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Köln: Treppe soll Streit um Brückensperrung im Deutzer Hafen lösen


Protest um Anbindung
Treppe als Ersatz für die Deutzer Drehbrücke

Von Christopher Dröge

01.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Poller Wiesen mit Kölner Skyline (Archivbild): Die Grünfläche ist bei Spaziergängern beliebt.Vergrößern des Bildes
Poller Wiesen mit Kölner Skyline (Archivbild): Die Grünfläche ist bei Spaziergängern beliebt. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Die Sanierung einer Brücke im Deutzer Hafen in Köln trieb die Anwohner auf die Barrikaden. Plötzlich waren sie vom Erholungsgebiet Poller Wiesen abgeschnitten. Ihr Protest zeigte Wirkung.

Seit 1907 verbindet die Drehbrücke am Deutzer Hafen die Siegburger Straße mit der Alfred-Schütte-Allee am Rheinufer, wo die Poller Wiesen Erholung von der Großstadt versprechen. Doch die Technik der seit 1980 unter Denkmalschutz stehenden Brücke zeigte sich in den vergangenen Jahren zunehmend störanfälliger, weshalb sie nun seit dem 22. Februar für 3,7 Millionen Euro grundlegend saniert wird.

Für die Dauer der Sanierung, die noch bis Dezember 2021 dauern soll, wurde die Brücke in die offene Position gedreht, um Schiffen die Durchfahrt in den Hafen zu ermöglichen – der einzige nördliche Zugang zu den Poller Wiesen ist damit gesperrt, Fußgänger und Radfahrer müssen einen Umweg von gut einem Kilometer in Kauf nehmen.

Mit dem Protest der Anwohner, der prompt erfolgte, hatte die Stadtverwaltung offensichtlich nicht gerechnet, denn eine provisorische Überquerungsmöglichkeit war ursprünglich nicht vorgesehen – nun jedoch wird nachgebessert.

"Die Poller Wiesen sind ein Fluchtort"

Eine der Wortführerinnen der Proteste ist Rabea Herl: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Hochschule wohnt in Deutz, ein Spaziergang über die Pollerwiesen gehört zu ihrer täglichen Routine. "Gerade während der Lockdowns des vergangenen Jahres hat das maßgeblich zu meiner geistigen Gesundheit beigetragen", sagt sie. "Die Poller Wiesen sind für viele im Viertel ein Fluchtort, gerade in Zeiten der Pandemie."

Die ausgewiesene Umleitung biete hingegen weder die Kapazitäten, noch eine durchdachte Streckenführung, um allen Verkehrsteilnehmenden den Weg dorthin sicher zu ermöglichen. "Als ich mitbekam, dass vor Ort bereits Unterschriften gegen die Sperrung der Brücke gesammelt wurden, dachte ich, dass man das noch größer aufziehen kann und habe zu Beginn der Sanierung eine Online-Petition gestartet."

Auf diese Petition bekam Herl so viele Rückmeldungen, dass bereits zwei Tage später ein Vernetzungstreffen mit weiteren Anwohnern stattfand, um den Protest zu organisieren. Seitdem ist in den zwei Monaten einiges passiert: So wurden bereits zu Beginn 200 Unterschriften auf Papier gesammelt, die Online-Petition bis Ende April über 2.000 Mal unterzeichnet, bald auch ein Bürgerantrag für ein Provisorium gestellt.

Die Gruppe um Herl holte derweil Gruppen wie den ADFC ins Boot und nahm Kontakte zur örtlichen Politik auf, überzeugte etwa den Bezirksbürgermeister der Innenstadt Andreas Hupke (Grüne) von ihrem Anliegen.

Ein Treppenturm als Lösung?

Auch die Bezirksvertretung Innenstadt stellte daraufhin am 11. März einen gemeinsamen Dringlichkeitsantrag von Grüne, SPD, Linke, Klimafreund und Die Partei auf eine provisorische Querung zu den Poller Wiesen. Zunächst zeigte sich die Verwaltung noch unwillig, doch dann begann ihr Widerstand zu bröckeln. So erstellte das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau eine Machbarkeitsstudie für einen provisorischen Treppenturm von der Severinsbrücke auf den darunter liegenden Molenkopf, von dem aus die Poller Wiesen fußläufig zu erreichen sind. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass ein solcher Turm durchaus zu realisieren ist.

Nun wurde auch die letzte Hürde für diese Lösung genommen: In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde Köln der Errichtung des Treppenturms zu. So soll auf dem Molenkopf ein Fundament für den Turm gegossen werden und der Trampelpfad auf der Deichkrone zum Fußweg ausgebaut werden. Bereits im Juli sollen die Wiesen über die Treppenanlage von der Severinsbrücke aus wieder erreichbar sein.

Eine Lösung für Fußgänger

Die Kosten, die sich nach Rabea Herls Informationen auf etwa 40.000 Euro belaufen sollen, werden als Mehraufwand dem Sanierungsprojekt aufgeschlagen. "Die einzige Einschränkung ist, dass der Fußweg schlichter ausfallen wird als ursprünglich geplant", weiß Andreas Hupke. "Ein wassergebundener Weg erschien dem Beirat als zu großer Eingriff, weshalb es nun eine einfachere Ausführung wird – für Fußgänger geeignet, aber nicht so sehr für Radfahrer."

Eine Einschränkung, mit der Hupke gut leben kann. "Radfahrer können den Umweg über die Umleitung gut bewältigen, das ist schnell gefahren." "Ich habe lange nicht erlebt, dass die Verwaltung sich so kooperativ zeigt, das kenne ich so gar nicht", sagt Hupke. "Hier wurde einmal ein Zeichen für bürgerschaftliches Engagement gesetzt. Man sieht, wo ein Wille ist, ist auch ein Fußweg."

"Es ist schön zu sehen, wie die Zähne ineinander greifen, wenn man sich mit Energie und Ausdauer für etwas einsetzt“, sagt Herl. Eine Fertigstellung im Juli hält sie zwar für sportlich, andere Fachämter könnten noch hineingrätschen. Dennoch sagt sie: "Wir sind sehr froh über das Erreichte."

Verwendete Quellen
  • Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt
  • Rabea Herls, Urheberin der Petition "Übergang Drehbrücke" auf openpetion.de
  • Ratsinformationssystem der Stadt Köln
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