Abi, hier werden Menschen groß, die später wieder Entscheidungen in der Stadt fällen. Hier werden Lasten-E-Bikes gefahren, die nachts sicher in der Garage neben dem Volvo-SUV stehen. Hier wird das Leben gefeiert, weil es meistens was zu feiern gibt. Und wenn es nur die Tatsache ist, dass man dazugehört. Eben zu diesem Teil der Stadt.

"Ab hier sinkt deine Lebenserwartung um sechs Jahre!"

Mein Leben ohne Führerschein hat mich zum ewigen Radfahrer gemacht. Das bedauere ich keine Sekunde. Auch nicht bei einem fetten Platzregen. Was das Radfahren durch unsere Vaterstadt mir gibt, ist einfach zu wertvoll. Zum Beispiel auf dem Weg zu einem Studiotermin drüben in Brück. Also von Nippes rüber op die schäl Sick.

Ungefähr auf der Mitte der Zoobrücke, quer über den Fuß- und Radweg, führt ein roter Strich. Da steht in Fahrtrichtung Mülheim geschrieben: "Ab hier sinkt deine Lebenserwartung um sechs Jahre!" Das habe ich sofort gegoogelt. Es ist tatsächlich so, dass dort, wo das Geld wohnt, wo gute Ärzte sich um Privatpatienten kümmern, am Ende auch länger gelebt wird.

Op jöck mit offenen Augen

In Mülheim leben die Kölner, laut einem glaubwürdigen Gesundheitsatlas, also sechs Jahre kürzer als beispielsweise in Lindenthal. Es sind also nicht erst die weltweiten Gräben zwischen Arm und Reich, zwischen Erster und Dritter Welt. Es fängt viel kleiner an. Hier, mitten in der Stadt.

Mediale Aufmerksamkeit haben aber immer ganz andere Themen in der Stadt. Die Ost-West-Achse zum Beispiel – oder die Oper. Aber ist das für viele Kölner auf der anderen Seite des "roten Striches" überhaupt Thema? Was nutzt das bei zu hohen Mieten, zu geringem Einkommen, bei zu vielen Sorgen mit Schule, Kinderbetreuung und gegen das Gefühl, abgestempelt zu sein, weil man im falschen Stadtteil lebt? Zu viele sind aus dem Blick verschwunden, zu viele bleiben unsichtbar.

Nur ein Köln für eine Million Kölsche

Kurz vor den Ferien haben Grundschüler wieder mit den Bläck Fööss in der Philharmonie gesungen. Dieses Mal auch das schöne Lied "Mer sin eins" von Kasalla. Es ist unsere Aufgabe als Erwachsene, diese Pänz nicht zu enttäuschen. Nicht alles einfach laufen zu lassen. Sondern einzugreifen und mitzugestalten. Es gibt nur das eine Köln für mehr als eine Million Kölsche.

Sag mir, wem gehört die Stadt?
Den Menschen oder dem Geld?

Danke an jene, die den Strich und die wahren Worte auf den Asphalt bringen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Gedanken des Autors
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