Bezirksbürgermeister verlässt Grüne Hupke: "Alte, weiße Männer nicht erwünscht"

Der Kölner Bezirksbürgermeister Andreas Hupke verlässt nach 25 Jahren die Grünen und gründet ein neues Aktionsbündnis. Grund sind Vorwürfe der Altersdiskriminierung.
Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, hat sich mit den Grünen der Stadt Köln verkracht. Der 75-Jährige hat die Partei verlassen, nachdem er nicht mehr zur Kommunalwahl im September aufgestellt worden war.
"Alte, weiße Männer sind nicht mehr erwünscht", schildert Hupke seinen Eindruck im Gespräch mit t-online. "Erfahrungen und Erfolge zählen nicht mehr", bedauert er. Hupke war 25 Jahre Mitglied der Grünen in Köln. Der Politiker wirft dem Parteivorstand Altersdiskriminierung vor.
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Hupke kritisiert fehlendes Engagement der Grünen in Köln
Laut Hupke hätten die Grünen in Köln als größte Ratsfraktion das erforderliche Engagement für eine attraktive Innenstadt nicht ausreichend wahrgenommen. "Als einer, der in den letzten beiden Wahlperioden einstimmig als Bezirksbürgermeister gewählt worden ist, habe ich immer wieder auf die negative Entwicklung der Innenstadt hingewiesen", sagt Hupke.
Hupke kritisierte laut eigenen Angaben das fehlende dezentrale Konzept für hilfsbedürftige suchtkranke Menschen, die immer größer werdende "Ballermannisierung" der 2.000 Jahre alten Innenstadt und die Ablehnung von Bebauungsplänen und Milieu-Schutzsatzungen, welche ein Schutz für die Vielfalt in den Vierteln gewesen wäre.
Kölner Parteivorstand weist Vorwürfe zurück
"Daraufhin wurde ich immer mehr als 'Persona non grata' behandelt und diffamiert", moniert er. "Mir wurde daher knallhart signalisiert, dass ich als alter, weißer Mann keine Chance mehr hätte, als Spitzenkandidat für die kommende Kommunalwahl für die Grünen antreten zu können."
Kirsten Jahn und Cyrill Ibn Salem, die Parteivorsitzenden der Grünen, wiesen die Vorwürfe zurück. "Es gab zahlreiche Gesprächsangebote, über seine (Anm. d. Red.: Andreas Hupke) Zukunft in der Kommunalpolitik zu sprechen, die von ihm bedauerlicherweise nicht wahrgenommen wurden", berichten sie auf Nachfrage von t-online. Hupkes Vorwurf ließe jegliche sachliche Grundlage vermissen.
Austritt bei den Grünen: Hupke gründet neues Aktionsbündnis
Laut Hupke seien keine Gespräche über seine mögliche Zukunft in der Kommunalpolitik geführt worden. "Es wurde lediglich angeboten, darüber zu sprechen, wie man meinen Abschied gestalten könnte", sagt der Kommunalpolitiker weiter. Dies habe er jedoch abgelehnt.
"Es war keine leichte Zeit für mich", betont er. Doch jetzt blicke er nach vorn. Mit dem neu gegründeten "Aktionsbündnis Innenstadt/ Deutz - Team, Andreas Hupke" will der Politiker für die "Rechte der Menschen, die in der Innenstadt und Deutz leben" eintreten.
- Telefonat mit Anderas Hupke
- Anfrage beim Parteivorstand der Grünen in Köln