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Köln: Ex-Handballer ist jetzt Deutschlands Darts-Hoffnung


Von der Sporthalle an die Dartscheibe
Ex-Handballer schafft den Sprung zum Dartsprofi

Von Daniel Rottlaender

Aktualisiert am 03.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Voll fokussiert: Der Wahl-Kölner Florian Hempel (30) gehört jetzt zu den besten 128 Dartspielern der Welt.Vergrößern des Bildes
Voll fokussiert: Der Wahl-Kölner Florian Hempel (30) gehört jetzt zu den besten 128 Dartspielern der Welt. (Quelle: Hempel)

Florian Hempel (30) ist der große Wurf gelungen: Mit dem Gewinn der Tour Card gehört der Ex-Handballer jetzt zum erlesenen Kreis der Darts-Profis. Ab dem 5. März spielt er bei den UK Open sein erstes großes Turnier.

So richtig glauben konnte es Florian Hempel am Morgen des 17. Februar noch nicht. Am Abend zuvor hatte der 30-Jährige den größten Erfolg seiner sportlichen Karriere erreicht: Beim Qualifikationsturnier der Professional Darts Corporation (PDC), dem Weltverband des Dartsports, erspielte sich Hempel die sogenannte Tour Card. Diese erlaubt ihm, in den nächsten zwei Jahren sämtliche Ranglistenturniere auf der Profi-Dartstour zu spielen. "Mein Handy stand die ganze Nacht nicht still", erinnert sich Hempel mit einem stolzen Lächeln.

Ab diesem Jahr gehört er nun zu den 128 Dartspielern der Weltrangliste und wird sich in den nächsten zwei Jahren regelmäßig mit den besten Spielern messen können. Der Wahl-Kölner ist sich dieser Ehre bewusst: "Das ist ein absolutes Privileg – für mich ist ein Traum wahr geworden".

Vom Handball-Torwart zum Darts-Profi

Seit 2017 spielt der ehemalige Handball-Torwart, der auch in der zweiten Bundesliga zum Einsatz kam, Darts; seit 2018 als Profi. "Wir hatten in meiner damaligen WG eine Dartscheibe hängen. Als ich drei Wochen Urlaub hatte, habe ich angefangen, mehr zu spielen", erzählt Hempel. Sein Ziel war es zunächst, die höchstmögliche Aufnahme zu werfen: eine 180, "wie man es aus dem Fernsehen kennt". Lächelnd ergänzt er: "Das ist mir auch relativ schnell gelungen".

Doch anstatt seine erste 180 in der Kneipe um die Ecke zu feiern, trainierte Hempel weiter, zwischen fünf und acht Stunden am Tag. Auch seinen Job als selbstständiger Fitnesstrainer gab er 2018 zugunsten des Dartsports auf. Es folgten erste Turniersiege, das Debüt bei der PDC und die ersten Sponsorenverträge.

Die Geschwindigkeit der Entwicklung hat den früheren Handball-Keeper selbst überrascht, doch sein Umfeld habe ihn auf dem Boden gehalten: "Ich habe sehr schnell die richtigen Leute kennengelernt, die mich besonders am Anfang meiner Karriere geführt haben". Bereits 2019 und 2020 hatte sich Hempel in der Q-School, dem Qualifikationsturnier, versucht. Und das mit wechselndem Erfolg: 2019 war er bereits einmal unter den letzten 32, 2020 kam er nur einmal über die erste Runde hinaus, jetzt, 2021 konnte er sich durchsetzen.

Major-Debüt im TV am Wochenende

Am Wochenende wird Florian Hempel nun sein Debüt bei den traditionsreichen UK Open geben, einem der zwölf sogenannten großen Major-Turniere der PDC, die im Fernsehen übertragen werden. Die Vorfreude auf das Event sei riesig, nervös sei er aber etwa angesichts der Medienpräsenz bisher nicht: "Die Scheibe hängt genauso hoch wie zu Hause und die Entfernung ist auch dieselbe."

Eine Sache ist aber anders: Im Gegensatz zu anderen Turnieren der PDC, gibt es bei den UK Open keine Setzliste. In jeder Runde kann jeder gegen jeden gelost werden. So könnte in Runde zwei oder drei ein Topspieler aus den vorderen Plätzen der Weltrangliste auf Hempel warten.

"Ich fliege nicht nach England, um mir die Stadt anzuschauen – wenn ich mein Toplevel spiele, wird es für jeden schwer, gegen mich zu gewinnen", sagt Hempel selbstbewusst. In Deutschland wird das mit 450.000 Pfund (520.000 Euro) dotierte Ranglistenturnier auf Sport1 und dem Streamingdienst Dazn übertragen.

WM in London als großer Traum

Wo er sich nach den UK Open sieht, möchte Hempel aktuell noch nicht skizzieren: "Ich möchte zunächst erst mal auf der Tour ankommen."

Natürlich sei die jährlich im Dezember stattfindende Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace der "große Traum eines jeden Dartspielers". Hempels Hauptziel sei es jedoch, innerhalb der nächsten zwei Jahre die Top 64 der "Order of Merit" zu erreichen (die offizielle Weltrangliste, die sich aus den erspielten Preisgeldern bei Ranglistenturnieren ergibt, Anm. d.Red.). Der Vorteil: "Dann behält man seine Tour Card automatisch und muss nicht erneut zur Q-School antreten".

Dieses Ziel teilt sich Hempel aktuell mit vier anderen Deutschen, die sich in diesem Januar die Tourkarte erspielt haben und den beiden Top 40- Profis Max Hopp und Gabriel Clemens auf dem Circuit Gesellschaft leisten werden.

Sponsoren fehlen trotz Darts-Hype

Mit insgesamt sechs Profis stellt Deutschland bereits den drittstärksten Block unter den 128 Dart-Profis, hinter England und den Niederlanden. Hempel sieht trotzdem noch deutlichen Verbesserungsbedarf: "Wir brauchen mehr Sponsoren". Hempel weiter: "Es muss mehr Turniere mit einem ordentlichen Preisgeld geben, nur so können sich Spieler finanziell etwas unabhängiger machen und sich mehr auf den Dartsport konzentrieren."

In den Niederlanden seien solche Turniere bereits Standard. Vor der Corona-Pandemie gab es fast jedes Wochenende ein Turnier, bei dem der Gewinner zwischen 500 und 1.000 Euro erhält. "Wir hängen den Niederlanden in der Darts-Entwicklung etwa 10 Jahre hinterher", analysiert Hempel.

Ohne Sponsoren müssten viele Spieler neben dem Dartsport einem Beruf nachgehen, was für die sportliche Karriere nicht förderlich sei. Hempel, der auch selbst Turniere im Kölner Cue Club organisiert, glaubt aber trotzdem an das Potential von Darts in Deutschland: "Der Vorteil ist, dass sich jeder eine Scheibe ins Wohnzimmer hängen kann. Es ist ein simpler Sport, den sowohl Rechtsanwälte als auch einfache Angestellte zusammen in der Kneipe spielen können".

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Florian Hempel
  • Eigene Recherchen
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