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Corona in Köln: 19-Jährige verlor Job und Wohnung – "Bin oft verzweifelt"


"Bin oft verzweifelt"
19-jährige Kölnerin verliert durch Corona Job und Wohnung


Aktualisiert am 16.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Frau schaut durch ein Fenster (Symbolbild): Eine 19-Jährige in Köln erzählt t-online, wie sie fast auf der Straße gelandet wäre. Doch ein privater Verein half ihr aus der Krise.Vergrößern des Bildes
Eine Frau schaut durch ein Fenster (Symbolbild): Eine 19-Jährige in Köln erzählt t-online, wie sie fast auf der Straße gelandet wäre. Doch ein privater Verein half ihr aus der Krise. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Wegen der Corona-Pandemie verlor eine junge Kölnerin ihren Job, ihr Freund musste wegen Drogenvergehen in Haft. Nur dank der Hilfe eines privaten Vereins ist sie nicht auf der Straße gelandet.

Wie schnell junge Menschen von Obdachlosigkeit betroffen sein können, hat Diana selbst erlebt. Diana ist 19 Jahre alt. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht nennen. Sie lebt zur Zeit alleine in einem Hotel in Köln, um nicht im Obdachlosenheim übernachten zu müssen. "Wir waren bei Freunden untergekommen. Dann gab es Probleme. Es ging auch um Schulden. Und dann standen mein Freund und ich plötzlich auf der Straße", schildert sie ihre Situation. Vor Corona hatte sie als Kellnerin gejobbt. Mit den Schließungen der Bars und Clubs brach diese Einnahmequelle weg. Ihr Freund hat im Drogenmilieu als Kleindealer illegal mitverdient.

Wegen eines anderen Deliktes ist er seit Anfang Dezember in Untersuchungshaft. Beide haben keinen oder kaum noch Kontakt zu den Eltern und werden nicht mehr von ihnen unterstützt. "Mit meinem Vater will ich nichts mehr zu tun haben, und meine Mutter lebt in Peru", erzählt Diana.

Dianas Situation wurde brenzlig

Keine Arbeit, kein Geld, keine Perspektiven – die Lage wurde nun brenzlig. Dann hatte die 19-Jährige von den Sofahoppern der "Off Road Kids"-Stiftung im Internet erfahren. Die Streetworker der privaten Hilfsinitiative haben täglich mit ähnlichen Biografien wie der von Diana und ihrem Freund zu tun. Einer davon ist Nikolas Eiche. Seit Mitte Oktober kennen sie sich. "Wir sprechen viel – über ihre Probleme, mögliche Lösungen, aber auch über Privates", erzählt der 29-jährige Sozialpädagoge. Die Stiftung "Off Road Kids" (ORK) halte für Fälle wie den von Diana einen Fonds für kleinere Notzahlungen bereit – zum Beispiel die Kosten für ein Hotelzimmer, so Eiche.

Junge Erwachsene kommen schwieriger an Hilfe

Sein Kollege und Leiter der ORK-Streetworker-Station Köln, Colin Emde, beschreibt das Dilemma, in dem sich junge Menschen wie Diana und ihr Freund befinden: Weil beide über 18 sind, ist das Jugendamt nicht mehr zuständig. Sie werden an das Jobcenter und das Sozialamt verwiesen. "Doch viele junge Menschen sind mit der Bürokratie, die zu erledigen ist, überfordert und fallen durchs Netz", so Emde.

Hinzu komme, dass diese jungen Erwachsenen oft schlecht ausgebildet seien, Schulden hätten und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung noch nicht so weit seien, alleine mit den Problemen und Anforderungen auf den Ämtern und am Arbeitsmarkt zurechtzukommen. "Sie brauchen dann definitiv Hilfe und wir versuchen mit unserer Erfahrung und guten Kontakten die Hürden zu überwinden, damit unsere Klienten wieder Fuß fassen in unserer Gesellschaft", so Emde.

"Es ist sehr traurig, dass es so gekommen ist"

Aktuell lebt Diana in einer Art Warteschleife. "Ich bin ganz viel auf meinem Hotelzimmer und hänge einfach ab. Ein bisschen mit dem Handy surfen, das war's", erzählt sie ohne Ausflüchte. Das Handy habe sie von ORK bekommen. So könne sie sich jederzeit bei Nikolas und den anderen melden. "Dass mein Freund nicht da sein kann, belastet mich sehr." Fast beiläufig erzählt sie, dass sie ein Kind von ihm bekomme. "Ich bin im vierten Monat schwanger", sagt sie. Früher habe sie ein geregeltes Leben gehabt. "Es ist sehr traurig, dass alles so gekommen ist. Ich bin oft verzweifelt darüber. Dann stehe ich auf und frage mich, was ich überhaupt den ganzen Tag über tun soll."

Wie Diana und ihr Freund kommen junge Leute in Schwierigkeiten oft erst einmal für ein paar Wochen bei Freunden unter. Aber ohne Ausbildung und Perspektiven sei die Gefahr groß, dass sie irgendwann auf der Straße landen, so Emde. Daran will Diana gar nicht denken. Was sie sich denn für das kommende Jahr wünsche: "Ich möchte eine Chance bekommen auf eine eigene Wohnung, in der ich mein Kind groß ziehen kann."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Diana (Name geändert)
  • Gespräch mit Betreuern von "Off Road Kids Köln" Nikolas Eiche und Leiter Colin Emde
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